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FCK-Legende Kalli Feldkamp exklusiv: Funkel hat alles richtig gemacht

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Feldkamp: „Kritiker haben keine Ahnung“

Trainer-Legende Karl-Heinz Feldkamp spricht im exklusiven SPORT1-Interview über den Showdown zwischen Köln und Kaiserslautern und seinen größten Triumph.
Karl-Heinz Feldkamp und Friedhelm Funkel (r.) wurden 1985 gemeinsam mit Bayer 05 Uerdingen DFB-Pokalsieger
Karl-Heinz Feldkamp und Friedhelm Funkel (r.) wurden 1985 gemeinsam mit Bayer 05 Uerdingen DFB-Pokalsieger
© IMAGO / Ferdi Hartung
Trainer-Legende Karl-Heinz Feldkamp spricht im exklusiven SPORT1-Interview über den Showdown zwischen Köln und Kaiserslautern und seinen größten Triumph.

Es war der 15. Juni 1991 im Müngersdorfer Stadion, als Karl-Heinz „Kalli” Feldkamp beide Arme in den Himmel reckte und als Trainer des 1. FC Kaiserslautern den Gewinn der Deutschen Meisterschaft bejubelte.

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Damals gewann seine Mannschaft 6:2 beim 1. FC Köln. Rund 40.000 FCK-Fans feierten das Meisterschaftswunder. Fast 34 Jahre später kommt es am Sonntag wieder zum Duell der Geißböcke gegen die Roten Teufel. Dieses Mal geht es für die Pfälzer um Platz drei - und für Köln um den Aufstieg.

Im exklusiven SPORT1-Interview erinnert sich Feldkamp an damals und spricht über die aktuelle Situation.

„Der schönste Tag meiner Trainerlaufbahn“

SPORT1: Herr Feldkamp, 1991 schrieb der FCK Fußballgeschichte – wenn Sie heute daran denken: Kribbelt es noch immer?

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Karl-Heinz Feldkamp: Das war der schönste Tag meiner Trainerlaufbahn. Wenn man in seiner gesamten Karriere eine Meisterschaft auf diese Weise gewinnt, ist das schon etwas ganz Besonderes. Ich habe Ähnliches in der Türkei erlebt, aber das war mit dem FCK nicht zu vergleichen. In Kaiserslautern war das viel intensiver.

SPORT1: Was hat es so einzigartig gemacht?

Feldkamp: Ich war früher schon einmal vier Jahre beim FCK gewesen. Dieser gesamte Verein war einfach wunderbar. Und meine Frau und ich lieben die Pfalz bis heute. Die Nähe zum Elsass und zu Frankreich war einfach herrlich. Das ganze Umfeld hat für uns gestimmt, und wir hatten eigentlich auch vor, später dort zu leben. Aber es kam dann doch anders. Es war dennoch eine großartige Zeit. Ich bin auch heute immer wieder gerne in der Pfalz.

SPORT1: Damals ging es nach dem Spiel in Köln mit dem Schiff zurück. Wie sehr waren Sie damals das Feierbiest?

Feldkamp: (lacht) Ein Feierbiest war ich nicht, ich war eher zurückhaltend. Meine Frau war früher immer sehr temperamentvoll, aber zuvor war sie schwer krank. Ich habe diese Feier auf dem Schiff und später in Kaiserslautern genossen, aber richtig gefeiert habe ich nur zweimal mit der Mannschaft – einmal noch, als wir Real Madrid mit 5:0 geschlagen haben. Ich war lieber irgendwo allein. Groß zu feiern, das war nicht mein Ding.

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Warum sich Feldkamp gegen Labbadia entschied

SPORT1: Damals war Köln der Ort des Triumphes – jetzt könnte er es wieder werden. Platz drei ist der große Traum. Wie sehr glauben Sie an fußballhistorische Wiederholungen?

Feldkamp: Ich war in dieser Saison sehr überrascht vom FCK. In der vergangenen Spielzeit ging es bis zum Schluss noch gegen den Abstieg. In dieser Runde war man um 100 Prozent besser – das war schon ein großer Erfolg. Das Torverhältnis von Elversberg ist zu gut, und es müsste zu viel zusammenkommen, damit Lautern noch Platz drei erreicht. Köln steht unter Druck, der FCK könnte – wie damals – eine Sensation schaffen. Aber ich glaube nicht daran.

SPORT1: Denken Sie eigentlich noch oft an Ihre Jahre in Kaiserslautern zurück, und zu welchem Spieler haben Sie noch guten Kontakt?

