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Basketball-EM: Erhält ein deutscher Held eine zweite Chance?

Zweite Chance für deutschen Helden?

Isaac Bonga zählt bei der Basketball-EM 2025 zu den Schlüsselspielern im deutschen Team. Mit zwei individuellen Turnierauszeichnungen winkt nun womöglich ein Comeback in der NBA.
Das DBB-Team ist nach dem EM-Triumph voller Stolz. Isaac Bonga widmet den Titel vor allem einem besonderen Menschen.
Isaac Bonga zählt bei der Basketball-EM 2025 zu den Schlüsselspielern im deutschen Team. Mit zwei individuellen Turnierauszeichnungen winkt nun womöglich ein Comeback in der NBA.

Der deutsche Basketball ist auf dem Höhepunkt seiner Geschichte! Im Finale der Basketball-EM krönt sich der aktuelle Weltmeister auch zum Europameister. Einer der großen Erfolgsgaranten ist dabei Kapitän Dennis Schröder, der als MVP des Turniers ausgezeichnet wurde.

Doch gerade zu Beginn des umkämpften Finalspiels hatte Schröder Probleme, seinen offensiven Rhythmus zu finden. Dass die deutsche Mannschaft gegen starke Türken nicht den Faden verlor, hängt vor allem mit X-Faktor Isaac Bonga zusammen.

„Bonga war in den vergangenen Jahren immer da, als er gebraucht wurde - mit einer unglaublichen Ruhe“, hatte TV-Experte Patrick Femerling schon vor rund drei Wochen bei RTL festgestellt. Diese Ruhe zeigte der 25-Jährige auch im Finale: Erst stoppte er mit einem Dunk nach Block von Franz Wagner einen frühen Lauf des Gegners im ersten Viertel und ging anschließend mit wichtigen Punkten voran.

Immer wenn sein Team in Bedrängnis geriet, war Bonga zur Stelle. Mit vier Treffern aus vier Drei-Punkte-Versuchen zeigte sich der Flügelspieler eiskalt und krönte sich durch 20 Punkte, fünf Rebounds, drei Assists sowie je einem Steal und Block zum MVP des Finals.

Bonga lässt Superstars verzweifeln

Es ist auch nicht das erste Mal, dass Bonga im Turnierverlauf zum entscheidenden Spieler im deutschen Team wurde. Bei den vorherigen Spielen war es jedoch vor allem Bongas elitäre Verteidigung, die den Gegnern sprichwörtlich Albträume bereitete.

NBA-Star Lauri Markkanen verzweifelte sogar gleich zweimal an Bonga. In der Gruppenphase erzielte der Finne nur elf Punkte im Spiel gegen Deutschland und blieb dabei 18 Punkte unter seinem bisherigen Punkteschnitt. Immer wieder erschwerte Bonga die Würfe von Markkanen und überragte mit vier Steals und zwei Blocks.

„Ich gehe in das Spiel rein und sage: Wenn der nach Hause geht, hoffe ich, dass er von mir Albträume hat. Ich hoffe, wenn er träumt, wird er von mir träumen“, erklärte Bonga nach dem Spiel seinen Einsatz auf dem Parkett.

Ein ähnliches Bild zeichnete sich auch beim Wiedersehen mit Markkanen im Halbfinale ab, als der Finne nur sechs seiner 17 Würfe (35 Prozent) treffen konnte. Auch Superstar Luka Doncic kam trotz seiner 39 Punkte im Viertelfinale nur auf eine Wurfquote von 44 Prozent (11/25).

Eben diese defensive Konstanz über das gesamte Turnier war es, die am Ende den Ausschlag für eine historische Auszeichnung gab. Als erster Spieler der Turniergeschichte erhielt Bonga von der FIBA die neu eingeführte Auszeichnung als bester Verteidiger des Turniers.

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Dennoch zeigte sich Bonga anschließend zwar selbstbewusst, aber auch zurückhaltend. „Die Leute können sagen, was sie möchten. Ich weiß, was ich zu bieten habe. Ich bin einfach glücklich, dass wir dieses Spiel gewonnen haben“, sagte Bonga dem griechischen Journalisten Christos Tsaltas auf die Frage danach, ob er einer der besten Verteidiger der Welt sei.

Lebt der Traum vom NBA-Comeback?

