Als ihm sein Berater vom Interesse des FC Barcelona berichtete, konnte Ludovit Reis das zunächst kaum glauben. „Was sagst du? Erzähl mir nichts!“, habe Reis ihm entgegnet und muss heute, fast sechs Jahre später, darüber schmunzeln. „Aber so ist es dann gekommen“, fügte der 24-Jährige im Gespräch mit SPORT1 hinzu.
„Messi warf mir strengen Blick zu“
Reis war damals gerade 19 Jahre alt und hatte beim FC Groningen in den Niederlanden seinen Durchbruch bei den Profis geschafft. Der Schritt in die berühmte Jugendakademie „La Masia“ war ein großer Sprung für den Niederländer. „Aber zu Barcelona kannst du nicht ‚Nein‘ sagen. Wenn Iniesta dein Vorbild ist und dann Barcelona anfragt, dann sagst du immer ‚Ja‘.“
Zum Einsatz kam Reis in der Saison 2019/20 ausschließlich in Barcelonas Zweitvertretung in der spanischen 3. Liga. Doch mitunter durfte er im Starensemble um Lionel Messi, Andrés Iniesta und Co. mittrainieren. In der K.o.-Phase der Champions League schaffte er es dann sogar zweimal in den Profikader, auch bei der legendären 2:8-Niederlage gegen den FC Bayern. Für einen Einsatz reichte es allerdings nicht.
Reis von Barcelona zum HSV: „Messi hat ganz viel Aura“
In der darauffolgenden Saison wechselte er auf Leihbasis zum damaligen Zweitligisten VfL Osnabrück, 2021 holte ihn der Hamburger SV ablösefrei. Dort entwickelte er sich zu einem absoluten Leistungsträger und Publikumsliebling.
An das prägende Jahr beim FC Barcelona denkt Reis dennoch gern zurück.
„Ich habe natürlich viel gelernt in dieser Zeit“, erzählte Reis. „Du bist jung, du willst viel erreichen. Ich habe viel gesehen dort. Du sitzt einfach in der Kabine mit den Jungs, die du immer als kleines Kind angeschaut hast. Das werde ich nie vergessen.“
Und natürlich waren die Begegnungen mit Messi etwas Besonderes. „Messi hat ganz viel Aura“, schwärmte Reis: „Wenn er reinkommt, dann stehst du auf. Aber vom Typ her ist er nicht so, dass du nicht aufstehen musst, aber natürlich machst du das aus Respekt vor dem besten Fußballer der Welt. Aber er kommt auch einfach zu dir und ist ein ganz normaler Mensch.“
Besondere Messi-Anekdote: „Das vergisst du nie“
Er könne sich noch gut an ein Trainingsspiel erinnern. Reis war damals mit Messi in einem Team. In einer Situation entschied er sich für den Abschluss - und gegen einen Querpass zu Messi. „Dann warf er mir einen strengen Blick zu. Er ist der beste Fußballer der Welt. Das ist wirklich eine kleine Sache, aber das vergisst du nie.“
Generell sei der Superstar aber auch für ihn als junger Spieler ein wichtiger Ansprechpartner gewesen und ein guter Kapitän. „Er redet mit jedem. Er redet vielleicht nicht so viel, aber wenn er was sagt, dann hörst du ihm zu. Das sind vielleicht kleine Sachen, aber du weißt genau, was er meint.“
Zuletzt führte Reis auch beim HSV sein Team mit der Binde am Arm an. Hat er sich für diese Rolle etwas von Messi abschauen können? „Messi ist ein anderer Kapitän als ich. Ich bin emotionaler. Ich liebe das, um viel Energie reinzubringen“, entgegnete Reis. „Er musste nicht reden. Seine Füße haben es einfach gemacht.“
Für den HSV beginnt nun die heiße Phase der Saison. Als Tabellenführer gingen die Rothosen in den 25. Spieltag, doch die Tabelle ist enorm eng. Nur vier Punkte trennen die Hanseaten vom nächsten Gegner Fortuna Düsseldorf (Samstag, 20.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) auf Platz sieben.
Reis will Aufstiegstraum verwirklichen: „Mein Herz ist blau“
Beim 0:2 in Paderborn kassierte der HSV am vergangenen Wochenende die erste Niederlage unter Trainer Merlin Polzin. Doch den immer wieder aufkommenden Unkenrufen, dass die Hamburger mit Beginn des Frühlings ihren alljährlichen Einbruch erleiden, begegnet Reis trotzig. „Was von außen über uns gesagt wurde, das ist mir ehrlich gesagt egal“, betonte der Mittelfeldstratege.
Der Aufstieg bleibt das erklärte Ziel. „Mit unserer Mannschaft und unseren Fans wollen wir das gemeinsam schaffen“, unterstrich Reis. „Jeder weiß, dass der HSV in die Bundesliga gehört. Es ist unser Job, dass wir dieses Ziel auch wirklich erreichen und den HSV wieder zu einem Bundesliga-Verein machen.“
Auch aus diesem Grund hat Reis dem Klub in den vergangenen Jahren stets die Treue gehalten, auch um sich den Traum von der Bundesliga verwirklichen zu können. „Der Hauptgrund ist wegen der Liebe, die mir hier entgegengebracht wird. Mein Herz ist blau. Ich liebe den Verein. Ich habe das Ziel immer vor meinen Augen. Und ich glaube daran.“