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Darts-Ikone Phil Taylor exklusiv: "Ich werfe keine Darts mehr, ich bin fertig damit"

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Was Taylor „schrecklich“ findet

Phil Taylor ist der wohl größte Dartspieler der Geschichte. Im Interview mit SPORT1 spricht der Engländer über den Erfolg von Luke Littler, die Entwicklung von Darts in Deutschland und einen möglichen Auszug der WM aus dem legendären Ally Pally.
2007 liefern sich Phil Taylor und Raymond van Barneveld ein Finale, das für viele als das beste Spiel der Geschichte gilt. Der Niederländer gewann damals im Sudden Death mit 7:6.
Phil Taylor ist der wohl größte Dartspieler der Geschichte. Im Interview mit SPORT1 spricht der Engländer über den Erfolg von Luke Littler, die Entwicklung von Darts in Deutschland und einen möglichen Auszug der WM aus dem legendären Ally Pally.

16 WM-Titel, 16 Siege beim World Matchplay, dazu über 100 gewonnene Finals vor TV-Kameras: Phil „The Power“ Taylor ist ohne jeden Zweifel der größte Spieler, den die Sportart Darts jemals hervorgebracht hat.

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Die legendäre Karriere des Engländers bei der PDC, die er 1992 mitgründete, endete mit dem WM-Finale 2018 gegen Rob Cross, das er mit 2:7 verlor. Daraufhin wurde der Pokal seines Lieblingsturniers, das World Matchplay, zu seinen Ehren in Phil Taylor Trophy umbenannt.

Doch auch in seinem Ruhestand kommmt der 64-Jährige nicht wirklich von den fliegenden Pfeilen los. Für den Sender Pluto TV analysierte Taylor die „Legends League“, ein Teil der MODUS Super Series (Pluto TV überträgt live), bei der unter anderem die Legende Steve Beaton mitspielte.

Im SPORT1-Interview erzählt „The Power“ von seiner Zeit als „Darts-Rentner“, welchem deutschen Spieler er einen Major-Titel zutraut, und er verrät, wen er in der Premier League (ab 20 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVESTREAM, zuvor um 19.20 Uhr Madhouse) vorne sieht. Außerdem äußert er sich offen für einen Umzug der WM nach Saudi-Arabien.

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Das macht Phil Taylor nach seinem Karriereende

SPORT1: Mr. Taylor, Sie haben nach dem WM-Finale 2018 bei der PDC aufgehört. Was machen Sie mit Ihrer Zeit? Spielen Sie noch viel Darts?

Phil Taylor: Ich spiele aktuell gar nicht. Ich werfe überhaupt keine Darts mehr und habe zurzeit nicht einmal ein Set Darts.

SPORT1: Aber Sie haben vorher schon einmal auf der Senior Darts Tour gespielt …

Taylor: Genau.

SPORT1: … haben Sie vor, noch einmal dort zu spielen?

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Taylor: Nein. Ich bin fertig damit.

SPORT1: Also komplett fertig mit dem Dartsport?

Taylor: Ja. Aber ich mache noch persönliche Auftritte, wo ich rede, Fragen beantworte und Fotos mache. Und ich arbeite mit Wettbüros, denen ich Tipps gebe, wer gewinnen könnte und was gut für die Leute ist, die wetten. Ich bin also ziemlich beschäftigt, wenn ich ehrlich bin. Es ist seltsam, ich mache jetzt etwas anderes.

Taylor: Kuriose Premier-League-Anekdote

SPORT1: Die Premier League of Darts ist in die neue Saison gestartet, haben Sie die Spiele gesehen?

Taylor: Das habe ich. Bis zum Halbfinale und dann bin ich eingeschlafen. Ich werde jetzt alt. (lacht)

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SPORT1: War es etwa langweilig?

Taylor: Nein, ich gehe jetzt nur früh ins Bett, weil ich viel zu Hause bin. Ich gehe gegen 20 Uhr ins Bett, schaue dort Darts an und als nächstes wache ich auf. Das ist ungefähr um 4:30 Uhr morgens. Und dann schalte ich YouTube ein und schaue mir die Nachrichten vom Tag davor an oder die Highlights von Fußball und Darts. Ich liebe es, die Highlights zu sehen. Das ist besser als 90 Minuten lang Fußball zu schauen.

SPORT1: Mit Nathan Aspinall und Gerwyn Price wurden zwei Spieler für die Premier League nominiert, bei denen es Diskussionen gab, ob diese Nominierung wirklich gerechtfertigt ist und ob sie ins Lineup passen. Was denken Sie darüber?

