Ein lachendes und ein weinendes Auge bei Tim Stützle!
Youngster: Das ist unser großes WM-Geheimnis
Aus persönlicher Sicht kann der DEB-Youngster mit seiner ersten kompletten NHL-Saison mehr als zufrieden sein. 58 Scorerpunkte gelangen dem Mann aus Viersen.
Dennoch hat er mit den Ottawa Senators die Playoffs verpasst, was sehr frustrierend war, wie Stützle im SPORT1-Interview gestand. Allerdings ermöglicht ihm dies, mit dem DEB-Team bei der Eishockey-WM in Finnland (vom 13. bis 29 Mai LIVE auf SPORT1) teilzunehmen. (NEWS: Alles Wichtige zur Eishockey-WM)
Bei SPORT1 verrät der 20-Jährige, was für ihn eine gute WM ausmacht und wie er seine Rolle in der Nationalmannschaft sieht. Zudem spricht er über seine NHL-Saison und wie er mit dem Hype um seine Person. (DATEN: Liveticker zur Eishockey-WM)
SPORT1: Wie würden Sie Ihre Saison in Ottawa kurz und prägnant zusammenfassen?
Tim Stützle: Ich denke, der Start war nicht so gut. Aber in den letzten zehn Spielen haben wir sieben davon gewonnen. In dieser Phase haben wir sehr gutes Eishockey gespielt. Es war schön zu sehen, wie sich die jungen Spieler weiterentwickelt haben - das war auf jeden Fall das Ziel. (DATEN: Spielplan der Eishockey-WM)
Playoffs verpasst: So sieht Stützle die Situation in Ottawa
SPORT1: Zum fünften Mal hat die Mannschaft die Playoffs verpasst. Was muss sich ändern, um wieder in die Playoffs zu kommen?
Stützle: Es ist kein Geheimnis, wir sind noch im Rebuild. Manch andere Mannschaften geben 25 Millionen Dollar mehr aus. Damit haben sie auch Spieler, die ungemeine Qualität haben. Da kann man einfach nicht jedes Spiel gewinnen. Aber ich denke, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Jeder muss daran glauben, dass wir weit kommen und auch gewinnen können. (SERVICE: Das sind die Positionen im Eishockey)
SPORT1: In dieser Saison haben Sie die Marke von 50 Scorerpunkten durchbrochen. Ein Traum für Sie?
Stützle: Ein Traum würde ich jetzt nicht sagen. Ich hab einfach versucht, jeden Tag mein bestes Eishockey zu zeigen und jeden Tag besser zu werden. Ich glaube, ich habe mich sehr gut verbessert über den Verlauf der Saison. Mit dem Wechsel der Positionen hat alles sehr gut geklappt. Von daher hat es einfach Spaß gemacht.
SPORT1: Wie würden Sie Ihre persönliche Entwicklung sehen?
Stützle: Sehr, sehr viel fehlt noch. Ich bin noch super jung. Man kann eigentlich noch an allem arbeiten. Daher sehe ich noch überall Steigerungspotenzial bei mir.
Druck? „Manchmal ein bisschen zu viel“
SPORT1: Sie kamen als Erstrundenpick in die NHL. Wie war das mit der Erwartungshaltung?
Stützle: Wenn man ein so hoher Pick ist, ist die Erwartungshaltung natürlich sehr hoch - auch an sich selbst. Ich mach mir immer sehr viel Druck. Im Endeffekt haben mich die Jungs sehr gut aufgenommen und mir sofort ein super gutes Gefühl gegeben. Von daher war es nicht wirklich schwer, mich in die Mannschaft einzufügen. (SERVICE: Alle Eishockey-Weltmeister)
SPORT1: Wie gehen Sie persönlich mit Druck um?
Stützle: Ich mache mir selbst immer sehr viel Druck, manchmal ein bisschen zu viel. Schlussendlich versuch ich einfach mein Ding zu machen. Für mich geht die Mannschaft immer vor. Von daher ist es einfach so: Wenn wir gewinnen, bin ich glücklich und das ist das wichtigste. (SERVICE: Die Eishockey-Weltrangliste)
SPORT1: Leben Sie gerade Ihren Traum?
Stützle: Ja, auf jeden Fall! Das Hobby zum Beruf zu machen und gutes Geld damit zu verdienen, ist der Traum von jedem. Ich bin super dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, diesen Traum zu leben. Von daher genieße ich einfach jeden Moment, saug alles auf, so viel ich kann und hoffe, dass noch viele weitere Jahre folgen.
Die Liga hat immer Priorität
SPORT1: Es war relativ früh auch klar, dass die Playoffs verpasst werden. Haben Sie sich schon früh mit der Nationalmannschaft beschäftigt?
