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Klose als FCK-Coach? “Da liegt die Messlatte nochmal höher"

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„Es war eine geile Zeit mit Miro“

Der 1. FC Kaiserslautern befindet sich weiter im Aufstiegskampf. Vor dem Duell mit dem 1. FC Nürnberg erinnert FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen exklusiv bei SPORT1 an die Tugenden im Saisonfinale und spricht auch über ein mögliches Engagement von Miroslav Klose auf dem Betzenberg.
Kaiserslauterns Geschäftsführer Thomas Hengen ist für klare Worte bekannt. Nach der Niederlage in Magdeburg zeigt er sich enttäuscht von der Körpersprache der Mannschaft, will den Aufstieg aber nicht abhaken. Im Gegenteil!
Der 1. FC Kaiserslautern befindet sich weiter im Aufstiegskampf. Vor dem Duell mit dem 1. FC Nürnberg erinnert FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen exklusiv bei SPORT1 an die Tugenden im Saisonfinale und spricht auch über ein mögliches Engagement von Miroslav Klose auf dem Betzenberg.

Die Zweite Liga biegt in die heiße Phase der Saison ein - in die sogenannte „Crunchtime“, wie es Thomas Hengen nennt.

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Der Geschäftsführer des 1. FC Kaiserslautern nahm sich trotzdem Zeit für ein Exklusiv-Interview mit SPORT1 – und das am Geburtstag seiner Tochter. Der FCK belegt sechs Spieltage vor Saisonende Platz vier. Vor dem Heimspiel am Samstagabend gegen den 1. FC Nürnberg (ab 19.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) spricht der 50-Jährige über die Lage bei den Roten Teufeln - und auch über die Rückkehr von Miroslav Klose auf den Betzenberg.

Müller zum FCK? „Die Farbe steht ihm“

SPORT1: Herr Hengen, auf Instagram ist am Dienstag ein Bild aufgetaucht, das Thomas Müller zeigt, wie er einen Vertrag beim FCK unterschreibt. Wäre er einer für den FCK?

Thomas Hengen: (lacht) Die Farbe steht ihm. Thomas Müller ist ein guter Typ – keine Frage. Aber das nötige Kleingeld haben wir nicht. Ich vermute, er wird eher etwas in Übersee machen. Doch eins steht fest: Müller ist ein super Typ, auf dem Platz nur schwer zu greifen, unberechenbar und trifft oft instinktiv die richtigen Entscheidungen.

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SPORT1: Nach dem 0:2 in Magdeburg gab es in dieser Woche keine öffentlichen Trainingseinheiten – wird der Ton am Betze rauer?

Hengen: Dass es keine öffentlichen Einheiten gab, lag vor allem daran, dass wir aufgrund des Sonntagsspiels nur wenige Tage Vorbereitung auf Nürnberg hatten. In diesen sogenannten ‚kurzen‘ Wochen haben wir auch in der Vergangenheit komplett nicht-öffentlich trainiert. In Magdeburg haben wir kein gutes Spiel gezeigt. Es geht immer um die Art und Weise – vor allem, wenn man die Chance hat, richtig nah an Platz zwei heranzurücken. Die Leistung war schon enttäuschend. Ich hätte von der Mannschaft eine andere Körpersprache erwartet. Aber wir haben das aufgearbeitet. Wir sollten nicht zu viel nachdenken, sondern uns auf unsere Stärken besinnen. Wir haben momentan nichts zu verlieren – im Gegenteil: Wir können nur gewinnen.

Topspiel der 2. Bundesliga: Samstag ab 19.30 Uhr LIVE auf SPORT1

In Magdeburg „fehlte die Überzeugung“

SPORT1: Es heißt, Sie seien mit der Taktik von Markus Anfang unzufrieden. In der Vergangenheit haben Sie bei Marco Antwerpen und Dirk Schuster bereits überraschende Entscheidungen getroffen. Muss Markus Anfang sich Sorgen um seine Position machen?

