Die Basketballer von Bayern München blasen nach drei Jahren ohne Erfolg in der Meisterschaft zum Angriff.
So will Bayern ALBA angreifen
Schon jetzt wirkt es fast so, als rüste sich der aktuelle BBL-Titelträger ALBA Berlin bereits für gewaltigen Gegenwind. „Zum vierten Mal in Folge Meister zu werden, wird eine riesige Herausforderung“, meinte Himar Ojeda unlängst.
Was der Sportdirektor von ALBA Berlin dabei auch im Auge gehabt haben dürfte: Mit dem FC Bayern hat der größte Konkurrent auf dem Transfermarkt zuletzt massiv zugeschlagen.
Die seit jeher hochambitionierten Münchner haben noch einmal mächtig aufgerüstet - und blasen mit neuem Personal nun zum Angriff auf die Rückkehr auf den Basketball-Thron.
Basketball: Bayern holt Bonga zurück in die BBL
Diese Angriffslust zeigt sich auch in der Aussage von Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic in der SZ: „Priorität hat die deutsche Meisterschaft.“ (NEWS: Alles zur BBL)
Sechs neue Spieler haben die Bayern für dieses Ziel bisher verpflichtet, darunter mit Isaac Bonga und Cassius Winston zwei Spieler, die bereits Luft in der NBA schnuppern durften.
Gerade Isaac Bonga, der schon mit 16 Jahren für Frankfurt in der BBL debütierte, mit 18 in die NBA ging und dort 2018 als jüngster aktiver NBA-Spieler für die Los Angeles Lakers auflief, könnte für die Münchner ein echtes Faustpfand im Titelkampf werden.
Der Nationalspieler stärkt die bisher als Schwachpunkt ausgemachte deutsche Rotation.
Eine Situation, die beim Pokalsieger von 2021 für gute Stimmung sorgt und neue Angriffslust auf die Berliner versprüht. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA)
Bonga und Winston - Bayerns neues Traum-Duo?
„Isaac ist unheimlich vielseitig und talentiert“, schwärmt FCBB-Sportdirektor Daniele Baiesi von Bonga. Der FC Bayern fühle sich geehrt, dass der Spieler sich für den Klub entschieden habe.
In den USA agierte der 22-Jährige unter anderem für die Los Angeles Lakers mit Superstar LeBron James. Sein volles Potenzial konnte Bonga in der NBA wegen seiner großen Verletzungsprobleme aber nie ausschöpfen.
Und so wurde er nach seinem Aufenthalt bei den Lakers von Team zu Team geschickt. So lief er auch für die Washington Wizards auf - übrigens an der Seite von Cassius Winston, der mit dem deutschen Nationalspieler nun erneut in einem Team steht.
Weitere Erfahrung sammelte Bonga bei den Toronto Raptors. Dort spielte sich auch ein anderer Neuzugang in den Fokus der Münchner: Freddie Gillespie. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)
Der sprunggewaltige US-Amerikaner soll die Center-Position verstärken und dort dem über zehn Jahre älteren Othello Hunter Konkurrenz machen.
Sollte das neue Trio aus Bonga, Winston und Gillespie voll einschlagen, könnte es die Bayern in puncto Qualität auf ein neues Level heben. Dafür müssen sich aber gerade Winston und Gillespie, die zuvor noch nie in Europa gespielt haben, möglichst schnell an den Basketball auf dem alten Kontinent gewöhnen.
FCBB ergänzt Kader um viel Talent und Erfahrung
Auch hinter den weiteren drei Verpflichtungen steckt Kalkül: Das kroatische Juwel Danko Brankovic bezeichnet der FCBB als „Zukunftsprojekt“ und „Investition in die Zukunft“.
In der kommenden Saison wird der 2,16-Mann aber noch keine Option sein. Die Bayern verliehen ihn direkt zur Talentschmiede KK Mega Basket nach Serbien, wo er Spielpraxis sammeln soll.
Die deutsche Rotation weiter verstärken soll neben Nationalspieler Isaac Bonga zudem Jan Niklas Wimberg, der vom Ligakonkurrenten Niners Chemnitz kommt.