Taylor: Ich habe kein Problem damit, es macht mir nichts aus. Einige Spieler haben noch nie in der Premier League gespielt, und wenn sie es jemals tun, wird es wieder Leute geben, die jammern. Wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich nichts sagen und auf das nächste Jahr warten. Konzentriert euch einfach auf das, was ihr tut. Wen auch immer du für die Premier League auswählst, und wenn du die Top Acht auswählst, werden sich die Leute immer beschweren.

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Das sind Taylors Premier-League-Favoriten

SPORT1: Was denken Sie, wer wird nach 16 Wochen unter den Top Vier sein?

Taylor: Luke Littler, Luke Humphries, Michael van Gerwen und ich denke Chris Dobey. Er spielt sehr gut.

SPORT1: Und der Champion? Wird es wieder Luke Littler?

Taylor: Nein, dieses Mal nicht. Ich denke, Luke Humphries könnte es diesmal gewinnen. Seit er seinen Weltmeisterschaftstitel verloren hat, ist er niedergeschlagen und hat erkannt, dass er sich anstrengen muss. Das tut er auch und er ist wieder sehr engagiert. Also denke ich, dass er es am Ende gewinnen könnte. Aber auch Michael van Gerwen hat eine Chance, man weiß es einfach nicht genau. Sein Scoring ist in Ordnung, es ist nur sein Finish, das zurzeit etwas nachlässt. Aber das wird schon noch kommen.

SPORT1: Reden wir über Luke Littler. Wie sehen Sie seine Entwicklung in den vergangenen zwölf Monaten?

Taylor: Ich denke, er macht das absolut brillant. Ich mag ihn, also werde ich nichts Schlechtes über ihn sagen. Es hängt jetzt alles von Luke ab, er hat die Weichen gestellt. Jetzt hat er, wie ich es nenne, das Manchester-United-Syndrom oder im Moment bei Liverpool. Du wirst jetzt kein leichtes Spiel mehr haben. Die Leute werden gegen dich gut spielen, jedes Mal, wenn du gegen sie antrittst. Also bereite dich darauf vor, trainiere so viel wie möglich. Wenn du sieben Tage in der Woche unterwegs bist, ist das harte Arbeit.

SPORT1: Er hat in diesem Jahr seine erste Weltmeisterschaft gewonnen, mit gerade einmal 17 Jahren. Kann er Ihren Rekord von 16 WM-Titeln brechen?

Taylor: Es wird sehr schwierig für ihn, denn wenn er ihn brechen will, muss er 17 Titel gewinnen. Er muss jetzt mindestens 19, 20 Mal im Finale stehen, weil er das erste Mal verloren hat. Weitere 20 Jahre im Finale zu stehen, das ist schon schwierig. Wenn er das schafft, ziehe ich meinen Hut vor ihm.

Taylor: „In Deutschland ist es großartig“

SPORT1: Auch wenn Sie sonst davon abgekommen sind: Ende März werden Sie beim Promi Darts Masters in Chemnitz nochmal zu den Pfeilen greifen. Wie sehen Sie die Entwicklung von Darts in Deutschland und wie ist es dort zu spielen?

Taylor: Großartig. Das Interesse in Deutschland ist absolut super. Es ist immer laut, sehr, sehr laut. Da ist nur eine Sache, ich mag das Pfeifen nicht. Das gilt auch für England und andere Länder. Ich habe nichts dagegen, aber das Pfeifen kann ich nicht ertragen. Das ist das Einzige, was ich verbieten würde, denn es ist schrecklich für die Spieler.

SPORT1: Deutschland hat dieses Jahr zwölf Tourkarteninhaber, das ist ein Rekord. Was denken Sie, wer von ihnen hat die besten Chancen, einen PDC-Major-Titel zu gewinnen?

Taylor: Martin Schindler. Im Moment denke ich an ihn. Ich habe noch nicht alle deutschen Spieler gesehen, ich muss mir noch eine Meinung bilden, wenn ich sie spielen sehe. Max Hopp ist ein guter Spieler und hat einen schönen Stil. Im Moment ist er leider nicht stark genug, nicht konstant genug. In einem Spiel kann er absolut brillant spielen, aber im nächsten Spiel ist er es nicht. Er macht momentan irgendwo etwas falsch, weil er ein besserer Spieler ist als das, was er gerade spielt. Er muss jedes Mal gut spielen und dann brillieren, wenn er es braucht, das ist das Geheimnis. Martin ist sehr konstant und seine Averages sind sehr hoch, deshalb würde ich momentan Martin sagen. Gabriel Clemens ist auch ein guter Spieler, aber ob er ein Major gewinnt, weiß ich nicht. Er könnte es, es liegt an ihm.