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Hengen: Nein. Wir alle wollen mehr. Wir sind alle sehr ehrgeizig und ambitioniert. Das hat der Trainer auch an der Seitenlinie dokumentiert. Es geht darum, klar zu bleiben. Wir können Emotionen wecken, das haben wir schon gezeigt. Wir befinden uns in einem Prozess und werden nicht aufhören zu attackieren – das werden wir auch am Wochenende wieder tun. Vielleicht macht sich die Mannschaft zu viele Gedanken. Wir müssen unser Statement auf dem Platz abgeben. Drumherum können andere reden. In Magdeburg haben wir kein Statement abgegeben. Da fehlte einfach die Überzeugung.

SPORT1: Sind Sie mit der Taktik einverstanden? Es gibt Stimmen, die sagen, das passe Ihnen nicht.

Hengen: Es ist immer interessant, zu hören, welche Aussagen kursieren. Wir sind alle gemeinsam in einem regelmäßigen Austausch. Nur musst du dann in der Umsetzung auch überzeugt sein. Der beste Plan bringt dir nichts, wenn du ihn nicht auf den Platz bekommst. Die Basics müssen einfach noch mehr zur Geltung kommen. Fußballerisch und taktisch sind wir gut aufgestellt, aber Fußball besteht nicht nur aus Taktik. Es geht auch um Mentalität. Da haben wir noch Luft nach oben.

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„Zufriedenheit kenne ich nicht“

SPORT1: Ist das nicht paradox? Der FCK wäre vergangene Saison fast abgestiegen, jetzt steht man auf Platz vier – und trotzdem sind viele unzufrieden.

Hengen: Das ist ambitionierter Fußball. In der zweiten Liga und gerade bei einem Traditionsverein wie dem FCK ist das völlig normal. Wir und unsere Fans wollen immer ans Maximum – und wir können dieses Maximum auch erreichen. In der vergangenen Saison hätten wir vielleicht sogar das Pokalfinale gewinnen können. Auch da waren wir nicht zufrieden, als wir verloren haben. Wenn du zufrieden bist, lässt du nach. Wir wollen zu den Besten gehören. Ich kann es akzeptieren, wenn der Gegner klar besser ist als wir – aber in dieser Saison waren wir oft selbst der ausschlaggebende Punkt für eine Niederlage.

SPORT1: Der kicker schrieb in einem Kommentar, dass der Lauterer Schutzmechanismus langsam albern werde. Müssen Sie da ein wenig schmunzeln? Markus Anfang sagte, man habe nie behauptet, um den Aufstieg mitspielen zu wollen.

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Hengen: Das ist ein Schutzmechanismus, den der Trainer der Mannschaft mitgeben will. Aber keiner weiß, was wir intern besprochen haben, da sind die Ziele klar formuliert. Zumaldieses Zitat aus dem Kontext gerissen wurde. Man sollte den ganzen Text dazu lesen. Wir können nicht sagen: „Wir wollen aufsteigen“, und dann so auftreten wie in Magdeburg – das passt nicht zusammen. Ich habe immer gesagt: „Wir wollen erfolgreich sein.“ Wir haben auch nie behauptet, dass wir nicht aufsteigen wollen. Unser Ziel ist maximaler Erfolg. Einige Spieler haben bereits öffentlich gesagt, dass sie nach oben wollen – und genau da wollen wir alle hin.

SPORT1: Enis Hajri ist nicht mehr da, trotzdem müssen wir noch einmal über ihn sprechen. Es gab auch Mitarbeiter, die unter ihm gelitten haben. War er ein Störenfried, und haben Sie vielleicht zu lange an ihm festgehalten?

Hengen: Aktuell ist es ruhiger als letzte Saison, was aber daran liegt, dass wir sportlich eine bessere Saison spielen. In der vergangenen Runde herrschte natürlich viel Unruhe, weil der Erfolg ausblieb. Inhaltlich haben wir auch unter Enis gute Arbeit geleistet. Und dass es zwischenmenschlich mal knirscht, ist ganz normal. Es läuft aktuell wie gesagt anders als letztes Jahr, aber wir befinden uns eben auch in einer anderen Lage. Es wäre unfair, den sportlichen Misserfolg an einer Person festzumachen. Zumal er in der Hinrunde noch bei uns war und dadurch auch einen Anteil an der aktuellen sportlichen Situation hat.

