Felix Götze ist zurück - und es hätte kaum besser laufen können.
"Ich kann nie und nimmer gegen den BVB sein"
„Nie und nimmer gegen den BVB“
Nach hartnäckigen Rückenproblemen konnte der Kapitän des SC Paderborn zum ersten Mal in dieser Spielzeit von Anfang an auf dem Platz stehen. In der ersten Pokalrunde gegen Viktoria Köln fügte er sich nahtlos ein, ließ in der Defensive nichts anbrennen und war maßgeblich am Weiterkommen beteiligt (3:1).
Am Montagabend wird er gespannt vor dem Fernseher sitzen. Seine Jugendliebe trifft auf die alte Liebe: BVB gegen Rot-Weiss Essen. Im SPORT1-Interview erklärt Götze den Reiz dieser Begegnung und warum es für die Dortmunder schwer werden könnte. Außerdem spricht er über den Auftakt des SCP, die Ziele für die kommende Spielzeit und verrät, welches Essen in der Kindheit dafür gesorgt hat, dass alle drei Götze-Brüder Fußballprofis geworden sind.
Felix Götze: „Gar nicht so einfach“
SPORT1: Herr Götze, Sie hatten in den letzten Wochen Probleme mit dem Rücken. Deshalb reichte es bislang erst zu zwei Kurzeinsätzen. Wie geht es Ihnen?
Götze: Ich war ein paar Wochen raus, musste kürzer treten. Jetzt bin ich zwar wieder zurück, aber ohne Vorbereitung ist das gar nicht so einfach. Ich muss weiter Gas geben, fühle mich aber wieder sehr gut.
SPORT1: Vier Punkte konnte Paderborn aus den ersten beiden Spielen holen. Zufrieden?
Götze: Sechs wären besser (lacht). Das Remis am vergangenen Wochenende (1:1 gegen Münster; Anm. d. Red.) hat mich schon etwas gewurmt, aber unter dem Strich können wir mit den vier Punkten ganz gut leben.
„Für mich ist Hannover der Top-Favorit“
SPORT1: Mit dem HSV und Köln sind zwei Schwergewichte aufgestiegen. Wer ist in dieser 2. Liga Ihr Favorit?
Götze: Man merkt dadurch schon, dass die Liga noch enger zusammengerückt ist. Es ist wie jedes Jahr: Jeder kann jeden schlagen. Das macht die 2. Liga eben aus. Ich glaube, das wird sich auch nicht mehr ändern. Für mich ist Hannover der Top-Favorit. Die sind schon echt gut aufgestellt.
SPORT1: Nach Platz vier in der vergangenen Saison: Welche Rolle können und wollen Sie dieses Jahr spielen?
Götze: Wir wollen wieder vorne mitspielen. Letztes Jahr habe ich gemerkt: Oben mitspielen macht einfach Bock. Wir wollen da weitermachen, wo wir letzte Saison aufgehört haben. Hoffentlich noch ein bisschen besser.
SPORT1: Das heißt: Klares Ziel Aufstieg mit dem SC Paderborn?
Götze: So weit will ich noch gar nicht denken. Erstmal wollen wir gut in die Saison starten.
Götze-Brüderduell? „Das wäre geil“
SPORT1: Aber gegen ein Bruderduell in der Bundesliga hätten Sie mit Sicherheit nichts einzuwenden, oder?
Götze: Überhaupt nicht. Das wäre geil!
SPORT1: Sie haben nach der vergangenen Saison gesagt, das war die schönste Ihrer Karriere. Wieso?
Götze: Erstmal natürlich, weil wir um den Aufstieg gespielt haben. Aber auch die Mannschaft, der Staff und der Trainer haben eine große Rolle gespielt. Jeder hatte mit jedem einen Top-Umgang. Ich fühle mich hier richtig wohl.
Götze bereits gewohnt an Brüder-Vergleiche
SPORT1: Wie überrascht waren Sie von dem Abschied Ihres Trainers, Lukas Kwasniok in Richtung Köln?
Götze: Wenn man so ein Angebot von einem Bundesligisten bekommt, dann kann das jeder verstehen. Das kann ja ein „once in a lifetime“-Moment sein.
SPORT1: Nerven eigentlich Fragen nach Ihrem Bruder?
Götze: Mal so, mal so. Manchmal ist es schon nervig. Aber es ist auch ein Stück weit normal. Ich mache da auch niemandem einen Vorwurf. Ich habe mich daran gewöhnt und mit meinen 27 Jahren habe ich auch schon ein paar Interviews gegeben. Da stehe ich drüber (lacht).
Apfelspätzle anstatt Käsespätzle
SPORT1: Sie sind der jüngste von drei Brüdern. Was gab es früher zu Hause eigentlich zu essen, dass alle drei Götzes Fußballprofis geworden sind?
Götze: Viele leckere Sachen. Apfelspätzle standen sehr hoch im Kurs.
