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"Würde mich am liebsten jeden Tag mit Bayern messen"

„Am liebsten täglich mit Bayern messen“

Nach Abstiegssorgen im Vorjahr sorgt Heiner Backhaus als neuer Braunschweig-Coach für Euphorie. Er orientiert sich unter anderem auf Film-Legende Rocky Balboa.
Heiner Backhaus hat im Sommer das Traineramt von Zweitligist Eintracht Braunschweig übernommen und den Fast-Absteiger zu neuer Stärke verholfen.
Nach Abstiegssorgen im Vorjahr sorgt Heiner Backhaus als neuer Braunschweig-Coach für Euphorie. Er orientiert sich unter anderem auf Film-Legende Rocky Balboa.

Vor wenigen Wochen noch in der Relegation zum Klassenerhalt gezittert, jetzt zwei Siege zum Ligaauftakt und beinahe zum Pokalsieger-Besieger aufgeschwungen: Heiner Backhaus hat sich in Braunschweig mit seiner Idee von attraktivem Offensivfußball und seiner bodenständigen, aber ambitionierten Art schon als neuer „Leitlöwe“ des zuvor strauchelnden Zweitligisten etabliert.

Mit der Ankunft des neuen Cheftrainers hat sich in Braunschweig viel verändert. Der 43-Jährige setzte sich unter anderem für einen Verjüngungsprozess des Kaders ein. „Wir haben aus einer der ältesten Mannschaften der Liga eine der jüngsten gemacht – in nur einer Transferperiode”, sagt Backhaus im exklusiven Interview mit SPORT1.

Er sei „wahnsinnig stolz auf die Entwicklung der Jungs. Sie übernehmen Verantwortung, entwickeln sich zunehmend und schlussendlich sind sieben Punkte schon eine gute Ausbeute aus den ersten vier Spielen“.

Beinahe hätte es sogar für eine furiose Pokalsensation gereicht: Die Löwen unterlagen dem Pokalsieger VfB Stuttgart nach einem offenen Schlagabtausch erst im Elfmeterschießen (11:12).

Obwohl sich die Löwen letztlich doch geschlagen geben mussten, resümierte Backhaus: „Das Pokalspiel hat uns auch nochmal sehr gutgetan. Wir haben gesehen, dass es, wenn wir alles geben, für jeden schwer werden kann. Wir sind in der Lage, Tore zu schießen, das ist auch immer wichtig für eine Mannschaft.“

„Möchte den Fußball sehen, für den ich eine Karte kaufen würde“

Der 43-Jährige verfolgt einen sehr offensiven Ansatz, wodurch seine Mannschaft bislang zu vielen Treffern kommt, defensiv aber ihre Schwächen aufweist. Zu seiner Idee, Fußball zu spielen, sagte der Ex-Profi: „Ich möchte den Fußball sehen, für den ich auch eine Karte kaufen würde. Das geht nur offensiv und nur mit Intensität.“

„Ich mache mir über mein Wirken gar keine Gedanken, ich bin einfach ich selbst. Ich glaube, es ist wichtig, einfach authentisch zu sein. Ich stehe für eine gewisse Art von Fußball, die natürlich auch Schwachstellen hat. Wichtig ist mir, dass wir alle, wenn wir Fehler machen, denselben Fehler machen und nicht elf individuelle Fehler“, führte er aus.

Backhaus erinnert an Film-Legende Rocky

Um zu beschreiben, welche Einstellung er von seiner Mannschaft erwartet, bezieht sich Backhaus gerne auf Filmzitate: „Es gibt ganz tolle Zitate, auch aus Hollywood-Filmen. Wenn man an Rocky denkt: ‚Es geht nicht darum, wie hart du zuschlägst. Es geht darum, wie hart du Schläge einstecken kannst und trotzdem weitermachst. So gewinnt man!‘“

„Es ist immer nur ein Zwischenstand vor dem Endergebnis, wenn man nicht in der Lage ist, sich zu schütteln und weiterzumachen, dann wird man sowas auch nicht schaffen“, verknüpfte der Trainer seine Interpretation des Zitats mit den Comeback-Fähigkeiten der Braunschweiger.

Diese bewiesen die Braunschweiger neben dem Pokalspiel gegen Stuttgart auch mit einem späten Siegtreffer am zweiten Spieltag gegen Fürth (3:2).

„Würde mich am liebsten jeden Tag mit Bayern messen“

Mit dem erfolgreichen Saisonstart hat der Chefcoach bei den Fans des BTSV spürbar Euphorie geweckt, Backhaus nimmt es jedoch ganz gelassen. Er selbst „kriegt das gar nicht so mit“, da er kein Social Media habe. Die einzige Bestätigung, die er brauche, sei, wenn seine „Jungs sich Woche für Woche belohnen“.

Passend hierzu fällt auch seine Selbstbeschreibung aus: „Bodenständig, ehrlich und - wenn man von Status spricht - bescheiden. Ich bin aber völlig unbescheiden, wenn es um Leistung geht. Ich bin nie zufrieden, ich würde mich am liebsten jeden Tag mit Bayern messen.“

Somit reift der Trainer trotz Vergangenheit beim Rivalen aus Hannover zum Publikumsliebling. Auch hierzu fand der Ex-Profi die passende Antwort für die Fans: „Ich habe 29 Minuten Fußball für Hannover 96 gespielt. Ich hatte zu Hannover nie eine emotionale Bindung. Es ist lange her und am Ende darf jeder auch mal Fehler machen (lacht)."