Der Favorit legt gegen den forschen Herausforderer vor. Die Basketballer des FC Bayern setzten sich in einem umkämpften ersten Finale der BBL mit 82:66 gegen ratiopharm Ulm durch.
Wird das Finale zur Schlammschlacht?
Das Spiel war über weite Strecken ein umkämpftes Duell auf Augenhöhe, in dem die Ulmer andeuteten, dass sie ihren Ansagen auch Taten folgen lassen können.
Die beiden Top-Talente Noa Essengue und Ben Saraf hatten schon während der Halbfinalserie gegen Würzburg in einer Presserunde auf SPORT1-Nachfrage erklärt, dass sie sich mit der Meisterschaft aus Ulm in Richtung NBA verabschieden wollen.
Ausgerechnet die beiden stehen auch aktuell mächtig in den Schlagzeilen. Um sportliche Themen ging es trotz der hohen sportlichen Relevanz des Spiels aber kaum. Vielmehr drehte sich auch nach Spiel eins noch immer alles um das Terminchaos der Serie und die harten Anschuldigungen der Ulmer.
BBL reagiert auf Spielplan-Zoff
Hintergrund: Die Basketball-Bundesliga hatte einen Antrag der Ulmer auf Anpassung des Spielplans für die Finalrunde um die Deutsche Meisterschaft endgültig abgelehnt.
Die Liga müsse „sich stets im Rahmen der für alle Clubs geltenden Spielordnung bewegen“, teilte die BBL in einer Stellungnahme am Montag mit. „Nachdem sich im aktuellen Fall die beiden Clubs nicht einigen konnten“, liege es im Ermessen der Liga, ob eine „Spielverordnung aus ‚wichtigem Grund‘“ vorliege, hieß es in der Mitteilung weiter.
Die Ulmer wollten einige Finalspiele verschieben, weil die Begegnungen vier und fünf sich mit dem NBA-Draft am 26. Juni in Brooklyn überschneiden, an dem Essengue und Saraf gerne vor Ort teilnehmen würden.
„Lächerlich!“ Ulm legt in Spielplan-Causa nach
Den Antrag auf Verlegung lehnte die Liga übrigens ab, der FC Bayern hat mit der ersten getroffenen Grundsatzentscheidung nichts zu tun. Auch deshalb nahm Ulms Sportdirektor Thorsten Leibenath beim Bayerischen Rundfunk den Finalgegner auch zunächst in Schutz: „Der Fehler liegt bei dieser Thematik nicht bei den Bayern, sondern eher bei der Liga.“
Man hätte sich mit den Bayern trotzdem über verschiedene Möglichkeiten von Verschiebungen unterhalten, jedoch ohne Erfolg. Und genau das brachte Leibenath nach Spiel eins dann doch auf die Palme: „Womit ich ein Problem habe, wenn ich dann höre, die Halle ist belegt. Weil das erscheint mir extrem lächerlich“, so Leibenath weiter.
„Auf so einen Bullshit muss ich nicht reagieren, wir alle wissen, dass das nur vorgeschoben ist. Sollen die Münchner doch sagen, wir haben bisschen Respekt vor den Ulmern, wir spielen lieber gegen die, wenn Saraf und Essengue nicht dabei sind“, ärgerte sich Leibenath weiter.
Konkret geht es dabei um eine Verlegung des möglichen Spiels fünf von Donnerstag auf den Mittwoch. Nach SPORT1-Informationen steht den Münchnern an diesem Tag der heimische SAP-Garden aber wirklich nicht zur Verfügung. Dies geht aus einer Mail der Betreibergesellschaft hervor, die der Redaktion vorliegt.
Bayerns neuer Basketball-Tempel ist an jenem Mittwoch durch eine interne Veranstaltung, die nicht verschoben werden kann, geblockt. Ein Umzug für ein so bedeutendes Spiel in Bayerns alte Halle, den knapp halb so großen BMW-Park, ist für den Meister keine Option.
Bayern weist Ulmer Anschuldigungen zurück
Auch deshalb wollten die Bayern die Anschuldigungen des Gegners nicht auf sich sitzen lassen. Auf SPORT1-Anfrage erklärte der Verein, dass man durchaus bereit gewesen wäre, eine Lösung zu finden. Allerdings wären alle weiteren vorgeschlagenen Termine der Ulmer nicht akzeptabel gewesen.
Insgesamt hätte es drei konkrete Vorschläge gegeben. Dem ersten hätten die Bayern sogar zugestimmt, wenn die Halle am genannten Mittwoch zur Verfügung gestanden hätte. Demnach wäre ein mögliches Spiel vier von Dienstag auf Montag verlegt worden und ein mögliches fünftes Spiel von Donnerstag auf Mittwoch.
Die beiden weiteren Vorschläge der Ulmer stießen bei den Bayern auf wenig Gegenliebe. Vorschlag eins: Die Spiele drei, vier und fünf sollten am Donnerstag/Freitag, Sonntag und Dienstag, statt Samstag, Dienstag und Donnerstag stattfinden. Dies lehnte der FC Bayern ab, da er für Spiel drei am Samstag schon knapp 8.000 Karten verkauft hätte, die alle an den Samstag als Spieltermin gebunden seien.
