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"Er sagte: Geh nie zu deinem Herzensverein - ich hab's trotzdem getan"

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„Der Traum soll wahr werden“

Der 1. FC Kaiserslautern peilt den Aufstieg in die Bundesliga an. Trainer Torsten Lieberknecht spricht über die selbstbewussten Pläne, seine persönliche Leidenschaft für den FCK - und erklärt, wie der Verein den Abgang seines Top-Torjägers auffangen will.
Mit Thorsten Lieberknecht gibt es beim 1. FC Kaiserslautern einen Neu-Anfang. Für den gebürtigen Pfälzer ist die Aufgabe eine Herzensangelegenheit.
Der 1. FC Kaiserslautern peilt den Aufstieg in die Bundesliga an. Trainer Torsten Lieberknecht spricht über die selbstbewussten Pläne, seine persönliche Leidenschaft für den FCK - und erklärt, wie der Verein den Abgang seines Top-Torjägers auffangen will.

Der Teufel sieht zu. Von einer knallroten Graffiti-Wand im Hintergrund blickt das Maskottchen des 1. FC Kaiserslautern grimmig herab – als wolle es persönlich sicherstellen, dass der Neustart gelingt. Davor sitzt Torsten Lieberknecht: entspannt, der Blick jedoch fokussiert.

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Vor dem Saisonstart bei Hannover 96 am Sonntag (13.30 Uhr im LIVETICKER) spricht der 53 Jahre alte FCK-Trainer im exklusiven SPORT1-Interview über seinen Herzensverein, den großen Traum vom Aufstieg und den Erwartungsdruck im Umfeld.

Lieberknechts Identifikation mit dem Verein

SPORT1: Herr Lieberknecht, drei Monate sind Sie nun beim FCK. Wie fällt Ihr persönliches Zwischenfazit aus?

Torsten Lieberknecht: Für mich war es wichtig, dass ich hier richtig reinkomme. Ich kann nicht übers Wasser gehen – vieles muss ich mir noch erarbeiten, aber das mache ich gerne. Ich möchte Erfolg haben und daran gemessen werden, wie ich arbeite. Die Leute spüren, dass ich eine hohe Identifikation mit dem FCK habe, aber ich weiß auch, dass dieser Job mit großer Verantwortung verbunden ist. Der will ich gerecht werden. Ich bin zufrieden, wie es aktuell läuft und wie sich die Mannschaft präsentiert. Ich freue mich riesig, wenn es am Sonntag endlich losgeht.

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SPORT1: War es ein Wagnis, den FCK während der Saison zu übernehmen?

Lieberknecht: Ja, es war ein gewisses Risiko – schon in den vier Spielen der vergangenen Saison. Die Gegner waren keine Laufkundschaft. Wäre ich mit vier Niederlagen gestartet, wäre die Hypothek groß gewesen. Den ganz großen Schritt konnten wir am Ende leider nicht machen – das hat mich schon enttäuscht.

SPORT1: Was hat Sie dazu bewegt, es trotzdem zu tun?

Lieberknecht: Den Rat von Karl-Heinz Feldkamp nicht zu befolgen. Als ich noch in Braunschweig war, sagte er zu mir: „Geh niemals zu deinem Herzensklub oder Heimatverein.“ Aber ich habe es trotzdem gemacht, weil ich als Pfälzer davon überzeugt bin. Ich freue mich schon auf einen Anruf von Kalli, wenn wir erfolgreich sind. (lacht)

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„Der FCK ist ein Monstrum“

SPORT1: Als Sie angefangen haben, hat man gemerkt, dass Ihre Augen regelrecht geleuchtet haben. Ist dieses Gefühl geblieben – oder ist mittlerweile Alltag eingekehrt?

Lieberknecht: Es ist ein totales Privileg, hier Trainer zu sein. Ich will der Erwartungshaltung gerecht werden - der von außen, aber auch meiner eigenen. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn das Betzelied oder das Palzlied läuft. Ich musste das Lied als A-Jugendspieler singen - meine Kinder durften mit ihm einschlafen. Ich bin am richtigen Ort. Ich hoffe, auch zur richtigen Zeit.

SPORT1: Wie haben Sie den Verein intern erlebt? Die Strukturen, die Menschen…

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Lieberknecht: Durch den Abstand, den ich hatte, konnte ich bei der Rückkehr feststellen, dass sich viel verändert hat. Der FCK ist ein Monstrum - im positiven Sinne, mit all der Emotionalität. Diese Leidenschaft muss man leben, aber auch lenken. Ich erlebe intern eine starke Identifikation mit dem Verein. Alle fiebern mit, lechzen nach Erfolg. Es herrscht ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl – auch im Wissen, dass Unruhe bei einem Traditionsklub dazugehört. Der FCK ist pure Emotion.

SPORT1: Wie ist der Kontakt mit den Investoren?

Lieberknecht: Es gibt viele Menschen, die dem FCK auf ihre Weise helfen wollen – darunter die Investoren, die mit eigenem Geld in schwierigen Zeiten eingesprungen sind. Aber auch viele Ehrenamtliche und der e.V. gehören dazu. Das ist ein Melting Pot – alle verbindet der Wunsch, den FCK erfolgreich zu sehen, daher geht es dort auch mal kontrovers zu, aber immer ohne die Sache aus dem Blick zu verlieren.

