Die Basketballer des FC Bayern haben die große Sensation vor Augen. Durch den deutlichen 100:82-Erfolg gegen den direkten Konkurrenten Roter Stern Belgrad kletterten die Bayern auf den fünften Platz. Der direkte Einzug in die Playoffs scheint tatsächlich möglich.
München hat einen neuen Superstar
Einen großen Anteil an diesem Erfolg trägt ein Spieler, der sich in München schon jetzt zu einem echten Star entwickelt hat - Carsen Edwards.
Gegen Belgrad erzielte Edwards erneut unglaubliche 30 Punkte und brachte mit seinen teils aberwitzigen Abschlüssen, die nahezu alle im Korb landeten, die frenetischen Gästefans zum Schweigen.
Die Bayern-Anhänger quittierten die Galavorstellung des Guards indes mit „MVP-Sprechchören“. Dass Edwards von den Fans besonders gefeiert wird, gehört mittlerweile zum Standard im SAP-Garden. Auffällig ist aber, dass die Rufe von Spiel zu Spiel immer lauter werden. Edwards ist mittlerweile auch dem breiten Münchener Publikum ein echter Begriff.
Kann Edwards tatsächlich Liga-MVP werden?
In dieser Galaform scheint es, dass Edwards sogar tatsächlich Liga-MVP werden könnte. Das unterstreicht auch sein Teamkollege Shabazz Napier.
„Wenn wir weiter so gut spielen, hat er ganz bestimmt eine große Chance MVP zu werden“, sagte Napier nach dem Spiel auf SPORT1-Nachfrage: „Es würde zu dieser Saison passen. Außer uns im Team und dem Staff hat eigentlich niemand daran geglaubt, dass wir gut sein könnten und jetzt kämpfen wir um die Top-6. Daran hat Carsen einen echt großen Anteil. Er spielt fantastisch.“
Dass Edwards dieses Potenzial haben könnte, hatte Napier schon früh in der Saison erkannt. Nach dem zweiten Sieg der Saison, am vierten Spieltag gegen Paris, hatte er zu SPORT1 gesagt, dass Edwards „unser bester Spieler ist.“
Gegen die Franzosen hatte er 32 Punkte erzielt. Es folgten in der Saison noch drei weitere Spiele mit über 30 Punkten und satte acht Spiele mit 25 oder mehr Zählern. Im Schnitt liegt er bei 19,9 Punkten pro Spiel. In Europas Königsklasse sind nur der ehemalige NBA-Star Kendrick Nunn (20,6) und der ehemalige EuroLeague-MVP Sasha Vezenkov (20,2) einen Tick besser.
Edwards wird mit Spektakel zum echten Star in München
Gegen Roter Stern zeigte Edwards zudem eine seiner spektakulärsten Eigenschaften. In den ersten 15 Minuten blieb er komplett ohne erfolgreichen Wurf aus dem Feld, nur um in den verbleibenden 25 Minuten noch auf 30 Punkte zu stellen. Alleine in den fünf Minuten bis zur Halbzeit erzielte er 12 Punkte.
„Er kann wirklich zu jeder Zeit heißlaufen. Hut ab, dass er jederzeit aggressiv ist und die Verantwortung übernehmen und uns tragen will“, lobte ihn deswegen auch Napier. Sein Trainer Gordon Herbert verglich Edwards nach dem Spiel deshalb mit einer „Mikrowelle“.
Dieses Heißlaufen lieben auch die Fans in München. Im SAP-Garden wird das Publikum regelmäßig im positiven Sinne unruhig, wenn Edwards den Ball nach vorne treibt. In München weiß man mittlerweile, dass man sich jetzt gleich zum Aufspringen und Jubeln bereitmachen kann.
Durch seine spektakuläre Spielweise ist der 26-Jährige längst zum Publikumsliebling aufgestiegen. Trotz der zahlreichen deutschen Weltmeister im Kader der Bayern, wird es besonders laut, wenn Edwards erfolgreich spielt. Und auch das Trikot mit der Nummer drei und Edwards‘ Namen ist unglaublich beliebt. Fast jedes zweite Trikot trägt eben diese Kombination.
Die Begeisterung rund um den Guard ist sogar schon bei den Fußball-Stars des FC Bayern angekommen. Als Raphael Guerreiro mit seiner Familie ein Spiel der Basketballer besuchte, trugen auch seine Kinder ein Edwards-Trikot.
Edwards war College-Star
Das Star-Potenzial zeigte sich schon am US-College. Für Purdue knackte er mehrere Rekorde.
So begeisterte er in der „March Madness”, dem traditionellen Final Turnier der NCCA, 2019 ganz Amerika. Zunächst erzielte er 42 Punkte beim Sieg gegen den amtierenden Meister Villanova und nur wenige Tage später erneut 42 Punkte gegen Virginia. Für den Titel reichte es zwar nicht, viele trauten ihm aber auch eine prominente Rolle in der NBA zu.
Doch in der NBA angekommen lief es für den nur 1,80m-großen Guard dann nicht wie gewünscht. Für die Boston Celtics konnte er zwischen 2019 und 2021 sein Potenzial zwar immer wieder andeuten, final durchsetzen konnte er sich wohl auch wegen seiner für die NBA fehlenden Größe aber nicht.
Bayern-Geduld wird belohnt
Nach einer kurzen Station in Detroit (2022) zog es Edwards dann erstmals nach Europa zu Fenerbahce Istanbul. Viele erwarteten, dass Edwards in Europa gleich zum Superstar aufsteigen könnte. Doch in der Türkei enttäuschte er mit nur acht Punkten im Schnitt.
Es folgte der Wechsel nach München, wo er zunächst auch Schwierigkeiten hatte. Trotz 11,3 Punkten pro Spiel in der EuroLeague konnte er nie voll überzeugen. Viele stempelten Edwards schon als Fehleinkauf ab.
Doch die Bayern glaubten weiter an ihn und wurden in den BBL-Playoffs belohnt. Mit 16,9 Punkten führte er den FCBB als Finals-MVP zum Titel. Die Bayern waren davon überzeugt, dass Edwards auch in Europa liefern kann und verlängerten dessen Vertrag.
Genau diese Geduld trägt in dieser Saison nun Früchte. Edwards führt das Team nicht nur mit Top-Leistungen von Erfolg zu Erfolg. Er begeistert auch das Münchener Publikum und sorgt mit seinen spektakulären Auftritten mit dafür, dass bisher alle Heimspiele im neuen SAP-Garden ausverkauft waren. München hat einen neuen Star und dieser ist ausnahmsweise kein Fußballer.