Der deutsche Basketball ist endgültig auf dem Höhepunkt der eigenen Geschichte angekommen.
Muss jetzt sogar das US-Dreamteam vor Basketball-Deutschland zittern?
Muss sogar das Dreamteam zittern?
Als erst vierte Nation ist Deutschland seit dem Final-Triumph gegen die Türkei gleichzeitig amtierender Welt- und Europameister. Mit einem Team, das Spaß macht - und noch einige Trümpfe für die Zukunft in der Hinterhand hat. Steht das DBB-Team womöglich erst am Anfang einer großen Basketball-Dynastie?
Basketball-EM: Deutschland krönt „Klassenfahrt“ mit Titel
„Ich wusste schon davor, dass wir ein besonderes Team haben, aber wow. Es war auch ein geiles Spiel, auch geil, wie wir gewonnen haben“, zeigte sich Franz Wagner nach dem Triumph in der Mixed-Zone euphorisch.
Isaac Bonga, der nach einem überragenden Spiel zum besten Spieler des Finales gewählt wurde, stellte die Besonderheit des Teams heraus: „Dieses Spiel zeigt nochmal ganz genau, was wir für ein Team sind, welchen Charakter dieses Team hat, wie lange wir schon zusammenspielen und wie wir alle aneinander glauben. Wir haben einfach ein unglaubliches Selbstbewusstsein.“
Speziell dieser Zusammenhalt im Team war über die gesamten drei Wochen der EM an jedem Tag spürbar. Bei Deutschland standen nicht nur zwölf individuelle Spieler auf dem Parkett, sondern zwölf Freunde, die zusammenhalten.
Immer wieder stellten die Spieler heraus, wie viel Spaß sie miteinander haben. Die Turniere bei der Nationalmannschaft seien so ein bisschen „wie eine Klassenfahrt, bei der man nebenbei etwas Basketball spielt“, hieß es von verschiedenen Spielern.
„Einer der Hauptfaktoren für den Erfolg ist, wie sehr wir es einander gönnen. Wir haben keine Egos im Team“, stellte nach dem EM-Titel auch Johannes Thiemann heraus: „Es ist völlig egal, wer einen guten Tag hat. Das Wichtigste ist immer das Team. Das ist etwas, was es selten gibt, speziell mit den Superstars, die wir im Team haben. Gerade das ist wirklich unglaublich.“
So trat die Mannschaft dann auch von der ersten Minute bei der EM an auf. Natürlich wurde die Mannschaft von ihren Top-Stars Dennis Schröder und Franz Wagner getragen, aber nahezu in jedem Spiel trat auch mindestens ein weiterer Spieler ins Scheinwerferlicht.
Deutschland hat noch lange nicht genug
Mit diesem Teamspirit kämpfte sich die deutsche Nationalmannschaft in nur wenigen Jahren aus der Bedeutungslosigkeit an die Spitze der Welt. Aber dabei soll es nicht bleiben. Das Team will noch mehr.
„Wir sind genau da, wo wir hingehören und wir haben noch ein paar gute Leute zu Hause sitzen“, sagte Franz Wagner bei MagentaSport und sagte anschließend zu seinem Bruder Moritz: „Moe, werde einfach gesund und dann holen wir das Ding nochmal.“
Deutschland strotzt aktuell nur so vor Selbstvertrauen und das absolut zurecht. Denn diese zwei Erfolge könnten tatsächlich erst der Anfang einer deutschen Dominanz sein. Viele Stützen des Teams, wie Franz Wagner, Tristan da Silva oder Isaac Bonga, sind noch jung und können sogar noch besser werden.
Und auch Anführer Dennis Schröder hat mit 32 Jahren sicher noch einige gute Jahre in den Beinen. Zudem zeigte der Kapitän bei der EM eine neue Reife und die klare Bereitschaft, die Aufgaben auf viele Schultern zu verteilen.
