Der 1. FC Köln hat auf seiner holprigen Mission Wiederaufstieg in die Bundesliga erneut Punkte liegen lassen - Jahn Regensburg aber vorzeitig in die 3. Liga geschickt. Das Team von Gerhard Struber kam gegen das Schlusslicht nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus, verlor seine Tabellenführung in der 2. Bundesliga an den Hamburger SV und sah sich heftigem Fan-Gegenwind ausgesetzt.
Kölner Fanseele kocht!
Vor 50.000 Fans im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion konterte Regensburgs Noah Ganaus (76.) die Kölner Führung durch Tim Lemperle (59.). Zwei Spieltage vor dem Saisonende liegt Köln nur noch drei Punkte vor dem Relegationsplatz drei - und hat auswärts beim 1. FC Nürnberg und zu Hause gegen den 1. FC Kaiserslautern noch zwei schwierige Aufgaben zu bewältigen.
Nach dem Abpfiff gab es laute Pfiffe für den Kölner Auftritt. Zudem redete der Capo der Kölner Ultras lautstark via Megaphon auf die Mannschaft ein. Das Kölner Publikum äußerte bereits während der Partie deutliche Unmutsbekundungen, nach dem Schlusspfiff kippte die Stimmung vollends.
Ins Visier gerieten vor allem Trainer Gerhard Struber und Geschäftsführer Christian Keller, die mit Schmährufen bedacht wurden. Auch „Struber raus“-Rufe waren deutlich zu vernehmen. Zu viel des Guten, wie SPORT1-Experte Peter Neururer klarstellte: „Wenn persönlicher Hass ausgetragen wird, das gehört nicht auf einen Fußballplatz. Wenn ich Androhungen von Gewalt von der Tribüne sehe, gegenüber von Menschen, die auf das Spiel überhaupt keinen Einfluss haben, das ist weit danebengegriffen. Das spricht nicht für das eigentlich sehr gute Kölner Publikum.“
„Man ist gewissermaßen Blitzableiter“
Keller selbst wollte sich nicht in den Mittelpunkt stellen: „Es ist nicht so relevant, wie es für mich war, sondern was es mit der Mannschaft machte. Natürlich sind die Menschen enttäuscht, das war eine große Chance”, sagte er bei SPORT1.
Keller verwies auf die hohe Erwartungshaltung, die das „Trikot etwas schwerer“ mache. „Jetzt ist es die Aufgabe, bei dir zu bleiben und an deine Qualität zu glauben. Man darf sich von den äußeren Rahmenbedingungen nicht beeinflussen lassen.“
Zu den Rufen und Pfiffen erklärte Trainer Struber: „Es gibt schönere Momente im Leben. Natürlich nimmt man das wahr. Man muss wissen, dass man gewissermaßen Blitzableiter ist, wenn man der Cheftrainer eines solch großen Klubs ist.“ Der Österreicher verwies auf die große Enttäuschung, die herrsche. „Wir haben mehr erwartet. Es gibt hängende Köpfe, aber man muss die Dinge gut einordnen.“
Ähnlich äußerte sich Kapitän Timo Hübers. „Wir haben es nicht geschafft , gegen den Tabellenletzten drei Punkte zu holen. Das ist im Aufstiegskampf mehr oder weniger eine Pflichtaufgabe.“ An die Fans gerichtet ergänzte er bei SPORT1: „Das hat im Spiel nichts zu suchen. Wenn ich ins Stadion gehe, würde ich die Mannschaft unterstützen, ich kann aber den Unmut verstehen.“
Regensburg steht als erster Absteiger fest
Regensburg steht dagegen als erster Absteiger fest. Nur ein Sieg hätte die Chance auf den Klassenerhalt gewahrt. Der Rückstand auf Relegationsplatz 16 beträgt acht Punkte. Der Jahn kehrt damit nach dem Aufstieg umgehend wieder in die Drittklassigkeit zurück. Mit neun Zählern und 41 Toren Rückstand hatte der Abstieg bereits vor der Partie ohnehin so gut wie festgestanden.
Nach dem enttäuschenden 0:1 in Hannover hatte FC-Coach Struber „Wiedergutmachung“ von seiner Mannschaft gefordert. Nach einem chancenreichen Auftakt ohne Treffer tat sich Köln jedoch schwer - und hatte Glück, dass Schiedsrichter Nicolas Winter nach einem Handspiel von Dejan Ljubicic nicht auf Elfmeter für Regensburg entschied (39.).
Schon zur Pause quittierten die Heimfans den zerfahrenen Kölner Auftritt mit Pfiffen und zögerlichen Rufen gegen Struber. Den druckvollen Start in Hälfte zwei belohnte dann aber Lemperle per Kopf zur umjubelten Führung, ehe Ganaus per Abstauber die Stimmung wieder dämpfte.
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mit Sport-Informations-Dienst (SID)