Am Ende stand Luke Littler bei der PDC World Youth Championship mit leeren Händen da - und das nicht, weil der 18 Jahre alte Shootingstar einen schlechten Tag erwischt hatte, sondern weil seine Gegnerin Beau Greaves schlicht noch abgezockter agierte.
Littler schwärmt von neuer Darts-Queen: "Was für ein Talent!"
„Was für ein Talent!“
„Ich habe zwei 10-Darter und fast einen 9-Darter geworfen - und trotzdem hat Beau gewonnen, was für eine Spielerin!“, zeigte sich Littler nach seiner 5:6-Niederlage im Halbfinale beeindruckt. Der PDC-Weltmeister betonte: „Sie verdient großen Respekt, was für ein Talent!“
Die 21-jährige Greaves zeigte gegen Littler, der noch am Sonntag Superstar Luke Humphries im Finale des World Grand Prix überrollt hatte, keinerlei Nerven. Im Decider warf die junge Engländerin einen 11-Darter: Nach Aufnahmen von 177, 140 und 100 Punkten checkte sie 84 Punkte eiskalt zum Sieg.
Darts: Greaves dominiert nach Belieben
Während Greaves am 23. November im Finale auf den Niederländer Gian van Veen treffen wird, ist ihr Sensationssieg gegen Littler ein weiterer Beleg für ihre beachtliche Entwicklung, die nur eine Richtung kennt: nach oben.
Ein Blick auf Greaves’ Titelsammlung spricht Bände: In der PDC Women’s Series führt seit Jahren kein Weg an ihr vorbei. Sage und schreibe 42 Turniersiege konnte die Rechtshänderin mit dem Spitznamen „Beau ’n‘ Arrow“ bereits einfahren - allein 14 im aktuellen Jahr. Damit nicht genug: 58 Spiele in Folge hat sie auf der Tour gewonnen.
Und während Greaves die Women’s Series längst nach Belieben dominiert, fasst sie auch bei den Männern zunehmend Fuß. Gleich beim ersten Turnier der Challenge Tour 2025, der zweitwichtigsten Turnierserie der PDC nach der Pro Tour, feierte Greaves ihren ersten Titelgewinn. Nur zwei Events später folgte der zweite Triumph.
Darts-Talent verlangt Humphries alles ab
Durch diese Erfolge rückte sie ins Teilnehmerfeld der Players Championship nach, wo sie Mitte Februar den Nordiren Josh Rock mit 6:5 bezwang und damit ihren ersten Sieg auf der Pro Tour einfuhr.
Auch bei den UK Open 2025 hinterließ sie Eindruck: Bei ihrer Turnierpremiere erreichte Greaves nach Siegen über Stefan Bellmont, Rhys Griffin und Mickey Mansell die vierte Runde. Dort verlangte sie Luke Humphries alles ab, führte zwischenzeitlich sogar mit 7:5, ehe der Weltranglistenerste die Partie noch mit 10:7 für sich entschied.
Erst vor wenigen Tagen schrieb die 21-Jährige dann Darts-Geschichte: Als zweite Frau nach Lisa Ashton sicherte sich Greaves eine PDC Tour Card, die zur Teilnahme an allen Events der Pro Tour berechtigt.
Greaves schreibt Geschichte: „Sie hat es verdient“
Der Karriere-Meilenstein gelang ihr durch ihren zweiten Platz im Gesamtranking der PDC Development Tour. Da der Erstplatzierte der Nachwuchsserie, Cam Crabtree, bereits im Besitz einer Tour Card ist, ging der Hauptpreis an Greaves.
„Ich finde, sie ist eine großartige Spielerin und hat es verdient“, fand Humphries zuletzt am Rande des World Grand Prix bei Sky Sports lobende Worte für Greaves. „Sie war dieses Jahr eine wirklich großartige Spielerin auf den zweitklassigen Touren. Sie ist gut auf der Challenge Tour, gut auf der Development Tour und wird in Zukunft eine echte Bedrohung für alle Spieler sein. Nicht nur für mich, sondern für alle.“
Ob Greaves die Tour Card, die für 2026 und 2027 gültig wäre, tatsächlich auch nutzt, ist aber noch offen. Denn sie ist seit Jahren auch bei Veranstaltungen der World Darts Federation (WDF) aktiv - und das überaus erfolgreich.
Drei Weltmeistertitel bei der WDF
Mit nur 18 Jahren krönte sich Greaves 2022 zur ersten WDF-Weltmeisterin. Auch in den beiden Folgejahren setzte sie sich bei der WDF World Darts Championship gegen ihre Konkurrentinnen durch.
Greaves’ Teilnahme an der PDC Darts-WM 2026 (ab 11. Dezember LIVE auf SPORT1), für die sie seit August sportlich als Führende der Women’s Series qualifiziert ist, ist ebenfalls nicht final bestätigt.
Ihre erste und bislang einzige Teilnahme beim Saisonhighlight der PDC verzeichnete sie 2023, als sie sich trotz Highfinishes von 120 und 122 William O’Connor in der ersten Runde mit 0:3 geschlagen geben musste.
Comeback im Ally Pally?
In den vergangenen beiden Jahren verzichtete Greaves jeweils auf eine Teilnahme an der PDC-WM, da sie zeitgleich als Titelverteidigerin bei der WDF-WM gemeldet war.
Die PDC hatte zuvor festgelegt, dass Spielerinnen, die an der WDF-WM teilnehmen, nicht bei der anschließenden PDC-WM starten dürfen. So musste sich Greaves entscheiden - und wählte zweimal die WDF.
Dieses Mal deutet jedoch vieles auf ein Comeback im Ally Pally hin. So verzichtete Greaves im aktuellen Jahr auf sämtliche WDF-Auftritte und konzentrierte sich auf PDC-Events, was zugleich dafür spricht, dass sie die Tour Card annehmen wird.
Passend dazu schrieb ihre Schwester Bobbi zuletzt auf der Plattform X: „Meine Schwester ist jetzt offiziell Tour-Card-Inhaberin.“
Damit wäre der Weg frei für die nächste Stufe. Greaves würde fortan regelmäßig gegen die Topstars antreten - und könnte zeigen, dass ihr Coup gegen Luke Littler kein Einzelfall war.