Stützle: Für mich hat die Liga immer Priorität. Von daher war es für mich erst einmal frustrierend. Unser Ziel war ganz klar, viel näher ranzukommen an die Playoffs und bis zum Ende gutes Eishockey zu spielen. Von daher war es traurig, dass wir wieder so schnell aus dem Playoff-Rennen raus waren. Aber ich habe dann auch relativ schnell mit dem Toni (Bundestrainer Söderholm, Anm. d. Red.) gesprochen. Wenn wir aus den Playoffs raus sind, komme ich super gerne zur WM. Es ist eine riesengroße Ehre, für Deutschland zu spielen.
SPORT1: Sehen Sie den NHL-Rhythmus als Vorteil?
Stützle: Ja, wir haben auch viele Spiele Back to back, also dass man immer hintereinander spielt. Von daher bin ich es eigentlich gewöhnt. Aber es ist immer auch was anderes, auf internationalem Niveau zu spielen. Das Tempo ist anders, man muss sich daran auch erst mal gewöhnen. Deswegen versuch ich mein Ding durchzuziehen und der Mannschaft zu helfen.
SPORT1: Wie gehen Sie mit dem Hype um Sie um?
Stützle: Ich versuche, das an mir abprallen zu lassen. Es geht auch schnell in die andere Richtung. Wenn man zwei oder drei Spiele schlecht spielt, heißt es, der ist schlecht. Ich will mit der Mannschaft Spaß haben und das bestmögliche Eishockey spielen. (SERVICE: Das sind die Eishockey-Regeln)
Stützles Rolle in der Nationalmannschaft
SPORT1: Wie definieren Sie Ihre Rolle in der Nationalmannschaft?
Stützle: Ich will auf dem Eis eine Führungsrolle übernehmen. Ich bin noch sehr jung, aber die NHL-Erfahrung wird mir auf jeden Fall helfen. Wir haben eine klasse Truppe. Wir verstehen uns alle sehr gut und haben super coole Charaktere in der Mannschaft. Wir haben auch Jungs, die in der Kabine mal aufstehen und was sagen - zum Beispiel der Mo (Moritz Seider, Anm. d. Red.), unser Kapitän. Ich denke, dass auch jeder seine eigene Rolle kennt und ganz genau weiß, was er zu tun hat. Das hilft ungemein.
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SPORT1: Der Bundestrainer möchte das Spiel gestalten. Ist das eine Philosophie, die Ihnen entgegen kommt?
Stützle: Ja, auf jeden Fall. Ich war auch ein bisschen verwirrt beim Training. In Situationen, wo unser Trainer in Ottawa will, dass wir das Spiel schnell machen, hat Toni mir gesagt, dass ich mein Ding machen soll. Es hat mir Selbstvertrauen gegeben, die Scheibe zu behalten und immer zu versuchen das richtige Play zu machen. Von daher versuche ich, weiter dran zu arbeiten und jeden Tag besser zu werden
SPORT1: Wie sieht für Sie perfektes Eishockey aus?
Stützle: Meine Philosophie ist, immer das Bestmögliche zu geben, den perfekten Pass zu spielen und meinen Mitspielern auch die beste Option zu geben und Chancen zu ermöglichen. Perfektes Eishockey für mich ist, hart arbeiten. In der Mannschaft wissen alle genau, wie wir erfolgreich werden. Das kommt nur über harte Arbeit, vor allem wenn wir gegen Mannschaften wie Kanada spielen. Dann wird es natürlich auch technisch sehr schwer. Aber wie schon gesagt: Ich glaube, wenn jeder hart arbeitet und wir viel Schlittschuh laufen ist viel möglich.
Die Weltmeisterschaft und das DEB-Team
SPORT1: Ab welchen Punkt ist es für Sie eine gute WM?
Stützle: Das kann man vorher nicht wirklich sagen. Für mich ist es auch immer ein Gewinn, wenn alles super läuft und die Jungs sich untereinander super verstehen. Wir wissen in der Mannschaft ganz genau, was unser Ziel ist und das müssen wir auch nicht nach außen bringen sondern bei uns in der Mannschaft halten, damit wir nicht unnötig Druck von außen bekommen. Wir versuchen einfach unser Ding durchzuziehen und nicht so viel drauf hören, was andere über uns denken. Dann wird alles gut.
SPORT1: Für die Spieler, die jetzt erst zu der Mannschaft dazustoßen: Wie schafft man es in der kurzen Zeit als Mannschaft zusammenzuwachsen?
Stützle: Es ist nicht einfach, auch die ganze Reihenumstellung. Man spielt mit neuen Spielern zusammen, mit denen man vorher vielleicht noch nie zusammengespielt hat. Von daher versucht man, im Training immer das Bestmögliche zu geben und sich an die Spieler zu gewöhnen. Wir hatten jetzt ein Spiel und ein, zwei Trainings zusammen. Jetzt kommen noch ein paar Jungs dazu von daher ist es nochmal etwas anderes. Aber wir haben noch ein paar Trainingseinheiten und ich denke, dass das schon alles klappen wird.