Auch der zweite Vorschlag sei für die Bayern nicht akzeptabel gewesen, teilte der Verein mit. Demnach hätte Ulm ins Spiel gebracht, ein mögliches Spiel vier in Ulm am Sonntag, also einen Tag nach Spiel drei auszutragen.
Das dann 82. Pflichtspiel der Saison in einem Back-to-back zu absolvieren, sei aus Sicht der Münchner aufgrund des hohen Verletzungsrisikos unverantwortlich.
BBL-Teams stimmten mehrfach für den aktuellen Spielplan
Im Lager der Bayern sieht man sich zudem eh nicht in der Verantwortung, da die Terminierung des Spielplans eine Entscheidung der Liga sei.
Ein Grund dafür ist, dass die Entscheidung über die fünf möglichen Termine der Finals, von der BBL schon vor der Saison getroffen wurde. Im Rahmenspielplan der BBL stehen für die Spiele vier und fünf somit auch der 24. und 26. Juni als fester Spieltermin.
Über diese Termine wurde vor der Saison, genau wie über die Rückkehr zum Modus-1-1-1-1-1, also den Wechsel des Heimrechts nach jedem Spiel, von den Vereinen abgestimmt. Gerade diese Änderung sorgte zuletzt auch bei Bayern-Star Andi Obst für Ärger.
Dass sich die genannten Termine mit dem NBA-Draft überschneiden, sollte allen Beteiligten schon vor Monaten klar gewesen sein. Das Event findet traditionell immer am letzten Donnerstag des Junis statt.
Nach SPORT1-Informationen soll es vor den Playoffs zudem erneut eine Abstimmung zwischen den Teams gegeben haben, ob die Termine und auch der Modus angepasst werden sollen. Erneut stimmte die Mehrheit für den bekannten Rahmenspielplan.
Pesic schießt zurück: „Bayern wird in eine Ecke gedrängt“
Für die Ulmer ist die Entscheidung dennoch nicht nachzuvollziehen. Schon vor dem Finale hatte der Verein in einer Pressemitteilung geklagt, dass sich die Talente „zwischen ihren Träumen“ entscheiden müssten und mitgeteilt: „Die BBL-Entscheidung wirft Schatten auf Finalserie.“
Diese öffentliche Diskussion wunderte Bayern-Chef Marko Pesic, wie er vor dem ersten Final-Spiel bei Dyn erklärte: „Ich glaube, dass Smarteste für uns alle wäre, das Thema überhaupt nicht zu kommentieren. Ich hoffe, ihr holt jemanden von der BBL und der soll sich hier hinstellen und erklären, was eigentlich passiert ist.“
Pesic konnte sich zumindest einen kleinen Giftpfeil in Richtung Ulm nicht verkneifen: „Ich habe schon viele Sachen erlebt. Oft in den Serien gegen Berlin. Irgendwelche Aussagen, es wird Stimmung gemacht, Bayern wird in eine Ecke gedrängt.“
Der aktuelle Fall würde aber nochmal eine völlig neue Dimension erreichen, ist aus dem Verein zu hören. Bei den Bayern könne man das große Theater des Gegners nur wenig verstehen.
Ulm-Trainer klagt: „Hasse es, dass sie sich so viele Gedanken machen müssen“
Was Spiel eins der Serie deutlich zeigte: Das Theater um ihre Person scheint an den beiden Ulmer Supertalenten nicht spurlos vorbeizugehen. Saraf und Essengue lieferten ihren mit Abstand schwächsten Auftritt der Playoffs.
Saraf kam in nur 13 Minuten auf zwei Punkte (1/8 aus dem Feld) und einen Assist. Bisher überzeugte der 19-Jährige in den Playoffs mit 12,1 Punkten und 3,9 Assists in 23 Minuten. Essengue kam gegen die Bayern auf drei Punkte (1/4 aus dem Feld) und zwei Rebounds in 15 Minuten und lag damit auch deutlich unter seinem bisherigen Schnitt von 12,2 Punkten und 6,8 Rebounds in 22 Minuten.
Auch deshalb machte Ulms Trainer Ty Harrelson auf der PK nach dem Spiel deutlich, dass er sich durchaus um seine Schützlinge sorgt: „Es ist eine unglückliche Situation und leider beschäftigt es die beiden sehr.“
Ein Finale um eine Meisterschaft zu spielen sei eine genauso einmalige Situation, wie in die NBA gedraftet zu werden. „So wie es gerade läuft, bringt sie das in eine extrem schwere Situation. Wir müssen die Spiele jetzt aber natürlich spielen. Aber ich hasse es, dass sie sich darüber so viele Gedanken machen müssen“, sagte Harrelson.
Schon jetzt fest, dass dieses Terminchaos eigentlich nur Verlierer kennt. Statt vollem Fokus auf das Duell der FCBB-Topstars gegen die Supertalente aus Ulm, droht das BBL-Finale zu einer dreckigen Schlammschlacht zu verkommen.