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FCK-Ikone erinnert sich an Jahrhundertspiel gegen den FC Bayern

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„Die Bayern wurden überrannt“

Das 7:4 des 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Bayern gilt als ein legendäres Spiel. Der einstige Abwehrchef Fritz Fuchs erinnert sich bei SPORT1 - und erklärt, warum er gerne gegen Uli Hoeneß gespielt hat.
Fritz Fuchs beim legendären 7:4 gegen Uli Hoeneß
Fritz Fuchs beim legendären 7:4 gegen Uli Hoeneß
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Das 7:4 des 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Bayern gilt als ein legendäres Spiel. Der einstige Abwehrchef Fritz Fuchs erinnert sich bei SPORT1 - und erklärt, warum er gerne gegen Uli Hoeneß gespielt hat.

Kaum ein Spiel ist so tief im kollektiven Gedächtnis der Fans des 1. FC Kaiserslautern verankert wie das legendäre 7:4 gegen den FC Bayern München am 20. Oktober 1973. Ein Spiel, das Geschichte schrieb – und mittendrin: Fritz Fuchs.

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Der ehemalige Abwehrchef der Roten Teufel, eine wahre Legende des Vereins, erinnert sich im Gespräch an diesen denkwürdigen Nachmittag auf dem Betzenberg, der Fußball-Deutschland staunen ließ.

Anlässlich des 125-jährigen Vereinsjubiläums blickt Fuchs im exklusiven SPORT1-Interview nicht nur zurück auf große Momente der Klubgeschichte, sondern spricht auch mit spürbarer Enttäuschung über die Gegenwart. Deutliche Worte richtet er an die aktuelle Klubführung, der er mangelnde Werte, fehlende Identifikation und Orientierungslosigkeit vorwirft – und macht klar, was dem FCK heute fehlt, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden.

SPORT1: Herr Fuchs, wie war die Jubiläumsfeier?

Fritz Fuchs: Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, ich war nicht eingeladen.

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SPORT1: Aha. Lassen Sie uns über ein unfassbares Spiel sprechen. Als Sie damals mit dem FCK gegen den FC Bayern am Betzenberg antraten – hätten Sie beim Stand von 1:4 jemals gedacht, dass dieses Spiel noch mit 7:4 für den FCK enden würde?

Fuchs: Wenn ich heute zurückblicke und sage: Ja, wir haben daran geglaubt, dann liegt das daran, dass wir am Betze oft genau solche Spiele noch gedreht haben. Zuhause, vor unseren Fans, war immer alles möglich. Selbst bei einem 1:4-Rückstand spürten wir: Da geht noch was. Das war diese ganz besondere Mentalität in Kaiserslautern – aufgeben kam nie infrage.

SPORT1: Was passierte in der Halbzeitpause? Gab es eine besondere Ansprache oder einen Moment, der den Umschwung einleitete?

Fuchs: Ja, in der Kabine herrschte zunächst Stille – wir mussten das 1:4 erst einmal sacken lassen. Dann kam der Trainer (Erich Ribbeck, Anm. d. Red.) rein. Ganz klar und bestimmt sagte er: “Nicht weiter ins offene Messer laufen!” Wir sollten kompakter stehen, näher am Gegenspieler sein – auch wenn selbst Gerd Müller uns das vierte Tor einschenkte. Doch dann kam der entscheidende Satz: “Alles oder nichts – jetzt haben wir nichts mehr zu verlieren!“ Und das war der Wendepunkt gegen Bayern. Draußen verließen einige Zuschauer schon enttäuscht das Stadion – aber wir spürten: Jetzt erst recht!

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„Wir warfen alles nach vorne und die Bayern wurden überrannt“

SPORT1: Können Sie sich noch an die Stimmung auf dem Betzenberg erinnern, als die Aufholjagd begann?

