Nur noch ein Sieg fehlt zur Erfüllung des ersten großen Traums! Ratiopharm Ulm kann sich heute Abend (ab 20 Uhr im LIVETICKER) mit einem Sieg zum zweiten Mal zum deutschen Meister küren.
Löst er heute seine Ankündigung ein?
In Spiel vier der Serie wird auch Ulms Supertalent Ben Saraf wieder voll im Fokus stehen, wenn er denn überhaupt dabei ist. Denn auch kurz vor dem Spiel ist noch unklar, ob der Israeli spielt oder in die USA zum NBA-Draft fliegt.
„Man wird erst in der Halle sehen, wer auf dem Feld steht“, sagte Ulms Sportdirektor Thorsten Leibenath vor dem vierten Duell. Die Ulmer hatten wegen des anstehenden NBA-Drafts (am 25. und 26. Juni in New York) versucht die Finalspiele vier und fünf (24. und 26. Juni) zu verlegen. Das Finale drohte anschließend zu einer Schlammschlacht zu verkommen.
Doch jetzt hat es ausgerechnet der junge Point Guard mit seinem Team selbst in der Hand, schon in Spiel vier die Meisterschaft einzusacken und es somit doch noch rechtzeitig in die USA zu schaffen.
BBL: Saraf kann Meister-Ansage wahr machen
Gleichzeitig könnte Saraf mit dem doch überraschenden Final-Triumph gegen den aktuellen Meister Bayern München, seine forsche Ankündigung von Beginn des Monats wahr machen.
„Ich will dem Verein unbedingt etwas zurückgeben und will die Meisterschaft für die Stadt, die Fans und den Klub gewinnen. Das würde mir viel bedeuten. Ich möchte es für Ulm unbedingt schaffen“, sagte Saraf damals in einer Medienrunde auf SPORT1-Nachfrage.
Zu dieser Zeit lief übrigens noch die Halbfinal-Serie der Ulmer gegen Würzburg. Beim Stand von 1:1 war damals noch nicht mal gesichert, dass Ulm überhaupt ins Finale kommt.
Trotzdem ließ sich Saraf damals sogar auch schon zu einer kleinen Kampfansage in Richtung des aktuellen Finalgegners aus München hinreißen: „Bayern spielt in der EuroLeague und hat natürlich einen starken Kader, aber wenn wir so weiterspielen wie bisher in den Playoffs, haben wir eine sehr gute Chance auf die Meisterschaft.“
„Hat uns lange fast im Alleingang im Spiel gehalten“
Diese Chance ist einige Wochen später nochmal deutlich größer geworden. Die Zielstrebigkeit, die er schon in der Medienrunde zeigte, offenbarte sich jetzt auch im Finale auf beeindruckende Art und Weise.
In Spiel drei, als Ulm in einem Thriller überraschend in München gewinnen konnte und sich so den Matchball erspielte, überragte der 19-Jährige mit 20 Punkten, vier Rebounds und vier Assists.
Noch mehr als die nackten Statistiken beeindruckte aber, mit welcher Ruhe er das bayrische Star-Ensemble teilweise in seine Einzelteile zerlegte. Speziell im zweiten und dritten Viertel, als Bayern drohte, Ulm zu enteilen, übernahm Saraf im Alleingang.
Das beeindruckte auch seinen Trainer Ty Harrelson, der nach dem Spiel auf SPORT1-Nachfrage sagte: „Er hat uns diese Saison schon einige Spiele gewonnen. Heute hat er uns lange fast im Alleingang im Spiel gehalten. Als wir uns schwergetan haben, Punkte zu erzielen, hat er alleine übernommen.“
„Wahnsinn!“ Saraf zerlegte Bayern im Alleingang
In exakt dieser Phase zeigte Saraf dann eindrucksvoll, warum er über die Saison hinweg von zahlreichen NBA-Scouts beobachtet wurde und ziemlich sicher gedraftet wird.
„Er hat heute sein ganzes Skill-Set gezeigt. Er ist stark zum Korb gezogen und hat gescored, hat gleichzeitig aber auch unser Spiel gestaltet und aus den Situationen gute Pässe gespielt. Zudem hat er heute - glaube ich - nur einen kleinen Fehler bei seinen Entscheidungsfindungen gemacht“, lobte ihn Harrelson deshalb zurecht weiter.
Speziell diese Entscheidungsfindungen beeindruckten. Nach Sarafs starken Scoring-Phasen setzten die Bayern in der Schlussphase konsequent Elite-Verteidiger Nick Weiler-Babb, der in dieser Saison in der EuroLeague und BBL zum besten Verteidiger gewählt wurde, konstant auf den Israeli an.
Doch statt zu überdrehen und weiter den eigenen Abschluss zu suchen, fand Saraf immer wieder Scharfschützen Justinian Jessup, der ohne die Bewachung von Weiler-Babb in den letzten 2:30 Minuten zehn Punkte erzielte und das Spiel entschied.
„Das zeigt einfach seine Reife. Er ist unglaublich selbstbewusst. Insgesamt ist er erst am Anfang seiner Entwicklung. Trotzdem ist es schon jetzt schon Wahnsinn, wie er sich selbst Würfe, aber auch Chancen für andere kreieren kann“, lobte ihn eben jener Jessup auf SPORT1-Nachfrage.
Saraf trotz Aufregung rund um seine Person
Ebenfalls beeindruckend ist, wie Saraf den großen Wirbel um seine Person weggesteckt zu haben scheint. In Spiel eins hatte es noch anders ausgesehen, als er nur zwei Punkte auflegte.
„Es ist eine unglückliche Situation und leider beschäftigt es die beiden sehr“, sorgte sich damals auch Trainer Harrelson um seine Talente: „Ich hasse es, dass sie sich darüber so viele Gedanken machen müssen.“
Doch nach einigen Anpassungen zu Spiel zwei, scheint auch der Kopf wieder mitzuspielen, wie Harrelson zu SPORT1 sagte: „Für solch junge Spieler ist das wirklich eine harte Situation. Ich fand, dass Ben schon in Spiel zwei im vierten Viertel sehr gut gespielt hat und konnte den Schwung zum Glück in Spiel drei mitnehmen.“
„Ich bin einfach sehr stolz auf ihn. Gerade mit all dem, was aktuell abgeht, bezüglich des Drafts, könnte das echt eine große Ablenkung sein, aber er ist voll auf die Mannschaft fokussiert und tut alles dafür, dass wir gewinnen“, lobte ihn auch sein Mitspieler Jessup bei SPORT1.
Saraf-Einsatz wahrscheinlich
Jessup wird sicher genauso wie sein Trainer hoffen, dass Saraf auch in Spiel vier wirbeln wird. Von SPORT1 auf das Thema angesprochen, zeigte sich nach Spiel drei aber auch Harrelson schmallippig: „Ich kann die Situation um Ben und Noa nicht kommentieren.“
Zumindest in Spiel vier sollten die Talente eigentlich schon dabei sein, schließlich könnte man es auch bei einer Abreise nach dem Spiel noch rechtzeitig zum Draft in die USA schaffen.
In Ulm werden sie hoffen, dass sie dann auch schon die Meister-Medaille um den Hals hängen haben. Mit einem Sieg in Spiel vier könnte Ben Saraf auf jeden Fall gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er könnte seine Meister-Ankündigung erfüllen und es noch rechtzeitig zum NBA-Draft schaffen.