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Feldkamp: Ich bin zum Ende dieses Jahres in Kaiserslautern zur 125-Jahr-Feier. Dazu sind auch die ehemaligen Spieler und früheren Trainer eingeladen. Meine Frau und ich kommen dann gerne wieder in die Pfalz. Engen Kontakt habe ich noch zu Stefan Kuntz, Hans-Peter Briegel – der auch eine Wohnung in Marbella hat – und zu Friedhelm Funkel (aktuell Trainer des 1. FC Köln, Anm. d. Red.). Ich versuche schon, den Kontakt zu halten.

SPORT1: Wie haben Sie Ihrer Mannschaft damals das nötige Selbstvertrauen für dieses Finale mitgegeben? Was war Ihr Schlüssel als Motivator?

Feldkamp: Das Wort Motivation habe ich immer vermieden. Wir waren nach der Heimniederlage gegen Gladbach am vorletzten Spieltag am Boden. Vor dem letzten Spiel in Köln lagen wir nur noch zwei Punkte vor Bayern München. In dieser Woche haben wir alle eine herausragende Leistung erbracht. Für mich hatte der Name Bernhard Winkler einen ganz besonderen Stellenwert. Ich habe ihn damals aufgestellt, während Bruno Labbadia draußen bleiben musste. Das war auch für die Mannschaft nicht leicht. In der Spielersitzung herrschte Totenstille, als ich diese Entscheidung bekannt gab.

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SPORT1: Warum haben Sie sich gegen Labbadia entschieden?

Feldkamp: Er hatte bereits beim FC Bayern unterschrieben und machte auf mich nicht mehr den Eindruck, dass er alles geben würde. Irgendwo passte es einfach nicht mehr. Es war nicht leicht, ihm schon morgens zu sagen, dass er nicht spielt. Hätten wir das Spiel verloren, würden wir dieses Interview jetzt nicht führen. (lacht)

Funkel? „Alle Kritiker haben keine Ahnung”

SPORT1: Der FCK steht jetzt wieder vor einem letzten Spiel in Köln – aber diesmal geht es nicht um die Schale, sondern um den letzten Strohhalm in Richtung Aufstieg. Wie groß ist der emotionale Kontrast für Sie?

Feldkamp: Ich freue mich sehr darüber, dass die Lauterer eigentlich die ganze Saison über oben mitgespielt haben und keinerlei Abstiegssorgen hatten. Das ist ein Verdienst von Markus Anfang. Wie schon gesagt: Der Klub wäre im Jahr davor fast abgestiegen. Und in den Jahren zuvor hatte man große sportliche und finanzielle Schwierigkeiten. Diese Saison hat Mut gemacht – sie zeigt, dass man in Zukunft wieder mehr nach oben schauen kann. Ich bin absolut zufrieden mit dieser Spielzeit. Und ich könnte mir vorstellen, die Mannschaft in Köln ganz ohne Druck spielen zu lassen. Vielleicht würde ich sogar die Siegprämie erhöhen. Das Team hat mehr gezeigt, als man im Vorfeld erwartet hatte.

SPORT1: Waren Sie auch überrascht, als Markus Anfang zuletzt entlassen wurde?

Feldkamp: Ja. Ich habe gehört, dass auch Schalke ein Thema gewesen sein soll. Ich weiß aber nicht, ob er dort neuer Trainer wird. Dass die Kölner mit Struber die Notbremse gezogen haben, überrascht mich nicht. Friedhelm Funkel für die letzten beiden Spiele zu holen, fand ich unglaublich gut. Funkel hat im vergangenen Jahr den FCK gerettet – vielleicht gelingt ihm jetzt der Aufstieg mit dem FC.

SPORT1: Funkel hat einmal gesagt, dass er als Trainer aufhören will. Warum kann er nicht endgültig aufhören?

Feldkamp: Alle Kritiker haben keine Ahnung. Für zwei Wochen nochmal so ein Erlebnis zu haben, ist doch großartig. Wenn er nicht aufsteigt, bekommt er das Geld nicht. Ich finde es gut, dass Funkel das nochmal gemacht hat – ich gebe ihm zu 100 Prozent recht. Das musste er einfach tun. Ich bin 2007 auch nochmal in die Türkei gegangen, weil man mich gerufen hat. Da war ich 73. Wer ist denn alt? Der neue Papst ist 69. Friedhelm hat mir nach seiner Zeit beim FCK in der vergangenen Saison gesagt: „Kalli, ich mache es nicht mehr.“ Aber diese 14 Tage traue ich ihm jederzeit zu. Wenn er jetzt beim FC verlängern würde, hätte ich dafür kein Verständnis. Die Lauterer sagen: „Warum ist er nicht bei uns geblieben?“ Friedhelm hat alles richtig gemacht.