SPORT1: Was ist das denn?
Götze: Ähnlich wie Käsespätzle. Nur eben mit Apfelscheiben, Zimt und Zucker. Mario und ich mochten Käse nicht so gerne. An „Scheiterhaufen“ kann ich mich aber auch noch gut erinnern. Brot in Milch tunken, dann mit Äpfeln schichten und ab in den Ofen. Das war auch richtig gut.
SPORT1: Klingt nicht gerade nach klassischem Sportleressen…
Götze: Auf gar keinen Fall (lacht). Aber das gab es auch nicht immer. Eigentlich nur immer, wenn wir bei der Oma waren. Dass ich das das letzte Mal gegessen habe, ist auch schon etwas her. Wenn wir darüber sprechen, bekomme ich aber direkt Appetit (lacht).
SPORT1: Wie ähnlich seid ihr drei Brüder euch?
Götze: Wir sind uns schon in vielen Sachen ähnlich. Das liegt in erster Linie an der Erziehung. Und dennoch so komplett unterschiedlich. Fabi kommt ganz nach unserem Papa, ich nach meiner Mutter und Mario hat von beiden etwas.
Mario Götze großer Anteil an Profikarriere
SPORT1: Welchen Anteil haben die zwei an Ihrer Profikarriere?
Götze: Die habe ich ihnen auf jeden Fall zu verdanken. Ich hatte eigentlich gar keine Wahl. Mir blieb nichts anderes übrig, als mit ihnen rumzuturnen und zu kicken. Und natürlich habe ich mir da immer was von den Älteren abgeguckt.
SPORT1: Mario hat wohl – bislang zumindest - die steilste Karriere hingelegt. Dennoch: Was können Sie eigentlich besser als er?
Götze: Puh, gute Frage. Mit seiner Größe würde er sich vermutlich als Innenverteidiger schwer tun. Aber sonst kann man unsere Art und Weise auch gar nicht vergleichen. Unser Spiel ist komplett unterschiedlich.
SPORT1: Sie waren 16 Jahre alt, als er Deutschland zum WM-Titel geschossen hat. Wie haben Sie diesen Moment damals erlebt?
Götze: Ich habe das Spiel zu Hause mit Fabi und meiner Mutter geguckt. Eigentlich unspektakulär. Als er das Tor geschossen hat, war das natürlich besonders. Diesen Moment werde ich nicht vergessen.
SPORT1: Vermutlich auch nicht die Spiele, die Sie auf dem Betze gespielt haben. Oder an der Hafenstraße bei RW Essen.
Götze: Auf gar keinen Fall. Ich hatte bislang immer das Glück, bei richtig geilen Klubs spielen zu können. Die Stimmung in Kaiserslautern ist einmalig. Für mich gibt es in der 2. Liga, vielleicht sogar in Deutschland, keine bessere als dort. Die Fanszene ist Wahnsinn. Deshalb ist das für mich auch diese Saison wieder ein Highlight-Spiel. In Essen an der Hafenstraße war es auch immer besonders. Hier in Paderborn haben wir mittlerweile auch eine echt gute Stimmung. Immer mehr Fans fahren auch auswärts mit. Das pusht gewaltig. Das macht schon richtig Spaß.
„Borussia Dortmund ist meine Jugendliebe“
SPORT1: An der Hafenstraße kommt es am Montag zum Pokal-Duell zwischen RW Essen und dem BVB. Für RWE haben Sie bislang die meisten Spiele in Ihrer Karriere bestritten (57), gehörten bis zu Ihrem Wechsel im letzten Sommer zu den wichtigsten Spielern. In Dortmund sind Sie geboren, haben in der Jugend für Schwarz-Gelb gespielt. Wem drücken Sie die Daumen?
Götze: Borussia Dortmund ist meine Jugendliebe. Da bin ich jahrelang ins Stadion gegangen, schon als kleiner Junge. Das Westfalenstadion ist Wahnsinn. Auf der anderen Seite bin ich eigentlich immer für den Underdog. Aber ich kann nie und nimmer gegen den BVB sein. Nächste Frage bitte (lacht).
SPORT1: Auf dem Papier ist es natürlich eine klare Nummer. Was trauen Sie RWE zu?
Götze: Ich glaube auf keinen Fall, dass sie chancenlos sind. Es ist die erste Pokalrunde. Da ist immer alles möglich. Die großen Vereine und Bundesligisten haben - anders als der Drittligist - noch kein Pflichtspiel absolviert. Und das ist schon ein gewaltiger Unterschied zu einem Testspiel. Da musst du den Switch erstmal hinbekommen. Alles ist möglich.
SPORT1: Gerade auch wegen dem Faktor Hafenstraße?
Götze: Absolut. Das wird ein geiles Spiel. Und auch drumherum wird die Post abgehen. Fan-Freundschaft, Erinnerung an Frank Mill. Das wird ein Fußball-Fest.