Das Niveau der Spieler Weltklasse, die Bedingungen für die Profis eher Kreisklasse! Bei der Eishockey-WM geht es langsam in die heiße Phase, doch aktuell bestimmen auch Themen abseits des Sportlichen die Schlagzeilen.
Ärger um unwürdige WM-Bedingungen
Bei Deutschlands 5:2-Sieg gegen Norwegen lief gerade die 16. Minute des ersten Drittels, als plötzlich etwas passierte, was selbst im Amateursport eigentlich nie vorkommt.
DEL-Star Markus Vikingstad versuchte Maksymilian Szuber an der Bande auszuspielen, als plötzlich unter seiner Kufe ein riesiger Klumpen aus dem Eis herausbrach.
Das Loch im Eis war so groß (zirka 5x15 Zentimeter) und tief, dass man sogar den Betonboden unter dem Eis deutlich erkennen konnte - eine für die Spieler extrem gefährliche Situation. Deshalb wurde das Spiel anschließend unterbrochen und die Spieler mit noch knapp 3:30 Minuten auf der Uhr in die Drittelpause geschickt.
Schlechte Eisqualität sorgt für Aufregung
Ein Umstand, der einer WM unwürdig ist. Bundestrainer Harold Kreis nahm es nach dem Spiel trotzdem mit Humor: „Ich weiß, dass es Eisfischen gibt. Ich komme ja aus einem Land, wo das häufig gemacht wird, aus dem Iglu. Aber das müssen wir hier jetzt nicht ausprobieren.“
Aus Angst vor einer möglichen Bestrafung seitens des Eishockey-Weltverbandes IIHF wollte er anschließend seine ehrliche Meinung nicht so ganz kundtun.
Leichte Kritik gab es von Kreis aber doch: „Es ist auf jeden Fall sehr frustrierend, wenn das Eis nicht so hält. Die Spieler sind zum Glück mental stark genug. Die ärgern sich, aber die überwinden es dann auch.“
Ein fast noch größeres Ärgernis als die Unterbrechung durch das Loch im Eis ist die schlechte Eisqualität in der Jyske Bank Boxen in Herning. Die Halle ist keine klassische Eishalle, sondern eine Messe- und Eventhalle, die beispielsweise auch bei der Handball-WM als Spielort diente. Der lokale Eishockey-Verein spielt in einer anderen Halle.
NHL-Star kritisch: „Gefährlich für den Spieler“
Dies merkt man dem Eis in Herning an. Die Scheibe hoppelt deutlich und selbst die absoluten Weltklasse-Spieler haben auf diesem Eis hin und wieder Probleme, einen sauberen Pass zum Mitspieler anzubringen - peinlich für solch ein Event.
„Es ist ganz schwer. So wie man es heute gesehen hat, ist es meiner Meinung nach auch einfach gefährlich für den Spieler, weil das Eis so weich ist“, kritisierte NHL-Star Philipp Grubauer: „Mir kommt es so vor, als ob sie in der Drittelpause alles nur schnell, schnell machen und nicht richtig gründlich. Da muss man vielleicht auch mal ein bis zwei Minuten länger machen, damit das Eis richtig anzieht.“
Grubauer weiter: „Du kannst da kaum mehr einen Pass spielen. Es ist aktuell wie auf einem Weiher, der schmilzt. Es ist sehr, sehr schwer. Jetzt haben wir noch Glück gehabt, weil es draußen ein bisschen kälter ist. Wenn es draußen noch wärmer ist, dann wird das Eis gleich noch einen Tick weicher.“
Das weiche Eis habe auch extreme Auswirkungen auf Grubauers Torwartspiel: „Du sinkst extrem ein und kannst dann nicht mehr rutschen. Das Eis schmilzt einfach sehr schnell. Es ist dann eher wie so ein Slush-Eis. Wenn du stehst, fühlt es sich so an, wie wenn du im Sandkasten mit Gewichten läufst. Da sinkst du auch immer einen Zentimeter mehr ein.“
Zuschauer-Zahlen bei WM erschrecken
Noch deutlicher als Grubauer wurde DEB-Sportdirektor Christian Künast im ZDF-Morgenmagazin: „Da muss der Veranstalter und auch der Weltverband was tun. Es geht um die Sicherheit der Spieler. Eisqualität in dem Rahmen ist einer WM nicht würdig.“
Die IIHF hat nun eine erste Maßnahme ergriffen. Schon ab Donnerstag sollen die Drittelpausen von 15 auf 17 Minuten verlängert werden. Dies gibt der Eisfläche mehr Zeit, anzuziehen, also das Wasser nach der Aufbereitung in der Pause vollständig gefrieren zu lassen und eine härtere Oberfläche entstehen zu lassen. „Wir glauben, dass es signifikant dabei helfen wird, die Eisqualität in Herning konstant hochzuhalten“ lautete die offizielle Mitteilung der IIHF.
Die Eisqualität ist zudem nicht das einzige, was nicht WM-würdig ist. Spielt der Gastgeber Dänemark nicht, ist die Halle, die 12.000 Zuschauern Platz bietet, oft nur zu einem Drittel gefüllt.
Zum Spiel von Deutschland gegen Norwegen (3.622) und zum spektakulären 6:5-Sieg der USA gegen Norwegen (3.139) kamen sogar noch weniger Zuschauer. Den Negativ-Rekord gab es beim Spiel zwischen Kasachstan und Ungarn, als nur 1.972 Fans kamen.
Zudem ärgerlich für die anwesenden Journalisten und auch für die Spieler: Die Trainingseinheiten finden nicht etwa in der Spielhalle, sondern in der Halle des lokalen Eishockey-Teams (zirka 15 Autominuten entfernt) statt. Anschließende Interviews müssen aber in der Mixed-Zone in der Spielhalle geführt werden, weshalb sowohl die Journalisten als auch die Spieler pendeln müssen.
Das Prozedere erinnert stark an die Fußball-WM in Katar, als die Spieler für Pressekonferenzen teilweise fast zwei Stunden durch das halbe Land fahren mussten. So extrem ist es bei der Eishockey-WM zum Glück nicht. Trotzdem rundet es die sehr unprofessionellen Bedingungen in Dänemark ab.