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Darts-Legende Russ Bray: "Price ist ein absoluter Gentleman!

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Darts-Legende Russ Bray: "Price ist ein absoluter Gentleman!

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Price ein „absoluter Gentleman“

Darts-Legende Russ Bray hört nach dem WM-Finale 2024 als Caller auf der ganz großen Bühne auf. Im SPORT1-Interview spricht er unter anderem über Erinnerungen aus seiner Karriere, die bevorstehende WM und den deutschen Dart-Sport.
Russ Bray erzählt in der fünfzehnten Madhouse-Folge über den Respekt zwischen Caller und Spielern. Zusätzlich spricht er von Spielern, die die neuen Caller austesten wollen.
Darts-Legende Russ Bray hört nach dem WM-Finale 2024 als Caller auf der ganz großen Bühne auf. Im SPORT1-Interview spricht er unter anderem über Erinnerungen aus seiner Karriere, die bevorstehende WM und den deutschen Dart-Sport.

Er ist eine Legende im Darts-Sport und seine unverwechselbar markant rauchige Stimme ist vielen Leuten im Ohr. Bei Darts-Fans löst er Gänsehaut aus, wenn er die berühmte „180″ nach drei perfekten Pfeilen in sein Mikrofon feuert.

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Die Rede ist von Russ „The Voice“ Bray. Seit 1996 ist er bereits bei der Professional Darts Corporation (PDC) als Caller tätig und hat es geschafft, mit seiner Stimme eine prägende Person des Sports zu sein.

Vor wenigen Tagen kündigte der 66-Jährige an, dass für ihn nun weitestgehend Schluss mit dem Callen ist. Bray wird diese Rolle nur noch bei den World-Series-of-Darts-Events ausfüllen und zukünftig die Funktion als Botschafter der PDC einnehmen. Das WM-Finale 2024 (live bei SPORT1) wird definitiv sein letztes sein.

Im exklusiven SPORT1-Interview spricht Bray über seine bewegte Karriere.

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Bray wünscht sich packendes WM-Finale

SPORT1: Hallo Herr Bray, lassen Sie uns zunächst erstmal auf das aktuelle Geschehen blicken. Luke Humphries hat innerhalb weniger Wochen drei Major-Titel gewonnen. Was denken Sie, warum er aktuell stark spielt?

Russ Bray: Luke ist im Laufe des Jahres immer besser und besser geworden. Er hat eine Menge abgenommen und ernährt sich jetzt gut. Das Wichtigste ist aber, dass sein Training offensichtlich besser geworden ist. Und die andere große Sache ist das Selbstvertrauen. Der größte Muskel oder das größte Denkorgan ist das Gehirn zwischen den Ohren, der Verstand. Er glaubt, dass er aktuell jeden schlagen kann und genau das passiert auch. Er hat jetzt drei große Turniere gewonnen. Er ist sicherlich der größte Favorit für den Weltmeistertitel.

SPORT1: Die Darts-WM beginnt bald und das Finale wird Ihr letztes großes Spiel sein, das Sie als Caller begleiten. Was wünschen Sie sich für diese Partie?

Bray: Die Weltmeisterschaft ist sowieso ein tolles Turnier, aber ich möchte einfach nur eine tolle Zeit haben. Ich wünsche mir ein wirklich großartiges Finale auf hohem Niveau, wie wir es beim Players-Championship-Finale zwischen Michael van Gerwen und Luke Humphries gesehen haben. Wenn man so ein hochklassiges Finale hätte, wäre das top. Das wäre fantastisch.

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Wright, Lewis und Anderson: Bray nennt besondere WM-Momente

SPORT1: Was wäre aus Ihrer Sicht die perfekte Paarung für Ihr letztes Finale?

Bray: Es gibt so viele gute Spieler. Luke Humphries, Michael van Gerwen, Gerwyn Price, Peter Wright, der aktuelle Weltmeister Michael Smith, Rob Cross. Eine Kombination aus einen dieser Spieler würde zum perfekten Finale passen. Es gibt so viele gute Spieler und jeder von ihnen kann das Turnier gewinnen und jeder der qualifiziert ist, hat das Recht dazu. Aber eine Paarung aus einer der genannten Spieler würde ein perfektes Finale ergeben.

