Basketball-EM>

Basketball-EM: "Die Blamage des Jahrhunderts!"

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Wie konnte das nur passieren?

Goldfavorit Serbien muss bei der Basketball-EM früh die Koffer packen. In der Heimat herrscht Entsetzen, über die Gründe gibt es unterschiedliche Meinungen.
Die serbische Basketball-Nationalmannschaft rund um NBA-Star Nikola Jokic scheidet im Achtelfinale der FIBA EuroBasket gegen Finnland aus und sorgt damit für die größte Sensation des bisherigen Turnierverlaufs.
Goldfavorit Serbien muss bei der Basketball-EM früh die Koffer packen. In der Heimat herrscht Entsetzen, über die Gründe gibt es unterschiedliche Meinungen.

Auf der Tribüne mussten weinende serbische Fans getröstet werden, auf dem Parkett starrten die Superstars um Nikola Jokic ins Leere. Aus für Serbien, den großen Favoriten auf EM-Gold. Schon im Achtelfinale, gegen den klaren Außenseiter Finnland.

{ "placeholderType": "MREC" }

Entsprechend bedient zeigten sich im Anschluss die heimischen Medien. „Erschreckendes Spiel, erschreckendes Ergebnis“, titelte die serbische Tageszeitung Danas. „Schockierender Zusammenbruch Serbiens!“, schrieb das populäre Blatt Blic: „Die Finnen zerstörten uns, sprangen über uns und schickten uns nach Hause.“

„Schande! Basketball-Blamage des Jahrhunderts“, befand die serbische Boulevard-Zeitung Kurir.

Und über allem kreiste immer wieder diese eine Frage: Warum?

{ "placeholderType": "MREC" }

Heimische Medien deutlich: „Wir haben versagt“

„So wie wir gespielt haben, denke ich, dass Finnland den Sieg verdient hat. Sie waren von der ersten Minute an motiviert. Wir hatten Probleme mit unserer Verteidigung und haben ihnen viele einfach Punkte geschenkt“, versuchte sich Small Forward Ognjen Dobric nach der Partie in einer Erklärung.

Ähnlich sahen es auch die Blic-Journalisten. „Man braucht weder Tage noch Stunden noch Minuten zu zählen, um einen Grund zu nennen, warum wir versagt haben“, war dort zu lesen: „Alle haben immer nur geredet, aber keiner hat was getan. Die Verteidigung hätte besser werden müssen, aber es fehlte einfach an Aggressivität und Energie.“

Mangelnde Einstellung also? Das sahen die Spieler anders. „Zunächst einmal bin ich stolz auf jeden meiner Mitspieler. Ihr wisst, was wir durchgemacht haben. Es gibt keine Entschuldigung, aber jeder hat so viel gegeben, wie er konnte“, betonte Guard Aleksa Avramovic, dessen Aussagen in der Heimat als „mysteriös“ und „überraschend“ gewertet wurden: „Wir gehen erhobenen Hauptes, wir haben unser Maximum gegeben. Ihr wisst, was wir in den letzten 72 Stunden durchgemacht haben.“

{ "placeholderType": "MREC" }

EM-Topfavorit von Verletzungen gebeutelt

Was der 30-Jährige meinte: Der Topfavorit hatte mit erheblichen Verletzungssorgen zu kämpfen. Avramovic selbst ging angeschlagen in die Partie, Kapitän Bogdan Bogdanovic, wohl der wichtigste Spieler nach Superstar Jokic, verletzte sich bereits im ersten Spiel, was gleichbedeutend mit dem EM-Aus war. Dazu musste gegen Finnland auch erneut der angeschlagene NBA-Profi Tristan Vukcevic passen.

Brutales Verletzungspech also, doch Serbiens Kader hätte das dennoch kompensieren können – oder gar müssen?

„Wir haben die ganze Zeit ziemlich schwach gespielt. Es stimmt, dass Bogdan gefehlt hat, aber die Abwesenheit eines Spielers kann nicht alles ändern“, schimpfte der serbische Ex-Basketball-Profi Vlade Durovic, der heute als TV-Experte arbeitet: „Ich habe gesagt, dass es eine Tragödie wäre, wenn wir ohne Medaille zurückkämen und dabei bleibe ich. Es ist eine Tragödie, dass wir gegen Finnland ausgeschieden sind.“

{ "placeholderType": "MREC" }

Scharfe Kritik an Trainer-Legende Pesic

Durovic nahm bei seiner Analyse vor allem Trainer Svetislav Pesic ins Visier. „Ich weiß, dass der Trainer mich nicht mag, ich mag ihn auch nicht besonders, aber er muss Verantwortung übernehmen“, sagte der 77-Jährige, der selbst lange Jahre als Trainer gearbeitet hat und legte Pesic damit indirekt einen Rücktritt nahe: „Niemand vom Verband ist schuld, der Verband hat alles getan. 50 Prozent geht auf den Trainer, 50 Prozent auf die Spieler.“

Auch der kroatische Basketball-Journalist Zeljan Branica schoss sich auf Trainerlegende Pesic ein, der unter anderem 1993 mit Deutschland Europameister, 2002 mit Jugoslawien Weltmeister und mit ALBA Berlin und dem FC Bayern Deutscher Meister wurde.

{ "placeholderType": "MREC" }

Auf X bezeichnete er Pesic als „arrogant und taktisch unvorbereitet“, was in Serbien hohe Wellen schlug und in den Medien entsprechenden Aufschlag fand.

Angelehnt an diese These wurde auch die Frage gestellt, warum in der Crunchtime am Ende der Partie nicht etwa Superstar Jokic gesucht wurde, sondern Shooting Guard Marko Guduric, der das Spiel schlussendlich mit nur einem erfolgreichen Dreier bei acht Versuchen abschloss.

„Das war Gottes Wille. Wir müssen weitermachen“

Pesic selbst wollte sich nicht zu seiner Zukunft äußern. „Wir haben uns alle ausschließlich auf die EM konzentriert. Was danach passieren wird, darüber muss jetzt nicht gesprochen werden“, wiegelte der 76-Jährige ab.

Einer seiner Jungs wagte aber dennoch einen Ausblick – und wählte martialische Worte. „Wir werden die Möglichkeit bekommen, Wiedergutmachung zu leisten und unsere Nation glücklich zu machen“, sagte Avramovic: „Das heute war Gottes Wille, jetzt müssen wir weitermachen.“