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Darts-WM: Exklusiv! Van Gerwen dachte an Pause

Exklusiv! Van Gerwen dachte an Pause

Michael van Gerwen spricht über sein hartes Jahr auf und abseits der Darts-Bühne und verrät Gedankenspiele über eine Auszeit. Einem Deutschen traut der dreimalige Weltmeister bei der WM besonders viel zu.
Michael van Gerwen hat ein turbulentes Jahr erlebt, auf und neben der Bühne. Auch wenn die großen Erfolge des dreimaligen Weltmeisters ausblieben, glaubt er an seine WM-Chance.
Michael van Gerwen spricht über sein hartes Jahr auf und abseits der Darts-Bühne und verrät Gedankenspiele über eine Auszeit. Einem Deutschen traut der dreimalige Weltmeister bei der WM besonders viel zu.

Michael van Gerwen blickt auf ein herausforderndes Jahr zurück. Neben sportlichen Dämpfern hatte der 36-Jährige auch persönliche Rückschläge wie die Trennung von seiner Frau Daphne zu verkraften. Bei der Darts-WM 2026 zählt der Niederländer zwar nicht zum engsten Favoritenkreis, dennoch muss man ihn aufgrund seiner Erfolge in der Vergangenheit auf dem Zettel haben.

Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der dreimalige Weltmeister über sein „hartes Jahr“ und erklärt, warum er trotz aller Rückschläge immer alles gibt.

Darts-Star Michael van Gerwen: „Hatte ein hartes Jahr“

Außerdem ordnet van Gerwen das hohe Preisgeld für den neuen Weltmeister ein, kommentiert den bevorstehenden Abschied einer Darts-Ikone und beleuchtet die besonderen Herausforderungen bei der WM.

SPORT1: Michael van Gerwen, mit der Weltmeisterschaft im Alexandra Palace steht das Saison-Highlight an. Aber zunächst ganz allgemein gefragt: Wie fühlen Sie sich im Moment?

Van Gerwen: Ich fühle mich gut. Natürlich hatte ich ein hartes Jahr – auf und neben dem Oche – aber insgesamt kann ich mich im Moment nicht wirklich beschweren.

SPORT1: Wenn Sie an den Ally Pally denken, was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn?

Ally Pally? „Es stinkt dort so schlimm“

Van Gerwen: Wahrscheinlich der Geruch in der Halle. Es stinkt dort so schlimm. Aber es ist natürlich ein ikonischer Ort. Ein ikonischer Platz für uns Darts-Spieler und dort will man gewinnen, etwas erreichen. Ganz einfach.

SPORT1: Sie haben bereits Ihr hartes Jahr angesprochen. Glauben Sie, dass Sie nach diesen Erfahrungen ein gefährlicherer Gegner für Ihre Konkurrenten sind?

Van Gerwen: Das müssen andere beurteilen. Das Einzige, was ich tun kann, ist, mich so gut wie möglich vorzubereiten. Ich muss sicherstellen, dass ich alles gebe. Und ich weiß, dass ich das kann. Ich bin immer ein positiver Mensch, und ja, die anderen müssen mich immer noch schlagen – das wissen sie.

SPORT1: Sie haben trotz aller Rückschläge immer Ihr Bestes gegeben und nie aufgegeben. Würden Sie sagen, dass Sie jetzt ein noch größeres Vorbild – auch für Kinder – sind?

MvG wollte eine längere Pause machen

Van Gerwen: So bin ich einfach. Ich versuche immer, alles zu geben. Ich habe das mein ganzes Leben lang gemacht. Stillstehen bedeutet Rückschritt, also musst du immer nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen, selbst wenn es nicht gut läuft. Deshalb sage ich: Bleib positiv! Denn das ist der einzige Weg, um das Eis wieder zu brechen.

SPORT1: Gab es einen Moment, in dem Sie dachten: „Ich habe genug – ich brauche Abstand und eine längere Pause vom Darts-Zirkus“?

Van Gerwen: Ja, ich wollte eine längere Pause, aber das ist nicht möglich. Ich habe Verträge und solche Dinge. Dann denkt man darüber nach und sagt sich: Vielleicht bin ich etwas zu schnell zurückgekommen. Aber im Nachhinein ist das immer einfach zu sagen.

