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"Es gab kein persönliches Gespräch, keine Begründung"

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„So etwas hatte ich noch nie erlebt“

Oliver Kreuzer wurde 2023 vom KSC völlig unerwartet von seinen Aufgaben entbunden. Nun packt der Sportfunktionär bei SPORT1 exklusiv aus - und spricht außerdem über seine Zeit bei Bayern, Uli Hoeneß, Max Eberl und eine Entlassung von Lothar Matthäus.
Aus dem Nichts musste Geschäftsführer Oliver Kreuzer vor knapp zwei Jahren beim Karlsruher SC gehen. Im SPORT1-Interview bricht er sein Schweigen.
Oliver Kreuzer wurde 2023 vom KSC völlig unerwartet von seinen Aufgaben entbunden. Nun packt der Sportfunktionär bei SPORT1 exklusiv aus - und spricht außerdem über seine Zeit bei Bayern, Uli Hoeneß, Max Eberl und eine Entlassung von Lothar Matthäus.

Zwei Jahre lang war es still um Oliver Kreuzer. Nach seinem Aus als Geschäftsführer Sport beim Karlsruher SC zog sich der frühere Bayern-Verteidiger und langjährige Manager medial vollständig aus der Öffentlichkeit zurück.

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Keine Interviews, keine Einschätzungen, kein Kommentar zu seiner Zeit beim KSC.

Nun bricht der 59-Jährige sein Schweigen: Er hat SPORT1 zu sich nach Hause eingeladen und spricht exklusiv über sein abruptes Ende in Karlsruhe, den Wirbel um Nick Woltemade – und über Max Eberl beim FC Bayern.

KSC? „Kein persönliches Gespräch, keine Begründung“

SPORT1: Herr Kreuzer, wir müssen über Ihr Aus beim KSC sprechen. Was war da los?

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Oliver Kreuzer: Es war unglaublich, so etwas hatte ich noch nie erlebt. Mein Abschied in Karlsruhe war alles andere als schön. Normalerweise ist es doch so: Bleibt der Erfolg aus, wird irgendwann über Trainer oder Sportchef diskutiert. Aber damals lief es gut – wir standen auf Platz sieben. Der Präsident schickte mir zwei Stunden nach unserem Heimspiel gegen Braunschweig eine Mail, darin stand nur, dass ich abberufen bin. Ich wäre fast gegen die Leitplanke gefahren. Es gab kein persönliches Gespräch, keine Begründung. Das war extrem enttäuschend. Zwei Tage später hieß es am Telefon, dass ich nicht nur als Geschäftsführer abberufen, sondern auch freigestellt bin. Danach habe ich nie wieder etwas vom Verein gehört.

SPORT1: Gerade weil der KSC Ihr Verein ist, muss das besonders wehgetan haben.

Kreuzer: Absolut. Der KSC ist mein Heimatverein. Ich habe dort sieben Jahre gespielt, war 2010 schon einmal Sportchef und bin 2016 zurückgekommen. Ich habe die Phase des Stadionneubaus miterlebt, ohne mich wäre Liverpool nicht zum Eröffnungsspiel gekommen, das war nur möglich, weil der Chef der Agentur ein guter Freund von mir ist. Und dann kam dieses plötzliche Aus. Das tat einfach weh.

SPORT1: Sie haben damals auch Christian Eichner als Cheftrainer installiert.

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Kreuzer: Ja, wir haben überlegt, wie man ihn im Verein einbinden könnte. Anfangs war gar nicht klar, ob er wirklich Trainer werden wollte. Er wurde U17-Coach, dann Assistenztrainer, später holte ihn Mirko Slomka hoch. Nach dem Aus von Alois Schwartz war ich überzeugt, dass Christian der Richtige ist – und das hat sich bestätigt.

SPORT1: Heute sprechen Sie erstmals seit fast zwei Jahren wieder öffentlich. Warum jetzt?

Kreuzer: Nach meinem Aus hatte ich noch zwei Jahre Vertrag, da war es lange nicht möglich, sich öffentlich zu äußern. Jetzt fühle ich mich bereit, wieder etwas Neues anzupacken.

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SPORT1: Also wieder ein Job als Sportdirektor?

Kreuzer: Ich bin seit knapp einem Jahr frei, regelmäßig in Stadien unterwegs, fühle mich fit und jung, habe viel Erfahrung. Ich bin relativ offen – Priorität hat Deutschland, aber auch das Ausland ist denkbar. Meine Frau würde mich jederzeit begleiten. Ich habe ja schon in Österreich und in der Schweiz gearbeitet.

„Sechs Jahre in München, traumhaft“

SPORT1: Lassen Sie uns über Ihre Zeit beim FC Bayern von 1991 bis 1997 sprechen.