SPORT1: Wie schätzen Sie die Chancen für Deutschland beim World Cup of Darts ein? England mit Luke Littler und Luke Humphries scheint ja ein unschlagbares Duo zu sein.

Taylor: Ich denke, dass es für jede Mannschaft gegen England schwierig sein wird. Aber merken Sie sich meine Worte: Egal wer gegen sie spielen wird, wird alles geben. Daher setzen Sie nicht zu 100 Prozent auf England. Es gibt andere Spieler, die auch gut spielen können.

Große Diskussionen um den Ally Pally

SPORT1: Das größte Event des Jahres ist natürlich die WM, die traditionell im Alexandra Palace in London stattfindet. Zuletzt gab es viele Diskussionen, ob der Ally Pally noch der richtige Ort dafür ist, weil er eigentlich zu klein für die Nachfrage an Tickets ist. Es gab sogar Gespräche, in Ländern wie Saudi-Arabien zu spielen. Was halten Sie davon?

Taylor: Wenn ich jetzt spielen würde, würde ich persönlich sagen: lasst uns nach Saudi-Arabien gehen. Aus einem Grund und nur aus einem Grund. Die Weltmeisterschaft in London findet im Winter statt und es ist eiskalt. Ich würde lieber nach Saudi-Arabien fahren, wenn das Wetter schön ist. Aber der Alexandra Palace ist ein großartiger Austragungsort, er hat wirklich Kultcharakter. Es wird sehr schwierig sein, von dort wegzugehen.

SPORT1: 2008 gab es den Umzug von der Circus Tavern in den Ally Pally, den Sie selbst miterlebt haben. Glauben Sie, dass sich ein erneuter Umzug positiv oder negativ auf die Sportart Darts auswirken würde?

Taylor: Alles, was mit Darts zu tun hat, weckt Interesse. Seien es die Medien oder die Leute, die am Ende des Tages über das Spiel reden und sich beschweren. Aber es ist eine schwierige Zeit, im Winter im Alexandra Palace zu spielen. Es ist wirklich sehr kalt und eisig. Manchmal kommt man nicht zum Veranstaltungsort, weil es schneit. Wenn sie also nach Saudi-Arabien umziehen sollten, dann offensichtlich wegen des Wetters. Ob die Zuschauer und die Stimmung dann dieselbe sein werden, weiß ich nicht. Ich meine, Barry (Hearn, ehemaliger PDC-Boss; Anm. d. Red.) ist ein Genie, also wird er alles klären. Und ich denke, wenn sie nach Saudi-Arabien gehen, wird das Preisgeld auf zehn Millionen oder so hochschnellen.

SPORT1: Ist das eine gute oder schlechte Entwicklung oder etwas, das passieren muss, weil die Sportart Darts so schnell wächst?

Taylor: Nun, der Alexandra Palace hat auch verschiedene Räume. Es gibt einen größeren Raum neben dem jetzigen (West Hall, ca. 3200 Plätze). Vielleicht überlegen sie, dort hineinzugehen, ich glaube, der fasst etwa 6000 Plätze (Great Hall). Ich denke, am Ende des Tages hängt alles davon ab, wie viel Geld auf dem Tisch liegt und wer das meiste Geld zahlen will.

Taylor über Michael Smith: „Er hat momentan echt zu kämpfen“

SPORT1: Dann noch etwas zu Michael Smith …

Taylor: Er tut sich im Moment sehr schwer.

SPORT1:und er hat auch verraten, dass er Arthritis in der rechten Hand hat, spielte sogar ein WM-Finale mit gebrochener Hand. Glauben Sie, dass er ein Comeback geben kann, nachdem er in der Rangliste weit zurückgefallen ist?

Taylor: Im Moment nicht. Er hat zurzeit keine Chance. Ich habe ihn bei der Players Championship verfolgt und er ist wieder in der ersten Runde ausgeschieden (gegen Dimitri van den Bergh, Anm. d. Red.). Er hat also in letzter Zeit zu kämpfen.

SPORT1: Müssen wir uns in Zukunft um ihn sorgen oder wird er zurückkommen und Titel holen?

Taylor: Das kann er, denn er hat die Fähigkeiten. Es hängt alles von seiner Gesundheit ab und davon, wie er sich fühlt. Er wird zuerst seine Gesundheit in Ordnung bringen müssen.

SPORT1: Zum Abschluss: Was denken Sie, wer wird 2025 die meisten Major-Titel gewinnen?

Taylor: Luke Humphries.

SPORT1: Und wie viele werden es sein?

Taylor: Er wird vier Titel gewinnen.