DBB-Team hat noch zahlreiche Topspieler in der Hinterhand
Was der Konkurrenz zudem Sorgen bereiten sollte, Deutschland fehlten bei der EM noch zahlreiche Topspieler verletzt.
„Ich glaube, wir haben eine große Perspektive, auch weil wir in der Hinterhand noch ein paar Jungs haben, die leider verletzt waren und nicht spielen konnten“, sagte Erfolgstrainer Alan Ibrahimagic nach dem Finale.
So fehlten bei der EM mit Moritz Wagner, Isaiah Hartenstein und Ariel Hukporti gleich drei NBA-Spieler, die in Zukunft zum Team dazustoßen könnten. Zudem verletzte sich David Krämer, der nächstes Jahr für Real Madrid aufläuft, in der Vorbereitung. Auch Jo Voigtmann fiel während der EM aus.
„Hinzu kommen viele, viele Talente, die nachkommen. Ich hoffe und gehe davon aus, dass wir auch die nächsten Jahre gut sein werden“, führte Ibrahimagic weiter aus.
Und er weiß, wovon er spricht. Mit eben jenen Talenten gewann Ibrahimagic als Trainer 2024 die U18-EM und 2025 Silber bei der U19-WM. Toptalente wie Christian Anderson, Hannes Steinbach oder Ivan Kharchenkov, die im kommenden Jahr für Elite-Colleges in den USA auflaufen, gehören zu den weltbesten Talenten ihres Jahrgangs.
Kann Deutschland die USA angreifen?
Es wirkt also aktuell tatsächlich so, als wenn die deutsche Dominanz im Basketball weiter gehen könnte. Das sieht auch Isaac Bonga so, der deutlich machte, worauf sich Deutschland in Zukunft freuen könne: „Viele Erfolge und unglaublich guten Basketball. So wie Moritz immer sagt: German Basketball is mad sexy.“
Noch muss man sich an das neue Selbstverständnis rund um den deutschen Basketball gewöhnen, aber eben diese Einstellung führte in den letzten Jahren mit zu den Erfolgen.
Und so ist für die Zukunft sogar tatsächlich der Traum erlaubt, 2028 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles die übermächtig wirkende USA um Gold herauszufordern.
Denn: Neben der neuen deutschen Stärke muss sich die einstige Übermacht im Basketball erstmal wieder finden. Bei den Spielen in Paris brauchte es heroische Leistungen der alternden Top-Stars Steph Curry und LeBron James für die Goldmedaille.
In der Breite haben die US-Amerikaner natürlich noch immer die höchste Qualität der Welt, doch gerade neue Top-Stars, die ein Team in einem Turnier zu Gold führen, fehlen aktuell - ebenso, wie die Teamchemie, die Deutschland so stark macht.
Deutschland bald unschlagbar?
Eins ist sicher: Im deutschen Team glauben sie ganz fest an weitere Triumphe. „Wir sind einfach selbstbewusst und haben viel Vertrauen ineinander. Deshalb haben wir auch immer die Erwartungshaltung, dass wir den Gegner schlagen, egal wen“, sagte Maodo Lo deutlich.
Gilt die legendäre (und irrtümliche) Ankündigung von Franz Beckenbauer nach dem Triumph bei der Fußball-WM 1990 „Deutschland wird auf Jahre hinaus unschlagbar sein“ jetzt knapp 35 Jahre später also für den deutschen Basketball?
Selbstverständlich nicht! Dafür ist die internationale Konkurrenz auch zu stark. Das wurde auch im engen Viertelfinale gegen Slowenien oder im Finale gegen die Türkei deutlich. Beide Spiele hätten auch in die andere Richtung kippen können.
Aber eins ist sicher, es muss schon einiges schiefgehen, dass Deutschland in den kommenden Jahren nicht zur Weltspitze gehört. Dieses Team hat begeistert und wird es auch in den kommenden Jahren tun.