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"Er wird den Dartssport in Deutschland prägen"

„Wird Darts in Deutschland prägen“

Niko Springer gewinnt in seinem Debütjahr auf der Profi-Tour direkt sein erstes European-Tour-Event. SPORT1-Experte Max Hopp prophezeit dem 25-Jährigen eine rosige Zukunft – und erinnert sich mit einem Augenzwinkern an einen traumatischen Trainingsbesuch.
Niko Springer ist bei der Premier League of Darts als Besucher zu Gast und spricht mit SPORT1 über die Bedeutung der Premier League für Darts Deutschland.
Niko Springer gewinnt in seinem Debütjahr auf der Profi-Tour direkt sein erstes European-Tour-Event. SPORT1-Experte Max Hopp prophezeit dem 25-Jährigen eine rosige Zukunft – und erinnert sich mit einem Augenzwinkern an einen traumatischen Trainingsbesuch.

Ungläubig zeigte Niko Springer am Sonntagabend auf der Budapester Dartsbühne auf sich selbst. „Wie? Ich habe gerade mein erstes European-Tour-Event gewonnen? Wirklich jetzt?“ So oder so ähnlich müssen wohl die Gedanken des 25-Jährigen ausgesehen haben, immerhin ist es noch Springers Debütjahr mit einer Tourcard auf dem Profi-Circuit.

Jetzt ist der Rheinhesse mit dem Gewinn der Hungarian Darts Trophy der erst vierte Deutsche der PDC-Geschichte, dem das gelang. Zuvor konnten nur Ricardo Pietreczko, Martin Schindler und Max Hopp jene Titel einheimsen. SPORT1-Experte Hopp freut sich über den Zuwachs im erlesenen Kreis – und lobt Springer in den höchsten Tönen.

Hopp: „Er wird den Dartsport in Deutschland prägen“

„Ich denke, dass er in nächster Zeit zusammen mit Martin (Schindler, Anm. d. Red.) den Dartsport in Deutschland prägen wird. Er ist neben Martin eines der heißesten Eisen, die wir in Deutschland haben“, sagt Hopp im Gespräch mit SPORT1: „Wenn es so weitergeht, werden die beiden auch im nächsten Jahr das deutsche World-Cup-Team bilden. Trotzdem steht natürlich Ricardo (Pietreczko, Anm. d. Red.) noch an Position zwei und spielt ebenfalls gute Darts.“

Doch der Reihe nach: Springers European-Tour-Erfolg kommt nicht völlig unerwartet, der „Meenzer Bub“ stand bereits in einem Finale in Rosmalen – und machte schon in den vergangenen Jahren von sich reden. In der Super League, auf der Development Tour – und an einem Idsteiner Trainingsboard.

„Wir haben nach Corona mal ein bisschen trainiert, er kam zu mir und hat mich mit einem 112er Average weggewimmst. Ich habe 1:6 verloren“, erinnert sich Hopp: „Da war mir schon klar, dass der irgendwann durch die Decke gehen kann.“

Und tatsächlich: Springer ist einer DER Newcomer des laufenden Dartsjahres. Dabei verfolgt der gebürtige Mainzer seit Jahren in einem geordneten und auf Sicherheit bedachten Umfeld einen klaren Karriere-Plan.

Anstatt einer verfrühten Profi-Entscheidung setzte Springer zuerst auf die sichere Karte: Kosten-Beamter beim Landgericht Wiesbaden. Den Beamtenstatus gab er bereits zu Beginn des Jahres auf, die Teilzeitstelle dann im August.

Hopp schätzt Entscheidung von Springer

Ab sofort heißt es also: Darts – und das als Vollprofi. Hopp schätzt die Entscheidung: „Er hat dieses Jahr erkannt, dass er mit den Besten der Besten mithalten kann, sonst hätte er die Entscheidung nicht getroffen aus dem sicheren Job heraus in die Selbstständigkeit zu gehen. Das ist ein großer Schritt, aber einer, der sich rentieren wird bei ihm.“

In der Tat besiegte Springer auf dem Weg zu seinem ersten Turniergewinn gleich sechs (!) Spieler aus den Top 20 der Order of Merit, darunter Rob Cross, Danny Noppert und mit Luke Humphries die Nummer eins der Welt mit zwei Elfdartern.

„Wenn du so große Namen vor der Brust hast, musst du die auch erstmal umstoßen. Er hat auch die schwierigen Momente überstanden, als Josh Rock seinen Matchdart auf Bull nicht genutzt hat, musste in seinen beiden finalen Matches über die volle Distanz“, rekapituliert Hopp Springers Wochenend-Performance: „Aber er hatte trotzdem die Ruhe und Coolness.“

Ganze 63 Legs absolvierte Springer auf dem Weg zum Titel - in der Geschichte der European Tour mussten nur Hopp selbst (2018: 65) und Peter Wright (2024: 66) noch härter für den Erfolg schuften.

Springer ist „der Spieler mit dem größten Potenzial in Deutschland“

Und jetzt? Der Weg soll weiter steil bergauf gehen, was Hopp ihm auch zutraut.

„Man hat auf jeden Fall gesehen, dass er in Sachen Spielstärke und Power-Scoring, wenn er die Bildfläche bekommt und die Situation auch gut händelt, der Spieler mit dem größten Potenzial in Deutschland ist. Er ist sicherlich einer, der in Zukunft auch bei den Majors eine Rolle spielen kann“, mutmaßt Hopp.

Die Nummer 66 der PDC Order of Merit ist Springer schon jetzt – und hat noch über ein Jahr, in dem er kein Preisgeld verteidigen muss und seinen Ranglistenplatz stetig verbessern kann.

„Bei Niko ist gerade der große Vorteil, dass Darts vorrangig ein Spiel ist. Ein Spiel, das er liebt und das er gerne spielt und sich beweisen möchte. Luke Littler zockt auch, weil er einfach Bock darauf hat. Das ist die zentrale Motivation“, sagt Hopp.

Den Littler-Vergleich führt er noch weiter aus: „Da gibt es noch keine Gedanken: ‚Wie kann ich in der Rangliste fallen?‘ Bei Littler ist es ähnlich. Der ist jetzt zwei Jahre nur nach oben geschossen und da werden diese Gedanken auch erst nächstes Jahr kommen, wenn er beispielsweise seinen WM-Titel verteidigen muss. Bis dahin geht es erstmal sky-high nach oben.“