Am Samstagabend war Jaroslav Drobny noch mittendrin im Party-Getümmel im Volksparkstadion und feierte ausgelassen den Aufstieg des Hamburger SV. Am Montag traf sich der 45-Jährige in München zum Exklusiv-Interview mit SPORT1 - frisch frisiert von seinem Stammfriseur Ibo.
HSV-Legende: „Alles hat gepasst“
Drobny war einst eine feste Größe zwischen den Pfosten des HSV, heute gibt er seine Erfahrung als Torwarttrainer der zweiten Mannschaft des FC Bayern an den Nachwuchs weiter. Für die Rothosen stand der Tscheche sechs Jahre lang im Tor.
Drobny spricht über die Rückkehr seines Ex-Klubs in die Bundesliga, was der Aufstieg für den Verein und die Stadt bedeutet – und äußert sich auch zur Jugendarbeit beim Rekordmeister.
SPORT1: Herr Drobny, was sagen Sie als Fan des HSV zum Aufstieg der Rothosen?
Jaroslav Drobny: Nach sieben Jahren ist es schön, den HSV wieder in der Bundesliga zu sehen. Die Jungs, die ganze Stadt hat das nach so vielen schwierigen Saisons verdient. Der Wille und die Bereitschaft haben sich nun ausgezahlt!
„Jeder Tag beim HSV war etwas Besonderes“
SPORT1: Sie waren sechs Jahre lang beim HSV – wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?
Drobny: Jeder Tag beim HSV war etwas Besonderes. Ich habe mich immer gefreut, zum Training oder zu den Spielen zu kommen. Der ganze Staff hat immer alles gegeben, um uns das Leben so einfach wie möglich zu machen. Das war tatsächlich aber bei jedem Verein, bei dem ich gespielt habe, in der Art und Weise auch vorhanden.
SPORT1: Sie waren am Samstag vor Ort. Wie emotional war dieser Tag für Sie?
Drobny: Ich war mit David Jarolim, Ivica Olic, Marcell Jansen und ein paar anderen Ex-Profis im Stadion. Der Tag war maximal emotional und der absolute Wahnsinn, da die Emotionen die Mannschaft in die Bundesliga getragen haben. Ich habe mich zurückversetzt gefühlt in die Zeit, als ich selbst Siege mit dem HSV im Volkspark feiern durfte.
SPORT1: Was bedeutet der HSV heute noch für Sie - und wie haben Sie die Entwicklung in den vergangenen Jahren verfolgt?
Drobny: Der HSV wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, da ich dort am längsten gespielt habe. Ich habe den HSV immer verfolgt. Zu früher hat sich auf jeden Fall einiges verändert. Es hat diese Saison einfach alles gepasst, als Merlin Polzin übernommen hat.
SPORT1: Polzin ist noch ein junger Trainer, war früher selbst Fan und stand im Block. Warum ist ausgerechnet ihm der Aufstieg gelungen?
Drobny: Er kennt den Klub vielleicht besser als andere Trainer. Es ist ein großer Verein und es nicht einfach ist, mit dem Druck umzugehen.
SPORT1: Nun ist der HSV endlich wieder erstklassig ...
Drobny: Ich freue mich unheimlich und kann es kaum erwarten, wenn es das Derby gegen St. Pauli gibt oder der HSV sich gegen den FC Bayern, Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen beweisen muss.
Bayern?„Das ist ein sensationeller Wert“
SPORT1: Derzeit trainieren Sie die Torhüter bei den Amateuren des FC Bayern. Wie sehen Sie generell die Jugendarbeit des FCB?
Drobny: Die Jugendarbeit ist auf einem sehr hohen Niveau. 40 Prozent unserer Absolventen des FC Bayern Campus werden Profis, das ist ein sensationeller Wert. Ich freue mich jeden Tag, hier junge Torhüter ausbilden zu dürfen.
SPORT1: Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages in irgendeiner Funktion zum HSV zurückzukehren?
Drobny: Im Fußball kann alles passieren, jeder weiß das. In diesem Moment bin ich sehr glücklich, beim FC Bayern arbeiten zu dürfen und freue mich über die Zusammenarbeit mit vielen tollen Kollegen.
SPORT1: Was wünschen Sie dem HSV für die kommende Bundesliga-Saison?
Drobny: Ich wünsche dem HSV eine ruhige Saison und eine kontinuierliche Weiterentwicklung, um sich wieder in der Bundesliga etablieren zu können.