Vor der EM steht für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft noch der Supercup in München an. DBB-Star Tristan da Silva sprach im SPORT1-Interview unter anderem über die EM-Vorbereitung, seinen Bruder und den Ausfall von Moritz Wagner.
Tristan da Silva: "Schon im ersten Spiel war das crazy"
„Schon im ersten Spiel war das crazy“
SPORT1: Herr da Silva, die EM-Vorbereitung läuft gerade. Wie ist der aktuelle Stand?
Tristan da Silva: So weit, so gut. Ich glaube, jeder fühlt sich gut, jeder hat Bock. Und jetzt sind wir erstmal heiß auf den Supercup.
„Das wird ein super Event“
SPORT1: Ist der Supercup für Sie besonders speziell, weil er in Ihrer Heimatstadt München stattfindet?
Da Silva: Ja, ich finde es top. Familie, Freunde, die werden alle da sein. Auch mal im SAP Garden zu spielen, wird cool. Das wird ein super Event und hoffentlich macht München mal ein bisschen Stimmung.
SPORT1: Ihr Bruder Oscar ist auch dabei. Macht es das nochmal etwas spezieller?
Da Silva: Das ist super. Bisher ist leider noch nicht so ausgegangen, dass wir viel auf dem Platz zusammenstanden. Aber schon im ersten Spiel war das crazy, mit ihm das ganze Warm-up zu machen und dann auf dem Platz zu stehen und ein bisschen diesen Moment teilen zu können, in der Nationalmannschaft zu sein. Das macht es 1000-mal besonderer.
SPORT1: Wie sehen Sie denn Ihre Rolle bei der Nationalmannschaft? Sie kommen ja doch in einen schon eingeschworenen Haufen rein.
Da Silva: Ich schaue einfach, dass ich so gut hereinpasse, wie es geht - nachdem die Nationalmannschaft die letzten paar Jahre sehr, sehr erfolgreich war. Deshalb versuche ich einfach, den Rhythmus der Mannschaft zu finden und mich einfach so ein bisschen mittreiben zu lassen durch die EM.
Druck? „Ich habe da noch einen kleinen Puffer“
SPORT1: Trotzdem ist es ja schon so, dass Sie als NBA-Spieler noch mal in einem anderen Scheinwerferlicht stehen. Erhöht das den Druck?
Da Silva: Nicht unbedingt. Die meisten Augen sind da noch auf den anderen zwei aus der NBA (Dennis Schröder und Franz Wagner, Anm. d. Red.). Ich habe da noch einen kleinen Puffer. Aber es ist auch gut und ich freue mich auch, dass Leute kommen und mir zuschauen wollen. Das macht es nochmal umso spannender und umso lustiger.
SPORT1: Franz Wagner kennen Sie ja aus Orlando schon sehr gut und auch zu Moritz Wagner, der ja leider verletzt fehlt, haben Sie einen engen Draht. Wie ist es, zwei deutsche Kollegen im Team zu haben?
Da Silva: Ja, das ist top. Sie haben schon vorher, bevor ich hierhergekommen bin und mich entschieden habe, dass ich mitspielen will, ein bisschen davon erzählt. Da haben sie mich auch schon ein bisschen heiß darauf gemacht. Ich habe nur Gutes gehört und deswegen habe ich mich auch super gefreut auf die Nationalmannschaft.
„Das ist wirklich sehr schade“
SPORT1: Wie schade ist es, dass Moritz jetzt wegen seiner Verletzung fehlt?
Da Silva: Das ist wirklich sehr schade. Ich habe gestern kurz mit ihm geschrieben und ihm scheint es wieder besser zu gehen. Er macht da sein Ding. Er ist noch ein bisschen in der Reha, trainiert aber wieder fleißig. Ich bin gespannt auf die nächste Saison und freue mich auch, wenn er dann endlich wieder dabei ist.
SPORT1: Man hat lesen können, dass Moritz Wagner Sie in Orlando so ein bisschen unter seine Fittiche genommen hat. Wie kann man sich das vorstellen?
Da Silva: Das sind so kleine Dinge. Anstatt dass jeder so ein bisschen sein Ding macht, hat er geschaut, dass es mir gut geht und dass ich die kleinen Dinge richtig mache. Er hat mich auch auf Sachen aufmerksam gemacht, die mir vielleicht entgangen sind, die man in der NBA aber so macht. Zudem hat er mir auch gesagt, was ich gut und was ich schlecht mache. Insgesamt hat er mir einfach geholfen und unter die Arme gegriffen, sowohl beim Basketball als auch abseits des Feldes.
SPORT1: Wie groß war dann der Schock bei Ihnen über seine schwere Verletzung?
Da Silva: Auf jeden Fall groß. Das ganze Spiel danach hat sich auch komisch angefühlt. Ich weiß auch nicht, die Mannschaft war auch dann nicht mehr dieselbe nach der Verletzung. Das kann man schon so sagen. Umso größer ist die Freude jetzt, dass es ihm wieder gut geht und dass er wieder auf dem Feld steht und jetzt nächste Saison wieder mit uns spielen kann.
EM-Medaille? „Das Meiste rausholen“
SPORT1: Nochmal zurück zur EM. Die Erwartungen rund um die deutsche Nationalmannschaft sind größer geworden. Viele erwarten mindestens eine Medaille. Wäre es eine Enttäuschung, wenn es mit der Medaille nicht funktionieren würde?
Da Silva: Wir konzentrieren uns da jetzt nicht so drauf. Bei uns geht es eher darum, dass wir Spiel für Spiel und Training für Training das Meiste rausholen. Wenn wir da fokussiert sind und jeden Tag unser Bestes geben, dann wird sich das auch von selbst erledigen. Also da brauchen wir uns dann keine Sorgen zu machen.