Insbesondere Anfang und Mitte der 2010er-Jahre gehörte Adrian Lewis zu den weltbesten Dartspielern, konnte sein Top-Level allerdings nicht halten. Ende April 2023 kündigte der Engländer schließlich eine Pause an. Nach fast 29 Monaten Pause kehrte Lewis nun auf die Darts-Bühne zurück.
"Die Spieler haben keine Angst mehr vor ihm!"
Früher hatten Gegner Angst vor ihm
Bei der Darts Modus Super Series International Pairs trat der 40-Jährige an der Seite von Steve Beaton für Team England an, ließ seine frühere Präzision jedoch vermissen. Das Duo musste nach immerhin vier Siegen, aber auch vier Niederlagen bereits nach der Gruppenphase die Segel streichen.
Taylor fordert Geduld mit Lewis: „Es braucht nur Zeit“
Eine Legende des Darts-Sports, die sich sowohl mit großen Erfolgen als auch mit Comebacks auskennt, ist Phil Taylor. Der 16-malige Weltmeister und Mentor von Lewis zeigte sich erfreut über das Comeback und forderte Geduld.
„Ich habe mich wirklich darauf gefreut, Adrian wieder auf der Bühne zu sehen. Ehrlich gesagt habe ich ihn im Fernsehen vermisst. Natürlich ist es schade, dass es heute nicht so lief, wie erhofft. Aber das ist normal. Er wird zurückkommen – es braucht nur Zeit", erklärte er im Gespräch mit Oche 180.
Taylor weiß genau, dass es ein Spieler nach einer derart langen Pause, nicht sofort wieder auf dem höchsten Level performen kann. „Als ich noch mit ihm gespielt habe, war er immer wettbewerbsorientiert – jederzeit bereit. Er war matchfit", zog er einen Vergleich zu früheren Zeiten. „Heute fehlt ihm diese Schärfe“, argumentierte er.
Damit Lewis wieder den Weg in die Weltspitze finden kann, müsse er „regelmäßig spielen, Matches überstehen und wieder diese intensiven Momente erleben“.
„Die Spieler haben keine Angst mehr vor ihm“
Aktuell zittern wohl den wenigsten etablierten Profis die Beine, wenn sie gegen den zweimaligen Weltmeister antreten müssen. „Früher hat Adrian den Gegnern Angst eingejagt“, betonte Taylor, jedoch sei „dieses Gefühl im Moment verschwunden“. Folgerichtig kommt er zu einem schonungslosen Fazit: „Die Spieler haben keine Angst mehr vor ihm“.
So hart das Urteil des Rekordweltmeisters klingen mag, betont dieser aber auch, dass es sich dabei lediglich um den Status quo handelt. „Das ist kein Dauerzustand. Adrian hat das Talent nie verloren. Er muss nur wieder lernen, es konstant abzurufen. Wenn er Selbstvertrauen tankt und Turniere gewinnt, kommt der Respekt der Gegner von selbst zurück“, machte er Hoffnung für die Zukunft.
Taylor und Lewis vereint eine lange und erfolgreiche Vergangenheit. Lewis galt als Aushängeschild einer neuen Generation, als er sich 2011 und 2012 zum PDC-Weltmeister krönen konnte und gemeinsam mit Taylor den World Cup of Darts viermal für England gewann.
„Adrian war immer ein großartiger Partner. Wir haben uns perfekt ergänzt. Wenn einer mal schwächelte, hat der andere das kompensiert. Diese Erinnerungen zeigen mir, wozu er fähig ist“, führte Taylor aus.
Darts-Legende prophezeit: „Es wird nicht einfach“
Klar ist aber auch, dass das Level im Darts in den letzten zehn, 15 Jahren nochmal deutlich angezogen hat. Spieler wie Luke Humphries und Luke Littler setzen neue Maßstäbe, was die Herausforderung für Lewis noch schwieriger macht.
„Es wird nicht einfach“, befindet auch Taylor, der seinen alten Rivalen und Kollegen aber immer noch zu den „besten Scorern“ zählt. Sein Talent sei „einzigartig“.
Für Lewis geht es nun also darum, in den kommenden Monaten so viele Turniere wie möglich zu spielen, um seinen alten Rhythmus zurückzufinden. Dabei gilt es zweifellos auch, mental und körperlich in einem fitten Zustand zu sein und sich das nötige Selbstbewusstsein zu holen.
„Man muss wieder erleben, wie es ist, unter Druck die 180 zu werfen oder das eine entscheidende Doppel zu treffen. Genau in diesen Momenten wächst ein Spieler“, weiß Taylor, der sicherlich weiter beobachten wird, wie das Comeback von Lewis verläuft.