Stimmung im Verein

SPORT1: Es geht ja auch um die Stimmung…

Hengen: Dieses Jahr ist auch nicht alles gut. Wir dürfen die Saison jetzt nicht einfach austrudeln lassen – das wäre fatal! Zufriedenheit kenne ich nicht. Viele sagen, es wird zu wenig gelobt. Aber wir sind im Profisport – das ist knallhartes Business. Fußball für Romantiker gibt es nicht mehr. Da bleibt die Menschlichkeit leider auch mal auf der Strecke. Wir werden alle an Ergebnissen gemessen. Ich habe auch an mich selbst einen hohen Anspruch. Ich verlange viel von meinen Mitarbeitern, bin da sehr fordernd. Wir haben eine gute Atmosphäre – manchmal ist die Stimmung unter den Spielern sogar zu gut. Eine gesunde Streitkultur ist wichtig. Meinungsverschiedenheiten sind völlig normal – das gibt es auch in der eigenen Familie.

SPORT1: Holen Sie sich nach einem schlechten Spiel wie in Magdeburg einen Spieler auch mal zum Rapport ins Büro?

Hengen: Nein, die Gespräche mit den Spielern nach solchen Partien sind Aufgabe des Trainers und des Trainerteams, oder auch des Sportdirektors. Wenn ein Spieler zu mir kommt, dann rede ich natürlich mit ihm – meine Bürotür steht immer offen. Aber da hat jeder erst mal mit seiner eigenen Enttäuschung zu kämpfen. Und so kurz nach dem Spiel ist es auch nicht der richtige Zeitpunkt.

Lob von Hengen?

SPORT1: Sind Sie jemand, der ungern lobt?

Hengen: Ich lobe schon gerne – aber nicht oft. Lob ist wichtig, und ich darf auch nicht zu verbissen sein. Aber wir sind erst auf halber Strecke, beim FCK gibt es noch viel zu tun. Deshalb will ich Spieler haben, die hungrig auf Erfolg sind.

SPORT1: Holen Sie sich nach einem schlechten Spiel wie in Magdeburg einen Spieler auch mal zum Rapport ins Büro?

Hengen: Nein, die Gespräche mit den Spielern nach solchen Partien sind Aufgabe des Trainers und des Trainerteams, oder auch des Sportdirektors. Wenn ein Spieler zu mir kommt, dann rede ich natürlich mit ihm – meine Bürotür steht immer offen . Aber da hat jeder erst mal mit seiner eigenen Enttäuschung zu kämpfen. Und so kurz nach dem Spiel ist es auch nicht der richtige Zeitpunkt.

SPORT1: Gibt es Anzeichen, dass die Belastung der vergangenen Wochen mental Spuren hinterlässt?

Hengen: Es geht jetzt in die heiße Phase der Saison. Nochmal: Wir haben gar nichts zu verlieren. Vor der Saison hatte uns keiner auf dem Zettel. Richtigen Druck gab es in der vergangenen Saison – da ging es um Existenzängste. Da hatten wir wirklich etwas zu verlieren. Bei unserem ersten Drittliga-Abstieg 2018 war nur noch die Hälfte der Büros besetzt. Das ist ein ganz anderer Druck – das ist nicht mit der jetzigen Situation zu vergleichen. Die Jungs dürfen nur nicht verkrampfen und sollen einfach Spaß haben, Fußball zu spielen. Wir müssen jetzt heiß sein wie Frittenfett.

Klose zum FCK? „Ich kann mir vorstellen, dass...“

SPORT1: Am Samstag kehrt Miroslav Klose ins Fritz-Walter-Stadion zurück – erstmals als Trainer. Sie kennen ihn noch aus gemeinsamen Zeiten beim FCK. Welche Erinnerungen haben Sie an ihn als jungen, aufstrebenden Spieler?

Hengen: Das ist schon lange her, aber es war eine sehr erfolgreiche Zeit. Es war immer cool zu wissen: Es braucht nur eine gute Flanke in den Strafraum, und Miro wird das Ding mit seiner Sprungkraft per Kopf schon reindrücken. Er ist immer noch WM-Rekordtorschütze – mehr muss man dazu nicht sagen. Nach außen wirkte er zwar introvertiert, aber wir konnten mit ihm immer viel Spaß haben.