Seine Kinder geben van Gerwen Rückhalt

SPORT1: Wer ist Ihr größter Rückhalt? Sind es Ihre Kinder?

Van Gerwen: Ja, natürlich. Aber nicht im Sinne vom Darts, sondern einfach auf die Art und Weise, wie ich bin.

SPORT1: Auf der emotionalen Ebene?

Van Gerwen: Genau. Wenn ich sie von der Schule abhole, rennen sie immer zu mir – und das bedeutet, dass ich als Vater etwas richtig mache. Natürlich sind meine Kinder da, ich bin ihr größter Fan.

SPORT1: Interessieren sich Ihre Kinder für Darts oder spielen sie selbst?

Van Gerwen: Nein, nicht wirklich.

Van Gerwen huldigt Darts-Ikone

SPORT1: Dieses Jahr ändert sich einiges bei der Darts-WM: Zeremonienmeister John McDonald ist beispielsweise zum letzten Mal dabei. Sie kennen ihn ja sehr gut: Was für ein Mensch ist er?

Van Gerwen: Er war von Anfang an für mich da. Das ist jetzt meine 17. PDC-Weltmeisterschaft. Ich kenne es gar nicht anders als mit seiner Stimme. Wir Spieler sind ihn gewohnt. Jemanden wie ihn zu ersetzen, ist nicht einfach. Was er für den Dartsport als Stimme und Gesicht getan hat, ist unglaublich.

SPORT1: Werden Sie ihn vermissen?

Van Gerwen: Natürlich. Aber ich sage immer: Darts geht weiter und bleibt für niemanden stehen. Egal ob du in einer Organisation arbeitest, Caller, Schiedsrichter, Ansager oder Spieler bist – es hält für niemanden an.

Rekordpreisgeld? „Das ist nicht fair“

SPORT1: Der Weltmeister der Darts-WM 2026 erhält von der PDC eine Million Pfund. Viele haben darüber diskutiert. Jetzt, kurz vor der WM: Ist das für Sie Musik in den Ohren, oder denken Sie eher, dass das vielleicht ein bisschen viel für den Dartsport ist?

Van Gerwen: Natürlich ist das Musik in meinen Ohren. Es ist unglaublich, denn niemand hätte je davon träumen können, dass es im Darts ein Preisgeld von einer Million Pfund gibt. Das sind 1,1 Millionen Euro, das ist verrückt.

SPORT1: Denken Sie, dass das im Vergleich zu den anderen Turnieren fair ist?

Van Gerwen: Nein, das ist nicht fair. Aber das habe ich immer gesagt: Ich verstecke meine Meinung nicht, ich sage es einfach und natürlich ist es nicht fair. Aber es ist, wie es ist. Die PDC soll die Regeln machen, ich konzentriere mich nur aufs Dartspielen.

Schindler? „Kann im TV noch besser spielen“

SPORT1: Welches Ziel haben Sie sich für die Weltmeisterschaft gesetzt?

Van Gerwen: Die Weltmeisterschaft ist ein ganz anderes Kaliber. Anderer Druck, anderes Format, andere Dinge, mit denen wir umgehen müssen. Auch die Zuschauer – es ist alles komplett anders. Man muss sicherstellen, dass man diesen Druck bewältigt und ich weiß, dass ich das kann. Ich habe das so oft geschafft und ich habe dieses Turnier auch schon gewonnen, als ich nicht mein bestes Spiel gezeigt habe. Klar, spiele ich aktuell nicht mein bestes Spiel, aber ich finde, ich spiele immer noch okay.

SPORT1: Zum Abschluss ein Blick auf die deutschen Spieler bei der WM: Was halten Sie von ihnen? Sind sie in diesem Jahr konkurrenzfähig genug?

Van Gerwen: Auf der European Tour hat Martin Schindler wirklich gut gespielt. Aber im Fernsehen kann er noch ein bisschen besser spielen. Niko Springer macht im Moment gute Dinge. Ich denke, dass er vom Potenzial her der beste deutsche Spieler ist. Natürlich muss er noch viel lernen, aber die Zeit wird es zeigen.