Kreuzer: Das war meine schönste und erfolgreichste Zeit als Spieler – sechs Jahre in München, traumhaft. Natürlich sind die Ansprüche dort extrem hoch, Titel sind Pflicht. Aber es war eine wunderbare, prägende Zeit.

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SPORT1: Wie kam der Wechsel zustande?

Kreuzer: KSC-Trainer Winfried Schäfer rief mich im Urlaub an: „Die Bayern wollen dich.“ Wir haben sofort abgebrochen, sind zurückgeflogen – für mich war klar, ich will zu Bayern. Zwei Wochen später war ich Spieler in München.

SPORT1: Was war der größte Unterschied zum KSC?

Kreuzer: Es war eine andere Welt: Strukturen, Größe, Abläufe. Vom beschaulichen Karlsruhe nach München – eine riesige Umstellung. Später im Management konnte ich viel davon nutzen.

SPORT1: Sie hatten damals Uli Hoeneß als Manager.

Kreuzer: Ja, er war sehr nah an der Mannschaft, hat Bayern vorgelebt. Sein Motto: „Du musst performen.“ Wenn du alles gibst, bekommst du alles zurück. Ich habe enorm viel von ihm gelernt und versucht, das in meinen Klubs umzusetzen.

SPORT1: Heute arbeitet Max Eberl als Sportvorstand bei Bayern. Wie sehen Sie ihn?

Kreuzer: Er hat es nicht leicht, kam in einer schwierigen Situation mit bestehenden Verträgen. So ein Umbruch, auch nach den Vorgaben des Aufsichtsrats, ist nicht einfach und braucht Zeit. Aber er macht einen richtig guten Job. Zusammen mit Christoph Freund passt das.

SPORT1: Früher hieß es: Wenn Bayern einen Spieler will, bekommt Bayern ihn. Heute ist das anders.

Kreuzer: Stimmt. Die Konkurrenz ist stärker geworden, die Finanzkraft anderer Vereine enorm gestiegen. Bayern ist in Deutschland noch das Maß aller Dinge, international nicht mehr.

„Woltemade ist der Verlierer“

SPORT1: Ein großes Thema war zuletzt der geplatzte Transfer von Nick Woltemade.

Kreuzer: Der VfB hat sich klar positioniert. Aber 75 Millionen Euro waren völlig überzogen. Woltemade ist ein guter Spieler, aber er hat noch kein internationales Spiel absolviert. Vor zwei Jahren spielte er noch in Elversberg. Das Bayern-Angebot war top – Woltemade ist der Verlierer, weil ihm der Wechsel verbaut wurde. Bayern ist sicher nicht der Verlierer.

SPORT1: Sie haben selbst schon einmal einen Spieler gehalten – Philipp Hofmann.

Kreuzer: Ja, drei Wochen vor Transferschluss wollte Bremen ihn. Aber er war unser Schlüsselspieler, Ersatz unmöglich. Also blieb er. Solche Entscheidungen gehören dazu.

SPORT1: Auf welchen Transfer sind Sie besonders stolz?

Kreuzer: Auf Marvin Wanitzek. Ihn für „kleines Geld“ zum KSC zurückzuholen, war ein Glücksfall. Heute ist Marvin der beste Spieler der Liga.

SPORT1: Ist der Job als Manager heute schwieriger als früher?

Kreuzer: Nein, die Themen sind die gleichen, das Aufgabengebiet etwas umfangreicher. Es ist nur mehr Geld im Umlauf, auch die Strukturen sind die gleichen. Es gibt nur mehr Geld, größere Ablösesummen. Auch früher gab es Berater und Beteiligungen, nur die Zahlen waren kleiner.

SPORT1: Welchen Rat würden Sie einem jungen Manager geben?

Kreuzer: Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen, in jungen Jahren macht man, wie ich auch, hier und da Fehler, lernt im Umgang mit Beratern - das muss jeder selbst durchlaufen.

„Trennung von Matthäus größter Fehler“

SPORT1: Gab es Entscheidungen, die Sie heute bereuen?

Kreuzer: Ja, absolut. Mein größter Fehler als Spieler war, dass ich den FC Bayern verlassen habe. Trapattoni setzte damals auf Jüngere wie Kuffour und Babbel, also ging ich. Das hätte ich nie tun dürfen – bei Bayern bekommst du immer deine Spiele. Und im Management war die Trennung von Lothar Matthäus in Salzburg (arbeitete 2006 bis 2007 als Co-Trainer von RB Salzburg; Anm. d. Red.) mein größter Fehler. Er hatte schon damals ein unglaubliches Fußballwissen. Heute würde ich das nicht mehr so machen.

SPORT1: Zum Schluss: Wird die Bundesliga langweilig, weil Bayern fast immer Meister wird?

Kreuzer: Nein. Es gibt immer Überraschungen. Bayern ist schwer zu schlagen, aber Leverkusen hat gezeigt, dass es möglich ist. Normalerweise wird Bayern Meister – das ist die Realität.