SPORT1: Haben Sie damals schon geahnt, welches Potenzial in ihm steckt – sowohl als Fußballer als auch als möglicher Trainer?

Hengen: Als Trainer steht er noch am Anfang seiner Karriere. Als Spieler hat er unter Otto (Rehhagel, d. Red.) auch mal auf der Zehn gespielt, aber als Doppelspitze mit Loki (Vratislav Lokvenc, d. Red.) war das eine tolle Geschichte – die beiden haben sich super ergänzt. Miro war eiskalt vor der Kiste. Dass er einmal WM-Rekordtorschütze werden würde, konnte damals niemand ahnen. Bei ihm sah man Talent gepaart mit einer überragenden Einstellung. Er war nie zufrieden – das ist auch mein Thema. Es war eine geile Zeit mit Miro.

SPORT1: Würden Sie sich wünschen, dass Klose mal Trainer beim FCK wird?

Hengen: Das ist schwer zu sagen.

SPORT1: Wirklich?

Hengen: Die Ansprüche sind hoch – gerade, wenn ehemalige Spieler beim FCK dann als Trainer zurückkehren. Da liegt die Messlatte nochmal höher. Miro hat es gutgetan, diesen ersten Schritt als Trainer in Deutschland in Nürnberg zu machen. Es ist schon auch unser Bestreben, Ex-Spieler am Betze einzubinden. Ich kann mir gut vorstellen, dass Miro irgendwann mal eine Funktion hier übernehmen wird.

„Beim FCK herrscht immer Druck“

SPORT1: Sie sind seit über vier Jahren beim FCK. Was war die größte Bewährungsprobe? War es die Entlassung von Marco Antwerpen kurz vor der Relegation?

Hengen: Das lässt sich nicht an einer einzigen Entscheidung festmachen. Klar, der Wechsel von Marco zu Dirk (Schuster, d. Red.) war eine 50:50-Sache. Die Konsequenz, wenn es nicht funktioniert hätte, kennen wir alle. Jeder Trainer hat seinen Teil beigetragen. Marco war ein wichtiger Baustein auf unserem Weg – vielleicht sogar der entscheidende. Das beweist er jetzt auch wieder in Osnabrück: Er kann nicht nur ein Team retten, sondern es auch stabilisieren. Dirk ist damals ins kalte Wasser gesprungen, kurz vor der Relegation. Ohne Dimi (Grammozis, d. Red.) wären wir im Pokal nicht weitergekommen. Und Friedhelm (Funkel, d. Red.) hat uns in der zweiten Liga gehalten. Ich muss viele Entscheidungen treffen – und nicht jede wird richtig sein. Aber ein Großteil sollte sitzen. Jetzt geht’s weiter. Die vier Jahre sind wie im Flug vergangen. Ich kann es kaum glauben. Beim FCK herrscht immer Druck – langweilig wird es hier nie.

SPORT1: Welchen Fehler haben Sie gemacht?

Hengen: Bei mir gibt es nicht nur Schwarz oder Weiß. Ich mache sicher nicht immer alles richtig, versuche aber stets, mich zu verbessern und im Sinne des Vereins zu handeln.

Bleibt Ache? Das sagt der FCK-Boss

SPORT1: Im Sommer soll es einen großen Umbruch geben. Bleibt Ragnar Ache?

Hengen: Mit dem Wort „Umbruch” kann ich nichts anfangen. Es gibt keinen Umbruch, sondern Veränderungen – aber das ist doch normal. Wir wollen den Kader weiter verbessern. Ragnar hat beispielsweise einen riesigen Markt, fühlt sich aber sehr wohl beim FCK. Wir sind glücklich, dass er da ist. Hoffentlich schießt er noch einige entscheidende Tore. Und was ist, wenn wir aufsteigen? Vielleicht kann sich Ragnar die Erste Liga auf dem Betzenberg vorstellen. Geld spielt dabei natürlich auch eine große Rolle. Wir müssen auch wirtschaftlich denken. Doch im Fußball sollte man nie etwas ausschließen, auch nicht, dass Ragnar bleibt.