Eine Sache dürfte jedoch bereits feststehen: Durch seine starken Leistungen mit der deutschen Nationalmannschaft hat sich Bonga längst wieder in den Fokus internationaler Scouts gespielt. Und darf so vielleicht auch auf ein erträumtes Comeback hoffen.

2018 fand Bonga seinen Weg in die NBA und wurde als Top-Talent in der zweiten Runde des NBA Drafts ausgewählt. Der Durchbruch gelang Bonga allerdings nie vollends. Nach 22 Kurzeinsätzen als Rookie bei den Los Angeles Lakers spielte „Izzy“ zwei Jahre bei den Washington Wizards und 2021/22 eine weitere Saison für die Toronto Raptors.

Während schon damals Bongas Vielseitigkeit und starke Defensive zu erkennen waren, fehlte ihm die Fähigkeit, konstant von der Dreierlinie zu punkten. In vier Jahren wies Bonga nur eine Quote von 30 Prozent auf, wobei diese durch seine zweite Saison in der Liga nach oben gezogen wurde. In 66 Einsätzen traf Bonga damals 50,4 Prozent seiner Würfe und 35,2 Prozent seiner Dreier. In jeder anderen Saison lagen diese Werte bei unter 40 und unter 30 Prozent.

Nach seinem Wechsel zurück nach Europa 2022 erlebte die Karriere des deutschen Helden jedoch einen erneuten Aufschwung. Besonders sein Dreier verbesserte sich vor der vergangenen Saison explosionsartig.

In zwei Saisons beim FC Bayern München fand Bonga zunächst seinen Rhythmus wieder und entschied sich in der vergangenen Saison für einen Wechsel zu Partizan Belgrad. Als absoluter Stammspieler beim serbischen Top-Klub steigerte sich Bonga nach seinem Wechsel von 30,1 auf 41,2 Prozent verwandelter Dreier.

Wagner glaubt an Chancen: „Hat sich die Chance verdient“

Durch das Aufleben dieser speziellen Qualität, die Bonga möglicherweise eine längere NBA-Karriere kostete, scheint auch ein Comeback in den Staaten nun wieder möglich.

„Ich glaube wirklich, dass er sich die Chance verdient hat. Er hat jetzt für einige Jahre gezeigt, dass er ein elitärer Verteidiger ist und er wirft den Dreier sehr gut. Er kann auch einige Spielzüge aus dem Sprung heraus machen“, schätzte Nationalmannschaftskollege und NBA-Star Franz Wagner die Chancen auf ein Comeback ein.

Unterstützung erhält Wagner dabei von der ganzen Kabine. Bei Instagram veröffentlichte DBB-Star Tristan da Silva ein Video mit dem Kommentar „League him“. Darin zu hören: Sprechchöre der Mannschaft wie „von Riga in die Liga“ oder „packt ihn in die Liga“.

Partizans Sportdirektor Zoran Savic erklärte allerdings, dass Bongas Verbleib in der Euroleague von hoher Priorität sei. „Er hat zwar einen Vertrag, aber er hatte eine Ausstiegsklausel. Wir wollten das klären, denn er kann zwei oder drei Positionen spielen“, erklärte Savic und fügte hinzu: „Man muss sich nicht seine Statistiken ansehen. Was er leistet, lässt sich nicht in Zahlen messen. Er passt perfekt zu unserem Basketballstil.“

Dass internationale Leistungen auch ein erfolgreiches Comeback in der NBA bedeuten können, zeigte in der vergangenen Spielzeit unlängst der Franzose Guerschon Yabusele, der nach sechs Jahren eine zweite Chance in den Staaten erhielt und in 70 Spielen für die Philadelphia 76ers durchschnittlich 27,1 Minuten absolvierte.

So musste auch Savic anerkennen: „Der amerikanische Markt ist außergewöhnlich. Die Spieler werden es vorziehen, in der NBA zu bleiben, anstatt nach Europa zu kommen.“

Bonga zeigte sich wiederum unbeeindruckt von den Spekulationen. „Das ist nur etwas, worüber die Medien jetzt schreiben. Ich werde jetzt einfach nur feiern und mit meiner Familie reden, den Rest sehen wir später“, sagte er nach dem EM-Sieg im Gespräch mit Meridian Sport.