Fuchs: Oh ja – das war Gänsehaut pur! Wir warfen alles nach vorne. Die Bayern wurden einfach überrannt. Erst das 2:4, dann das 3:4 – plötzlich blieben die Leute stehen, kamen zurück auf die Tribünen. Beim 4:4 war das Stadion wieder voll, und der Betze hat gebebt! Man konnte förmlich fühlen, wie die Energie von den Rängen auf uns Spieler übersprang. Es war, als ob ein Feuer entfacht wurde – wir waren wie im Rausch. Die Bayern wussten gar nicht, wie ihnen geschah. Das war Betzenberg-Fußball in seiner reinsten Form – emotional, unberechenbar, mitreißend. Ein Spiel, das man nie vergisst.

SPORT1: Der FC Bayern war damals gespickt mit Nationalspielern – wie war es, gegen Spieler wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller oder Sepp Maier zu spielen – und sie am Ende regelrecht zu überrollen?

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Fuchs: Klar, die Bayern hatten einen großen Namen – mit Weltstars wie Beckenbauer, Müller oder Maier. Aber wir hatten eine starke Bilanz gegen sie, das gab uns Selbstvertrauen. Die großen Namen haben uns nicht eingeschüchtert, im Gegenteil: Gerade gegen Uli Hoeneß habe ich immer besonders gerne gespielt. Er war ein fairer, ehrlicher Typ auf dem Platz – und später als Sportchef hat er genau das verkörpert. Ich habe ihn immer für seine klaren Worte und seine Gradlinigkeit bewundert.

SPORT1: Welchen Anteil hatte Trainer Erich Ribbeck an diesem sensationellen Sieg?

Fuchs: Er hat uns gut auf die Partie eingestellt, keine Frage. Aber ab der 65. Minute war es, als hätte sich ein Schalter bei uns umgelegt – da war nichts mehr mit taktischer Anweisung. Wir sind einfach nur noch nach vorne gestürmt, voller Energie, voller Überzeugung. Jeder von uns wollte diesen Sieg – unbedingt. Es war ein unvergesslicher Moment, einer dieser Höhepunkte, von denen man als Bundesligaspieler sein Leben lang zehrt.

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„Diese Begegnung werde ich nie vergessen“

SPORT1: War dieses Spiel für Sie rückblickend der Höhepunkt Ihrer aktiven Zeit beim FCK?

Fuchs: Es war ein großer Moment, keine Frage – aber der größte war ein anderer. Der Wechsel von Alsenborn zurück zu meinem Heimatverein, dem FCK, in die Bundesliga – das war für mich etwas ganz Besonderes. Schon die Vorbereitung war ein echtes Highlight: Die Saisoneröffnung unter Flutlicht gegen die Glasgow Rangers – das war so elektrisierend. Und dann kam mein allererstes Spiel. Mein Traum, für den FCK in der Bundesliga aufzulaufen, ging endlich in Erfüllung. Noch emotionaler wurde es, als vor dem Anpfiff Fritz Walter persönlich in die Kabine kam – mein Förderer, mein Vorbild, mein Freund. Er wünschte mir viel Glück. Diese Begegnung werde ich nie vergessen. Es war einer der emotionalsten Momente meines Fußballerlebens. Dafür war und bin ich unendlich dankbar.

SPORT1: Wenn Sie heute auf dem Betzenberg stehen – welche Erinnerungen kommen Ihnen spontan in den Sinn?

Fuchs: Ich erinnere mich vor allem an die Zeiten, in denen es mit dem FCK wieder bergauf ging – und gleichzeitig daran, wie ich zunehmend gespürt habe, dass die traditionellen FCK-Tugenden immer weniger gelebt wurden. Um es höflich auszudrücken: Das war der Moment, in dem ich mich aus den Gremien zurückgezogen habe. Der FCK hat sich – wie so vieles in unserer Gesellschaft – verändert. „Geld regiert die Welt“, und das gilt leider auch für den Fußball. Man muss sich schon fragen, warum Vereine wie Freiburg, Augsburg, Mainz, Heidenheim oder jetzt sogar Elversberg an uns vorbeigezogen sind. Ich kenne die Gründe – nicht zuletzt, weil ich zweimal Trainer in Freiburg sein durfte.