Lieberknecht schwärmt vom Kader

SPORT1: Viele Spieler kamen, viele gingen. Wie weit ist das Team in der Entwicklung?

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Lieberknecht: Wir hatten einige Neuzugänge, und die Integration hat super funktioniert. Die Jungs überzeugen uns spielerisch, und es gibt noch Potenzial nach oben. Ji-soo Kim ist erst spät gekommen – er muss sich an ein neues Land und Umfeld gewöhnen. Aber insgesamt harmoniert die Mannschaft sehr gut.

SPORT1: Woran machen Sie das fest?

Lieberknecht: Wir sind acht bis zehn Stunden mit dem Bus ins Trainingslager gefahren – und keiner hat sich beklagt. Die Jungs haben das durchgezogen. Das war à la bonne heure! Ein richtig guter Haufen.

So will Lautern den Ache-Abgang kompensieren

SPORT1: Fritz Fuchs hat bei SPORT1 klar den Aufstieg als Ziel formuliert.

Lieberknecht: Ich habe es gelesen und geschmunzelt. Fritz spricht da emotional – wie viele in Lautern. Der Traum vom Aufstieg ist da, und wir gehen offensiver damit um. Das hat auch mit meiner Verpflichtung zu tun. Ich bin zweimal aufgestiegen – da ist die Erwartung, dass es ein drittes Mal gelingt, natürlich da.

SPORT1: Toptorjäger Ragnar Ache ist weg, spielt nun beim 1. FC Köln. Mit Ivan Prtajin und Mahir Emreli wurden zwei neue Stürmer geholt. Beide müssten nach Ansicht von Fuchs spielen, um Ache ganz vergessen zu machen…

Lieberknecht: Das hängt auch davon ab, wie die Jungs drauf sind. Wir haben einen intensiven Konkurrenzkampf – da ist auch noch Daniel Hanslik, der seit Jahren hier ist. Er ist der Prototyp eines FCK-Spielers: standhaft, auch bei Ups and Downs. Mahir und Ivan haben ihre Qualitäten schon bewiesen. Ob wir mit zwei, drei Spitzen spielen – oder nur mit einer –, das überlasse ich meistens mir. (lacht)

SPORT1: Ache war zwei Jahre die Lebensversicherung des FCK.

Lieberknecht: Ja, er hat viele Tore erzielt und insgesamt einen super Job gemacht. Aber vielleicht muss man diese Last jetzt auf mehrere Schultern verteilen. Wir haben ein gutes Fundament aus der vergangenen Saison. Die größte Herausforderung liegt in der defensiven Stabilität – da haben wir zu viele Gegentore kassiert. Es geht um eine gewisse Balance.

Aufstieg? „Wir wollen diesen Traum wahr machen“

SPORT1: Sie sagten zuletzt: Der Aufstieg mit dem FCK wäre für Sie ein Lebenstraum. Das sagen Sie ganz offen?

Lieberknecht: Ja, es ist mein Lebenstraum. Der FCK ist eine Fußball-Institution in Deutschland. Man weiß, woher der Verein kommt und welche Krisen er überstanden hat. Und dennoch: Die zweite Mannschaft wurde nie aufgegeben, dem Nachwuchs immer eine Perspektive geboten. Der FCK ist an der Basis geblieben. Wenn man das alles weiß, wäre ein Aufstieg als Pfälzer ein Lebenstraum.

SPORT1: Und die beiden anderen Aufstiege mit Braunschweig und Darmstadt?

Lieberknecht: Ich will die Erfolge mit Braunschweig und Darmstadt gar nicht schmälern. Aber die Wucht beim FCK ist etwas ganz anderes. Hier steckt so viel drin - jetzt müssen wir daran arbeiten. Wir alle wollen diesen Traum wahr machen. Denn hier hat für mich alles begonnen.

SPORT1: Wie gehen Sie mit der wachsenden Erwartungshaltung um?

Lieberknecht: Ich spreche es offen an. Viele versuchen, tief zu stapeln – aber das glaubt ihnen keiner. Hier geht es um Emotionen. Ich sage klar: Mein Wunsch ist es, irgendwann mit dem FCK aufzusteigen. Ob es schon diese Saison klappt, wissen wir nicht – aber wir werden alles dafür tun. Der Traum soll wahr werden. Wenn’s klappt …super.

„Das Palzlied ist auch geil“

SPORT1: Was braucht es – sportlich wie strukturell –, damit das „Projekt FCK“ langfristig erfolgreich wird?

Lieberknecht: Ich mag das Wort „Projekt“ gar nicht – der FCK ist kein Projekt, sondern Leidenschaft pur. Ein großes Pfund ist die Nachwuchsarbeit – da soll die Tür weiter offen bleiben. Auch das ist mein Thema. Die Infrastruktur ist atemberaubend – das Training am NLZ vor den Toren der Stadt fühlt sich fast wie im Urlaub an. Und die Strukturen werden vorsichtig weiterentwickelt. Jahr für Jahr. So entsteht nachhaltiger Erfolg.

SPORT1: Sie sind Musikfan. Welchen Song würden Sie mit Ihrem Lebenstraum „FCK-Aufstieg“ verbinden?

Lieberknecht: „The River“ von Bruce Springsteen. Ein Fluss bleibt gleich, hat manchmal Wellen, aber fließt ruhig dahin. Das passt zu mir – und zum FCK. Das Lied habe ich schon als Jugendspieler gehört. Aber das Palzlied ist auch geil. (lacht)