Gleiches gilt für den erfahrenen ehemalige Bamberger Elias Harris, der in den vergangenen Jahren im Ausland in Spanien und Japan gespielt hat. Dazu kommen zwei NBA-Kurzeinsätze für die Lakers. (SERVICE: Ergebnisse und Spielplan der BBL)
Zudem können sich die Bayern auch auf bisherige Leistungsträgern weiter verlassen. Forward Augustine Rubit und Spielmacher Zan Mark Sisko verlängerten ihre Verträge. „Er ist und bleibt ein wichtiges Puzzleteil unserer Mannschaft“, sagt Baiesi über den Slowenen Sisko.
Bayern hält Top-Spieler Lucic und Weiler-Babb
Echte Coups gelangen den Bayern zudem mit den langfristigen Vertragsverlängerungen von zwei Spielern, die von vielen Vereinen der europäischen Konkurrenz gejagt wurden - Vladimir Lucic und Nick Weiler-Babb.
Der Serben verlängerte seinen Vertrag schon zu Beginn des Jahres langfristig bis 2025 und dass, obwohl er von fast allen europäischen Top-Vereinen gejagt wurde. „Ich hatte Angebote von Anadolu Efes, Fenerbahce, Zenit, and Armani Mailand,“ verriet Lucic zuletzt dem serbischen TV-Sender Sportklub.
Das große Interesse kommt nicht überraschend: Lucic war in den beiden vergangenen Saisons zum besten Spieler (2021) und zweitbesten Spieler (2022) auf seiner Position in der höchsten europäischen Spielklasse, der EuroLeague, gewählt worden.
Von Weiler-Babb, der schon jetzt zu den besten Verteidigern in Europa gehört, erwarten sich die Münchner in der kommenden Saison auch offensive eine Leistungs-Explosion. Zudem hat der Guard seit einigen Wochen einen deutschen Pass und gilt in der BBL nicht mehr als ausländischer Spieler. Dies macht seine Verlängerung für die Münchner noch attraktiver.
Damit das auf dem Papier gut zusammengestellte Team auch wirklich funktioniert, ist es in der kommenden Saison extrem wichtig, dass die Verletzungssorgen nicht mehr so groß sind wie in der vergangenen Saison. „Wir müssen es schaffen, den Kader gesund zu halten“, meinte Pesic.
Bei ALBA kommen Zweifel auf
Auch bei Serienmeister ALBA ist man sich der neuen Münchner Stärker bewusst - und unkt bereits: „Letzte Saison war es schon sehr schwer und da lief fast alles optimal“, sagte Sportdirektor Ojeda.
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Trotz dreier Meisterschaften im Folge halten sich die Albatrosse mit Kampfansagen sehr zurück. „Gewinnen ist großartig, aber wir definieren Erfolg anders: Wir wollen unserer Philosophie treu bleiben, uns kontinuierlich verbessern und immer unser Bestes geben“, gab Ojeda zu Protokoll.
In der EuroLeague hatten die Bayern 2021 und 2022 schon stets die Nase vorn gegen die Hauptstädter. 2021 war der Unterschied besonders groß, als das Team von Andrea Trinchieri Rang fünf klarmachte - und Berlin sich nach dem enttäuschenden 15. Platz aus dem Wettbewerb verabschiedete. Deutscher Meister wurde am Ende der Saison trotzdem stets ALBA.
SAP-Garden als neue sportliche Heimat
Am 1. Oktober beginnt nun die neue Saison für die Münchner und damit eine neue Chance auf den Meistertitel. Dann trifft der FCBB im heimischen Audi Dome auf ratiopharm Ulm, die in der vergangenen Saison erst im Viertelfinale an den Ludwigsburger Riesen gescheitert waren.
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Es ist eine erste Standortbestimmung in Sachen Rückkehr an die Basketball-Spitze - verbunden mit der Hoffnung, dank der Ausrufezeichen auf dem Transfermarkt das sportliche Großprojekt noch vor dem architektonischen zu vollenden.
Denn: Die neue Spielstätte, der SAP-Garden, soll Berichten zufolge erst im Sommer 2024 fertiggestellt werden.