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Europameister ist Bayerns Mann für die "Drecksarbeit"

Einer für die „Drecksarbeit“

Der FC Bayern Basketball feiert gegen Olimpia Mailand einen wichtigen Sieg. Nach dem Erfolg gibt es Sonderlob für einen Europameister, der sonst selten im Rampenlicht steht.
Enge Geschichte zwischen den Bayern und Mailand. Doch in der entscheidenden Phase können sich die Münchner wieder auf ihre Leistungsträger verlassen.
Der FC Bayern Basketball feiert gegen Olimpia Mailand einen wichtigen Sieg. Nach dem Erfolg gibt es Sonderlob für einen Europameister, der sonst selten im Rampenlicht steht.

Dieser Sieg war purer Kampf! Die Basketballer des FC Bayern rangen in einem echten Fight Olimpia Mailand mit 64:53 nieder und feierten den zweiten Saisonsieg in der EuroLeague.

Anders als es die Fans im SAP Garden sonst gewohnt sind, gab es dieses Mal keine rauschende Offensiv-Party, sondern eine echte Defensiv-Schlacht.

„Ich möchte meine Spieler für eine herausragende Leistung loben. Dieses Spiel hat gezeigt, dass wir auch Spiele gewinnen können, in denen sich unsere Offensive schwertut, mit unserem Einsatz in der Verteidigung“, betonte Trainer Gordon Herbert nach dem Spiel auf der Pressekonferenz.

Für einen Europameister hatte er dann noch ein Sonderlob dabei: „Leon Kratzer hat die ersten 25 Minuten nicht gespielt, kommt rein – und hat überragende vier Minuten. Man sieht, wie er immer engagiert ist auf der Bank und die Teamkollegen ermuntert. Dann kommt er rein und ist direkt da. Wir haben sie niedergekämpft, weil die Jungs von der Bank bereit waren, das war groß.“

Giffey lobt Kratzer: „Jemand, der gerne mal die Drecksarbeit macht“

Dass Herbert ausgerechnet Kratzer herausstellte, ist besonders, immerhin spielte er gegen Mailand nur 4:12 Minuten und erzielte keinen einzigen Punkt. Aber in diesen haute er sich eben voll rein. Die Bayern gewannen diese Minuten mit neun Punkten und drehten das Spiel.

Zudem verkörpert wohl keiner im Bayern-Kader das Kämpferherz, das es für den Sieg gegen Mailand brauchte, so sehr wie Europameister Kratzer. Das Spiel des Centers ist selten filigran, muss es aber auch nicht sein, da er eben voll über den Kampf kommt.

„Leon hat seine Rolle gefunden. Er ist jemand, der gerne mal die Drecksarbeit macht und sich dafür einfach nicht zu schade ist. Das ist gut. Genau das brauchen wir“, lobte Niels Giffey seinen Teamkollegen Kratzer deshalb auch auf SPORT1-Nachfrage.

Und diese Drecksarbeit zahlte sich für Bayern gegen Mailand voll aus. Beim Stand von 31:35 und noch 7:35 Minuten im dritten Viertel kam Kratzer erstmals auf das Feld. Die anschließenden rund vier Minuten gewann der FCBB mit 11:2 und kassierte mit dem Center auf dem Feld keinen einzigen Korb aus dem Feld.

Zudem sicherte er zwei wichtige Defensive Rebounds, ein Bereich, in dem die Bayern zuvor geschwächelt hatten. Und der Center zeigte auch in der Offensive, dass er doch auch mal elegant agieren kann, als er Niels Giffey mit einem Traumpass fütterte und dieser zum 40:37 vollendete.

Kratzer spielt bei Bayern ganz besondere Rolle

Nach knapp vier Minuten ging es trotz der Top-Leistung zurück auf die Bank und er kehrte auch nicht mehr zurück. Frust darüber? Von wegen! Kratzer feuerte das Team lautstark an, bejubelte jede Aktion seiner Mitspieler frenetisch. So einen Spieler wünscht sich jede Mannschaft.

„Er ist jemand, der voll fürs Team spielt und immer richtig für das Team da ist“, unterstrich Giffey bei SPORT1. Der Center ist der ultimative Teamplayer.

Und eben diese Qualität bringt ihm bei Bayern in der EuroLeague eine ganz spezielle Rolle ein. Bis zum Spiel gegen Mailand startete Kratzer jede Partie, kehrte nach seiner Auswechslung in den ersten beiden Spielen in Athen (nach 2:12 Minuten) und gegen Roter Stern Belgrad (nach 3:45 Minuten) aber nicht mehr auf das Feld zurück.

Einzig bei der bitteren Heimniederlage gegen Zalgiris Kaunas brachte Herbert seinen Big Man nach seiner ersten Auswechslung (nach 5:11 Minuten) erneut zurück. Kratzer spielte dort 10:49 Minuten.

Insgesamt stand der Europameister in vier Spielen in der EuroLeague nur 5:14 Minuten im Schnitt auf dem Feld, erzielte dabei 0,5 Punkte und 1,2 Rebounds. In der BBL spielte er in zwei Matches immerhin knapp 19 Minuten (drei Punkte und sechs Rebounds).

Als ultimativer Teamplayer zum Europameister

Doch Kratzers Wichtigkeit für ein Team ist eh nicht an den Zahlen messbar. Das zeigte auch die Basketball-Europameisterschaft im Spätsommer.

Dort gehörte der Center zum Kader der deutschen Nationalmannschaft und spielte auch hier die Rolle als Backup und Motivator. Kratzer kam zwar nur in der Gruppenphase zum Einsatz und erzielte im gesamten Turnier nur einen Korb, dennoch war er extrem wichtig.

Auch beim DBB-Team hielt er stets die Stimmung hoch. Feierte jede Aktion seiner Mitspieler und motivierte lautstark, wenn es mal nicht lief. Er erfüllte eben genau die Rolle, die es vom zwölften Mann bei einem langen Turnier braucht.

Spielerisch hätte es vielleicht bessere Optionen als Kratzer gegeben, doch nicht jeder Spieler setzt sich eben ohne zu murren auf die Bank und ist trotz geringer Einsatzzeit immer voll dabei.

Beim FC Bayern hat der Center aktuell sogar eine durchaus wichtige Rolle auf dem Feld und wird immer öfter zum unscheinbaren Helden.