SPORT1: Die Spielstätte der WM ist der berühmte Alexandra Palace. Was sind Ihre schönsten Erinnerungen am „Ally Pally“?

Bray: Um ehrlich zu sein, es gibt so viele Spiele, die man als Caller leitet. Wenn ich ein Spiel calle, dann vergesse ich es im Allgemeinen, außer es passiert etwas Besonderes, zum Beispiel ein 9-Darter im Ally Pally. Und ich habe einige fantastische Spiele gecallt. Ich denke, dass die ganze Atmosphäre und das ganze Konzept der Weltmeisterschaft das ist, was sie für mich so besonders macht. Ich kann also nicht wirklich etwas Bestimmtes nennen, außer der Weltmeisterschaft an sich, dem Publikum, der Atmosphäre und natürlich all den verschiedenen Kostümen und Dingen, die die Leute zu dieser Jahreszeit tragen. Es ist Weihnachtszeit, das macht es sehr, sehr besonders. Das ganze Konzept der Weltmeisterschaft im Alexandra Palace, das macht die Weltmeisterschaft speziell.

SPORT1: Gibt es aber kein bestimmtes Spiel, das besonders in Erinnerung geblieben ist?

Bray: Es sind viele großartige Spiele im Ally Pally gewesen, die ich gecallt habe, da kann ich nicht ein bestimmtes nennen. Die erste gewonnene Weltmeisterschaft von Peter Wright vor ein paar Jahren war allerdings besonders speziell. Auch die Turniersiege von Gary Anderson oder Adrian Lewis. Diese waren mit Sicherheit sehr einzigartig.

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Bray nun Botschafter für PDC

SPORT1: Können Sie sich erinnern, wie viele 9-Darter Sie in Ihrer Karriere gecallt haben?

Bray: Ich glaube im Fernsehen sind es 17. Zudem bin ich der einzige Caller, der es auf vier Kontinenten tun konnte. In Europa, Afrika, Australien und Asien. Nur Amerika ist der einzige Ort, an dem ich keinen bisher gecallt habe. Hoffentlich wird sich das im Juni ändern (die World Series of Darts wird im Juni in den USA stattfinden, Anm. d. Red.).

SPORT1: Nach dem WM-Finale 2024 hören Sie mit der Hauptbetätigung als Caller auf. Was werden ab dann Ihre Aufgaben als PDC-Botschafter sein?

Bray: Ich werde beispielsweise nach Asien fliegen und für die PDC werben. Ich werde ein Gesicht des Verbandes sein und auch ein bisschen als Caller fungieren. Es wird darum gehen, Darts auf der Welt weiterzuverbreiten. Ich werde auch nach Indien reisen und versuchen, Darts dort größer und besser zu machen. Ich wurde auch nach Chile in Südamerika eingeladen. Die PDC werde ich öffentlich auf diese Weise repräsentieren, das ist großartig für mich. Absolut fantastisch!

Bray lacht über Fauxpas von Anderson

SPORT1: Sie sind seit einer langen Zeit im „Darts-Circuit“ mit dabei. Wie hat sich der Dart-Sport während Ihrer Karriere verändert?