SPORT1: Wie hat sich der Verein aus Ihrer Sicht über die Jahrzehnte verändert – sportlich, strukturell, emotional?

Fuchs: Der Fußball hat sich insgesamt stark verändert – und das macht natürlich auch vor dem FCK nicht Halt. Wenn ich allein an die vielen stillosen Trainerwechsel denke, nicht nur bei uns, sondern im gesamten Profifußball, dann fehlt mir da oft die Nachhaltigkeit. Solche Entscheidungen sind meist ein Zeichen von sportlicher Führungsschwäche, nicht von Weitsicht. Auch das emotionale Umfeld hat sich verändert. Was früher echte Fankultur war – Leidenschaft, Zusammenhalt, Stolz – wird heute leider zu oft von negativen Nebengeräuschen übertönt. Das ist nicht mehr die Fußballwelt, in der ich groß geworden bin. Mir fehlt manchmal das Maß, die Demut, das Miteinander.

SPORT1: Wenn Sie auf 125 Jahre FCK zurückblicken – was bedeutet dieser Verein für Sie persönlich?

Fuchs: Der FCK war für mich nie einfach nur ein Verein – er war und ist ein Stück Heimat, ein Teil meines Lebens. Deshalb war es für mich selbstverständlich, gerade in schwierigen Zeiten da zu sein. Ich habe mich nach der Ära Toppmöller ehrenamtlich als Sportchef eingebracht und auch später, nach dem Aus von Stefan Kuntz, Verantwortung übernommen – als Nachrücker im Aufsichtsrat und Beirat. Besonders in der Zeit der 3. Liga, als der Verein in akuter finanzieller Not steckte und sportlich am Abgrund stand, habe ich versucht zu helfen, wo ich konnte. Für mich war das keine Pflicht, sondern Herzenssache.

„Die Werte, die uns Fritz Walter vorgelebt hat...“

SPORT1: Welche Werte und Tugenden des FCK würden Sie auch heute noch jungen Spielern mit auf den Weg geben?

Fuchs: Die Werte, die uns Fritz Walter vorgelebt hat, sind heute aktueller denn je. Junge Fußballer brauchen mehr als nur Talent – sie brauchen Charakter. Liebe zum Spiel und zum Verein, Anstand, Respekt, Ehrlichkeit, Teamgeist, Fleiß, Zielstrebigkeit und ein gesunder Lebenswandel – das sind die Grundlagen für eine gute Entwicklung, sportlich wie menschlich. Und vor allem: Man sollte nie vergessen, wo man herkommt. Wer mit Dankbarkeit durchs Leben geht, bleibt auf dem Boden – egal, wie weit er es bringt.

SPORT1: Gibt es einen Spieler in der aktuellen Mannschaft, in dem Sie sich ein Stück weit wiedererkennen?

Fuchs: Eines weiß ich ganz sicher: Diese Art von Verbundenheit, wie ich sie erlebt habe, gibt es kaum noch. FCK – Alsenborn – FCK: Zwei Vereine in 22 Jahren als Spieler! Seit 1952 bin ich Mitglied. Das ist heute kaum noch vorstellbar. Treue ist für mich kein Fremdwort – sie war mein Wegbegleiter.

SPORT1: Wie oft sprechen Fans Sie heute noch auf das 7:4 an?

Fuchs: Tatsächlich werde ich auch heute noch regelmäßig auf dieses legendäre 7:4 angesprochen. Es überrascht mich immer wieder – und freut mich natürlich sehr –, dass dieses Spiel den Menschen so im Gedächtnis geblieben ist.

SPORT1: Was wünschen Sie dem FCK für die nächsten 125 Jahre?

Fuchs: Ich wünsche dem FCK, dass er sich auf seine wahren Werte besinnt: auf Respekt, Wertschätzung, Stolz, Anstand und Ehrlichkeit. Diese Grundpfeiler geraten immer mehr in Vergessenheit – dabei sind sie das Fundament, auf dem unser Verein einmal stand.

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