SPORT1: Was machte Ihre Meistermannschaft des FCK damals so besonders – und sehen Sie solche Eigenschaften heute irgendwo bei den Roten Teufeln von heute?

Feldkamp: Die inneren Abläufe beim FCK kenne ich jetzt nicht. Die Mannschaft von damals hat in der letzten Woche vor Köln unglaublich viel von innen heraus geleistet. Die Jungs haben damals das Gladbach-Spiel mit einer unglaublichen Ernsthaftigkeit weggesteckt, und Stefan Kuntz war damals ein ganz wichtiger Kapitän. Im Team steckte so viel Ehrgeiz, das Ding nach Hause zu bringen. Ich musste nur ein paar Schrauben drehen, aber nicht mehr.

SPORT1: FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen geht mit seinen Trainerentscheidungen ein hohes Risiko ein und wird auch kritisch gesehen, auch von Ihnen?

Feldkamp: Es gab viele Probleme beim FCK. Ich attestiere Hengen eine gute Arbeit. Warum es mit den Trainern und ihm nicht passt, weiß ich nicht. Aber die Entscheidungen, den Klub aus der desolaten Situation herauszuführen und hin zu einem Verein, der aufsteigen kann, muss man Hengen hoch anrechnen.

FCK wurde „gegen die Wand gefahren“

SPORT1: Zwischen der Meisterfeier auf dem Rathausbalkon 1998 und dem Absturz in die Drittklassigkeit lagen nur wenige Jahre. Was hat dem FCK Ihrer Meinung nach in all den Jahren gefehlt, um dauerhaft oben zu bleiben?

Feldkamp: Der Aufstieg und der Gewinn der Meisterschaft unter Otto Rehhagel waren großartige Erfolge. Bis 2006 wurde der Verein von einigen Herren gegen die Wand gefahren. Das habe ich immer öffentlich kritisiert. Und das sollte man auch bei der 125-Jahr-Feier thematisieren. Der FCK hat sich selbst in den Bankrott getrieben. Das werde ich gewissen Leuten nicht vergessen. Für den Größenwahn ab 1998 habe ich kein Verständnis.

SPORT1: Friedhelm Funkel kann dem FCK am Sonntag richtig weh tun. Was würden Sie ihm in diesen Tagen mit auf den Weg geben – als Trainer, als Mensch?

Feldkamp: Das gehört zum Job dazu. Ich muss ihm gar nichts mit auf den Weg geben, er macht das absolut richtig. Ich gönne ihm den einen Punkt, um aufzusteigen. Wenn ihm das gelingt, werde ich in der nächsten Woche sicher lange mit ihm telefonieren. Wir wollen uns auch treffen und eine Partie Doppel im Tennis spielen. Ich glaube nicht, dass er in der nächsten Saison einen anderen Klub übernehmen wird. Für die Medien ist es wunderbar. Funkel rettet den FCK, und ein Jahr später steigt er mit dem FC im letzten Spiel gegen Lautern auf. Eine irre Story.

SPORT1: Wenn Sie heute an den 1. FC Kaiserslautern denken – was überwiegt: Stolz, Wehmut oder Sorge? Und was wünschen Sie diesem Verein von Herzen?

Feldkamp: Ich wünsche dem FCK vor allem eine gesunde Existenz. Das ist ja für viele am Betze eine Basis, die zum Leben gehört. Da steckt ja keiner 50 Millionen Euro rein. Dieser Klub existiert mit seiner Atmosphäre und weil man im Umkreis von 70 Kilometern der Beste sein muss. Das sollte man sich beim FCK auf die Fahne schreiben. Man hat noch einige Aufgaben vor sich.

SPORT1: Zum Beispiel einen Nachfolger für Ragnar Ache zu finden. Nach SPORT1-Informationen wird er den FCK verlassen und zum 1. FC Köln wechseln. Was sagen Sie dazu?

Feldkamp: Je höher man Ache einschätzt, desto größer ist die Ablösesumme. Er wird den FCK verlassen. Hengen muss eine neue Mannschaft zusammenstellen. Der Umbruch wird richtig schwer. Wenn man für Ache noch viel Geld bekommt, tut das dem FCK gut. Es wird ein neuer Ache kommen.

SPORT1: Glauben Sie am Sonntag an ein Wunder für den FCK?

Feldkamp: Nein. Elversberg ist zu stabil. Ich bewundere diesen Verein, wie ruhig dort alles bewältigt wird. Sie werden auf Schalke gewinnen.