Bray: Als ich 1996 anfing, war der Bereich der Doppel- und Triplefelder kleiner als jetzt, da die Drähte heute viel dünner sind. Das hat sich am Board geändert. Zudem hat sich der Standard, der gespielt wird, extrem verändert. Als Phil Taylor anfing, waren er und Dennis Priestley die beiden wichtigsten Spieler und dann gab es noch den Rest des Feldes. Aber die Qualität des Dart-Sports heutzutage ist fantastisch. Wir haben kürzlich im Youth-Championship-Finale zwischen dem 16-Jährigen Luke Littler und den 21 Jahre alten Gian van Veen ein fantastisches Spiel gesehen mit 13 180er in zehn Legs, das ist unglaublich brillant! Das Niveau des Dartsports ist gestiegen. Phil Taylor hat den Standard gesetzt. Der Standard ist auf dieses Niveau und darüber hinaus gestiegen. Und es gibt eine Menge Spieler, die das schaffen heutzutage, im Gegensatz zu ein oder zwei Spieler. Dazu ist der Wettbewerb erstaunlich, es gibt so viel mehr Turniere und dadurch viel mehr Möglichkeiten für die Spieler, Turniere zu gewinnen. Es gibt dadurch mehr Möglichkeiten, viel Geld mit dem Sport zu verdienen und mit Hingabe Spaß zu haben und den Sport zu genießen, den es jetzt weltweit gibt und den jeder liebt.

SPORT1: Gibt es ein besonders witziges Darts-Erlebnis, das Sie in all den Jahren hatten?

Bray: Es gab einige witzige Situationen, bei denen Spieler über das Oche gestolpert und umgefallen sind. Das sind schon lustige Situationen. Solche Vorfälle gab es öfter. Eine kuriose Sache ist aber tatsächlich Gary Anderson passiert. Er hat zwei Triple 20 geworfen und der dritte Dart hat den Barrel der anderen getroffen. Alle drei Darts sind auf den Boden gefallen, es war also ein „no score“ in einem WM-Finale gegen Phil Taylor, daher war es zu diesem Zeitpunkt für ihn nicht besonders lustig. Im Nachhinein echt lustig, weil es etwas so Ungewöhnliches ist.

Bray huldigt zurückgetretene Darts-Legende

SPORT1: Sie sind viel auf Reisen mit den Dartprofis. Haben sich dadurch auch private Freundschaften bei Ihnen mit dem ein oder anderen Spieler entwickelt?

Bray: Mein bester Freund ist Keith Deller, der Weltmeister von 1983. Auch Phil Taylor ist ein enger Freund von mir. Eric Bristow war auch ein enger Freund von mir, der leider verstorben ist. Eigentlich bin ich mit allen gut befreundet, da wir ständig zusammen reisen. Wenn wir also zur World Series reisen und viele Spieler ihre Freundinnen, Frauen und Kinder dabei haben, lernt man die Familie sehr gut kennen. In der Freizeit, wenn gerade nicht Darts gespielt wird, sitzen wir auch alle zusammen und unterhalten uns oder trinken und essen etwas zusammen. Daher bin ich so ziemlich mit jedem gut befreundet.

SPORT1: Sie hatten bereits Phil Taylor erwähnt. Er hat eine Dart-Ära geprägt. Wird es jemals wieder einen Spieler geben, der wie Taylor über so viele Jahre hinweg den Sport dominiert?

Bray: Nein, das glaube ich nicht, jedenfalls nicht zu meinen Lebzeiten. Taylor hat 20 Jahre lang dominiert. Wenn man sich die Weltmeisterschaft anschaut, kann jeder der Top 16 sie gewinnen, damals waren es wie gesagt ein oder zwei Spieler. In den meisten Turnieren gibt es heute jemanden, der es bis in die Endphase des Turniers schafft, von dem man es nicht erwartet hat. Das gefällt mir. Gabriel Clemens aus Deutschland beispielsweise, der es im letzten Major-Turnier (Players Championship Finals) bis ins Halbfinale geschafft hat. Auch Ryan Joyce war im Halbfinale. Das ist der Grund, warum Darts nicht mehr von einer einzigen Person dominiert werden kann. Einer der besten Spieler der Welt ist Gerwyn Price oder auch Michael van Gerwen, die aber auch nicht jedes Spiel, jedes Turnier gewinnen können. Auch wenn Humphries zuletzt drei Major-Turniere gewonnen hat, wird es auf der Welt nicht nur eine einzige Person geben, die dominiert.

Bray monierte zu langsame Entwicklung in Deutschland

SPORT1: Apropos Gabriel Clemens. Wie sehen Sie generell die Entwicklung des Dart-Sports in Deutschland?

