Im Halbfinale fegten Luke Littler und Luke Humphries durch ihre Matches und machten ihre erste Finalteilnahme bei einer Darts-WM perfekt. Während Humphries drei der letzten vier Major-Turniere vor der Weltmeisterschaft gewann und dadurch als Titelfavorit in die WM ging, ist der 16 Jahre alte Littler die größte Sensation, die der Sport je gesehen hat.
WM-Finale: Die spektakulären Zahlen
Wer auch immer von den beiden Stars die Sid Waddell Trophy in die Höhe streckt: Die Darts-Welt wird den 12. Spieler in der Geschichte der PDC sehen, der sich zum Weltmeister krönt. SPORT1 blickt auf das elektrisierende Duell der beiden Lukes.
Humphries zweimal kurz vor dem Aus
Nach einem souveränen Sieg im Auftaktspiel gegen seinen englischen Landsmann Lee Evans stand Humphries in den folgenden zwei Spielen kurz vor dem Aus. Beim Drittrundenspiel gegen Ricardo Pietreczko benötigte die deutsche Darts-Hoffnung nur noch ein Leg, um das Ausscheiden des Favoriten zu besiegeln. „Cool Hand Luke“ drehte aber nochmal auf und wendete ein 1:3 zu einem 4:3 Sieg.
Die folgende Partie gegen Joe Cullen entwickelte sich zu einem wahren Darts-Krimi. Nachdem Cullen im entscheidenden siebten Satz bereits zwei Matchdarts vergab, versagten auch bei Humphries die Nerven und es folgte eine Schlacht auf die Doppel. Mit dem zehnten Matchdart entschied der 28-Jährige die Zitterpartie im Sudden Death Leg für sich.
Bei Humphries schien nach den knappen Erfolgen der Knoten im Turnier endgültig geplatzt zu sein. Mit extrem starken Auftritten im Viertelfinale gegen Dave Chisnall (5:1) und im Halbfinale gegen Scott Williams (6:0) zog der 28-Jährige in das Finale ein. „Es war unglaublich. Als Spieler kann ich nur den Hut vor ihm ziehen“, lobte ein sprachloser SPORT1-Experte Robert Marijanovic Humphries in dessen Interview bei SPORT1.
Littler marschiert souverän durch das Turnier
Littler hingegen konnte keiner gefährlich werden. Mit souveränen Siegen über Christian Kist, Andrew Gilding und Matt Campbell wartete der fünfmalige Weltmeister Raymond van Barneveld auf ihn. Mit 4:1 schickte der 16-jährige den Altmeister unbeeindruckt nach Hause.
Nachdem auch Brandon Dolan im Viertelfinale 5:1 abgefertigt wurde, sah selbst der Weltmeister von 2018, Rob Cross, kein Land und der Youngster gewann im Halbfinale mit 6:2.
Ein Extra-Lob für diesen Auftritt erhielt Littler von Marijanovic. „Er hatte zum ersten Mal Druck von Rob Cross, der eines seiner besten WM-Matches gegen Littler abgeliefert hat. Littler hat das gut überstanden und es am Ende souverän gerockt“, schwärmte er nach der Partie bei SPORT1 und sprach von einer „Feuertaufe“ für den Youngster.
Littler und Humphries mit irrer Drei-Dart-Statistiken
Wie stark Littler durch das Turnier gerockt ist, belegt der Blick auf die Zahlen. Über das gesamte Turnier spielte Littler den höchsten Avarage aller Spieler. 101,82 Punkte erzielte „The Nuke“ im Schnitt mit einer Aufnahme.
Mit 99,33 Zählern im Durchschnitt liegt Humphries bis zum Finale zwar knapp unter der 100er-Marke, allerdings spielte der dreimalige Major-Champion mit 108,74 Punkten im Halbfinale den höchsten Turnier-Avarage der aktuellen WM.
Vor diesem irren Wert braucht sich Littler nicht zu verstecken. In drei Partien spielte der amtierende Juniorenweltmeister einen Schnitt von über 105 Zähler (Bestwert 106,12 gegen Kist). Dies gelang seinem Final-Kontrahenten nur einmal.
Littler oder Humphries: Wer wirft die meisten 180er?
In der Wertung der meistgeworfen 180er befinden sich die beiden Spieler hingegen auf Augenhöhe. Jeweils 50-mal warfen die zwei Engländer während des Turniers das Maximum.
Da „Paddy Power“ als Hautsponsor der WM für jede geworfene 180 1.000 Pfund für eine britische Organisation gegen Prostatakrebs spendet, konnten allein Humphries und Littler vor dem Finale 100.000 Pfund beisteuern.
Der Maximum-Rekord aus dem Vorjahr ist ebenfalls in greifbarer Nähe. Mit bisher 878 geworfenen 180er fehlt im Finale nur noch 23-mal das Maximum, um den Rekord aus der WM 2023 zu knacken. Dafür müssen die beiden Darts-Asse ihre Leistung aus dem Halbfinale, in dem sie zusammen 30 180s warfen, lediglich bestätigen, um die Bestmarke zu verbessern.
Littler glänzt mit besserer Doppel-Quote
Besser ist „The Nuke“ hingegen wieder bei der Quote auf die Doppelfelder. 44,44 Prozent seiner Checkout-Versuche nutzte Littler. Mit 40,63 Prozent liegt „Cool Hand Luke“ nur knapp dahinter, verfügt aber ebenfalls über eine starke Quote.
Ebenfalls ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern sich die Dart-Stars bei den High-Finishes. Die beiden Finalisten konnten jeweils 11-mal ein Leg mit einer Aufnahme bei mindestens 100 Punkten Rest checken.
Dabei hat der zwölf Jahre älterer Humphries allerdings einen kleinen Vorteil gegenüber seines Kontrahenten. Im Turnierverlauf gelang ihm bereits der „Big Fish“, also das maximale Checkout von 170 Punkten Rest. Littler schaffte „nur“ 164 Zähler zu checken.
Wer holt sich den WM-Titel? Experte sieht keinen Favoriten
Insgesamt hat der 16-jährige Littler beim Blick auf die Statistiken leicht die Nase vorn. Diese starken Leistungen gaben ihm eine immense Sicherheit. Schließlich konnte ihn noch kein Gegner über die Dauer eines kompletten Spiels unter Druck setzen.
Humphries muss sich dennoch nicht verzichten. Seit dem Viertelfinale zeigt er sein „A-Game“ und ist brandgefährlich. Mit einer Checkout-Quote von 60 Prozent im Halbfinale bewies er seine extreme Nervenstärke.
Daher muss man sich zurecht die Frage stellen, ob es überhaupt einen Favoriten für das Finale gibt? „Nein“, meint Marijanovic. Schließlich zeigten sich beide Spieler in Top-Form.