Fritz Fuchs ist eine Legende beim 1. FC Kaiserslautern. Am vergangenen Samstag wurde der 81-Jährige, gebürtig aus der Barbarossastadt, vor der Generalprobe der Roten Teufel gegen die AS Rom geehrt – zusammen mit weiteren ehemaligen Spielern, die mehr als 200 Partien für den Verein absolviert haben, sowie mit Meisterspielern und Pokalsiegern.
FCK-Ikone macht Druck: "Das Ziel muss der Aufstieg sein"
Aufstieg! FCK-Ikone macht Druck
Vor dem Saisonstart der Pfälzer am Sonntag bei Hannover 96 nimmt Fuchs im exklusiven SPORT1-Interview kein Blatt vor den Mund – und findet klare Worte für Trainer Torsten Lieberknecht, Torwart Julian Krahl und den Verein.
SPORT1: Herr Fuchs, wie war es, wieder am Betzenberg geehrt zu werden – gemeinsam mit den früheren Pokalsiegern?
Fritz Fuchs: Das war ein ganz besonderer Moment. Auf unserer Ehrenrunde im Stadion musste ich mich zusammenreißen angesichts des großartigen Beifalls von den Rängen. Ich fühlte mich an frühere Bundesligazeiten zurückversetzt. Das ist mit Geld nicht zu bezahlen. Der FCK hat eine große Geschichte, und wenn man dann mit den alten Kollegen wieder auf dem Rasen steht, kommen viele Erinnerungen hoch. Aber Nostalgie allein reicht nicht – wir müssen auch kritisch in die Zukunft blicken.
Lautern-Legende sicher: „Das ist einer der besten Kader der 2. Liga“
SPORT1: Sie haben sich den aktuellen Kader genau angeschaut. Was ist Ihr Eindruck vor dem Saisonstart?
Fuchs: Das ist für mich einer der besten Kader in der 2. Liga. Punkt. Es gibt Breite, Qualität und sogar Tiefe. Das reicht nicht nur für einen Platz im Mittelfeld – das muss ein Angriff auf die Top 3 sein. Alles andere wäre unter dem Potenzial dieser Mannschaft. Das Ziel muss der Aufstieg sein. Das ist der Anspruch.
SPORT1: Lob für den Kader – aber gibt es auch Baustellen?
Fuchs: Natürlich. Zum Beispiel im Tor. Julian Krahl ist auf der Linie überragend, da brauchen wir nicht diskutieren. Aber im Spiel mit dem Ball? Da hat er noch klare Schwächen. In der heutigen Zeit musst du als Torwart mitspielen können. Das ist nicht mehr optional.
SPORT1: Vorne fehlen mit Ragnar Ache viele Tore. Er wechselte zum 1. FC Köln in die Bundesliga. Können die Neuzugänge Mahir Emreli und Ivan Prtajin das auffangen?
Fuchs: Nur wenn sie zusammenspielen. Ich rede von Prtajin und Emreli. Beide haben Qualitäten, aber sie sind keine Alleinunterhalter. Wenn man sie gemeinsam bringt, können sie Ache vielleicht sogar vergessen machen. Wenn nicht, wird das nichts. Ache war in den vergangenen beiden Spielzeiten das Herzstück des FCK.
Fuchs glaubt an Trainer Lieberknecht
SPORT1: Was halten Sie vom neuen Mittelfeld?
Fuchs: Das ist für mich das Prunkstück. Sirch, Kunze, Ritter, Sahin – das ist richtig stark. Das ist das Beste, was es in der Liga gibt. Diese Jungs bringen nicht nur Erfahrung mit, sondern auch ein gutes Gleichgewicht zwischen Physis und Spielintelligenz. Das ist, ohne Übertreibung, eines der besten Mittelfelder der Liga.
SPORT1: Die Kieler Nachrichten bringen Tymoteusz Puchacz mit einer Rückkehr zum 1. FC Kaiserslautern in Verbindung. Wäre er ein sinnvoller Transfer?
Fuchs: Auf jeden Fall. Er ist ein typischer Betze-Spieler. Während seiner Zeit beim FCK hat er sich in die Herzen der Fans gespielt, musste im Sommer 2024 jedoch zu Union Berlin zurückkehren. Er wäre gerne am Betze geblieben, so hörte ich damals. Sollte es gelingen, ihn nun zurückzuholen, würde ich das sehr begrüßen.
SPORT1: Trainer Torsten Lieberknecht steht vor seiner ersten kompletten Saison beim FCK. Er kam erst Ende April. Was trauen Sie ihm zu?
Fuchs: Er ist ein erfahrener Mann und ein echter Pfälzer, und er kennt die 2. Liga aus dem Effeff. Aber er ist noch neu in Kaiserslautern. Seit Ende April ist er erst hier – das ist wenig Zeit, um eine Mannschaft komplett auf Kurs zu bringen. Umso wichtiger ist es, dass er klare Entscheidungen trifft. Und dazu gehört, die richtigen Leute zusammenspielen zu lassen. Halbe Sachen bringen keinen weiter.
„Der FCK darf sich nicht länger im Mittelmaß einrichten“
SPORT1: Auch die sportliche Leitung mit Geschäftsführer Thomas Hengen und Sportdirektor Marcel Klos steht in der Verantwortung. Wie bewerten Sie deren Arbeit?
Fuchs: Hengen hat in den vergangenen Jahren viel Stabilität reingebracht, das muss man anerkennen. Aber jetzt geht es um mehr als Stabilität – jetzt zählt sportlicher Erfolg. Die Verpflichtung von Klos war mutig und könnte sich als Glücksgriff erweisen. Wichtig ist, dass beide gemeinsam mit Lieberknecht an einem Strang ziehen. So etwas wie mit Marco Antwerpen, Dirk Schuster und Markus Anfang darf es nicht mehr geben. Die Transferperiode war ordentlich, aber entscheidend ist, was daraus gemacht wird. Der FCK darf sich nicht länger im Mittelmaß einrichten – dafür ist die Erwartungshaltung in Kaiserslautern zu groß.
SPORT1: Was ist Ihre wichtigste Botschaft an Mannschaft und Verein zum Saisonstart?
Fuchs: Der FCK ist kein Durchschnittsverein. Man hat die Realität zu lange verkannt. Am Betze wird gelitten, hier wird gefeiert, hier wird gefordert. Wenn du für den FCK spielst, trägst du mehr als nur ein Trikot – du trägst Verantwortung. Für die Geschichte. Für die Zukunft. Und die beginnt jetzt.