Bray: Darts in Deutschland ist riesig, da viele European-Turniere dort ausgetragen werden, bei denen ich das große Glück hatte, dabei gewesen zu sein. Der deutsche Dart-Sport entwickelt sich ganz gut, allerdings, um ehrlich zu sein, ein bisschen langsamer als ich dachte, bei der Menge an Turniere im Land. Aber Leute wie Gabriel Clemens und Martin Schindler sind Vorreiter für den deutschen Sport. Das Halbfinale von Clemens kürzlich wird den Sport in Deutschland weiter voranbringen. Es gibt auch ein paar gute junge Spieler. Nico Kurz ist ein sehr, sehr guter Spieler.

SPORT1: Denken Sie, wir werden mal einen deutschen Weltmeister sehen? Gabriel Clemens hat es im letzten Jahr mit dem Halbfinale bereits weit geschafft.

Bray: Ja, absolut. Es gibt keinen Grund, warum es in Zukunft keinen deutschen Weltmeister geben sollte, bei der Größe, die Darts in Deutschland hat. Irgendwann wird es schon jemand schaffen, da bin ich mir sicher. Clemens hat es in einigen großen Turnieren weitgebracht. Er hat die Erfahrung gemacht, ins Halbfinale zu kommen. Hoffentlich macht er nun die Erfahrung, ein Finale zu erreichen. Das ist alles eine Lernkurve. Es geht nur darum, Ziele zu erreichen, diese Situationen zu meistern und dann zu lernen, wie man damit umgeht. Ich meine, die Aufregung im Halbfinale vor 5.000 Leuten zu spielen, ist für jemanden wie Gabriel eine neue Erfahrung. Es ist an dem Tag einfach nicht passiert. Aber jetzt, da er diese Erfahrungen gemacht hat, kann er den nächsten Schritt gehen.

Bray feiert deutsche Darts-Fans - und verteidigt Price

SPORT1: Sie sind bei vielen European-Turnieren in Deutschland dabei gewesen. Inwieweit unterscheiden sich die Fans in den einzelnen Ländern voneinander und wie sehen Sie das deutsche Publikum?

Bray: Die European-Tour wurde früher in Deutschland gegründet und natürlich haben wir viel über Deutschland und die Umgebung nachgedacht. Deutsches Publikum ist ein sehr gutes, sie unterstützen gerne, sie singen alle und kommen sogar nach Großbritannien. Sie sind auch sehr patriotisch ihren Heimatspielern gegenüber. Das ist großartig! Darts wird überall ausgedehnt und darum geht es. Es ist ein weltweiter Sport.

SPORT1: Es kann durch das Publikum wirklich schwierig für andere Spieler sein, gegen einen deutschen Dartprofi in Deutschland zu spielen.

Bray: Auf jeden Fall, aber es ist das gleiche wie bei einem Fußballspiel. Wenn England gegen Deutschland im Wembley-Stadion spielt und der deutsche Spieler einen Elfmeter schießt, dann wird er ausgebuht. Das liegt einfach in der Natur der Sache.

SPORT1: Lassen Sie uns zuletzt noch über einen Spieler sprechen, der oft umstritten ist. Gerwyn Price hat bei vielen ein „Bad Boy“-Image. Wie haben Sie Price zu Beginn seiner Karriere erlebt?

Bray: Gerwyn Price ist überhaupt kein Bad Boy. Er ist sehr weit entfernt davon. Er ist sogar einer der liebenswertesten Männer, die ich jemals getroffen habe. Im Ernst, er verlässt die Bühne und ist ein absoluter Gentleman. Er sagte, dass er das schreckliche Image des Bad Boys bekam, als er das Finale im Grand Slam of Darts 2018 spielte und auf der Bühne Wortgefechte und Schubser mit Gary Anderson hatte. Da Gary so beliebt war, wandten sich offensichtlich alle gegen Gerwyn. Sobald sie also beide bei einer Veranstaltung waren, folgte ihm das überallhin. Dadurch erlangte er den Ruf, aber ganz ehrlich: Er ist in der Tat ein sehr, sehr netter Mann.