Neun Spiele, neun Tore: Der Überflieger der bisherigen Zweitliga-Saison spielt bei der SV Elversberg und hört auf den Namen Younes Ebnoutalib. Mit den Saarländern grüßt der Stürmer aktuell von der Tabellenspitze. An dem Erfolg hat der 22-Jährige einen großen Anteil.
2. Bundesliga: Wo kommt plötzlich dieser Überflieger her?
Top-Torjäger aus dem Nichts
Drei Doppelpacks und einen Dreierpack jüngst bei der 6:0-Party gegen die SpVgg Greuther Fürth schnürte Ebnoutalib in den vergangenen Wochen. Es ist der vorläufige Höhepunkt eines rasanten Aufstiegs in seiner Karriere, die eigentlich nie geplant war.
Vater gewinnt Silber bei Olympia in Sydney
In der Jugend lag sein Fokus auf dem Kampfsport. Sein Vater Faissal nahm ihn mit zum Taekwondo und Ebnoutalib stellte sein Talent unter Beweis. Schließlich reichte es für ihn bis zum Schwarzen Gürtel.
Das Kämpfer-Gen liegt in der Familie. Faissal Ebnoutalib stammt aus Marokko, aber ließ sich 1996 einbürgern, um Teil der deutschen Nationalmannschaft zu werden. Er nahm daraufhin im Jahr 2000 bei den Olympischen Spielen für Deutschland im Taekwondo teil und gewann sensationell die Silbermedaille. Im Anschluss daran wurde er für seine Leistung vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder ausgezeichnet.
Erst mit 14 Jahren im Fußballverein
Drei Jahre nach dem großen Erfolg kam Younes zur Welt und spielte in seiner Jugend lediglich auf der Straße zusammen mit seinen Freunden Fußball. Erst im Alter von 14 Jahren konnte er seinen Vater dazu überreden, ihn in einem Fußballverein anzumelden.
Ebnoutalib überzeugte auch in der neuen Sportart sofort und wechselte nach Stationen beim SV 07 Heddernheim und der SG Rot-Weiss Frankfurt 2019 in die Jugend von Wehen Wiesbaden. Doch es folgte ein erster Rückschlag, denn nach nur einem Jahr ging es zurück nach Frankfurt.
Arbeitslos nach Vertragsauflösung
Der Stürmer steckte nicht auf und entschied sich 2022 für einen in diesem Alter außergewöhnlichen Schritt: Er wechselte nach Italien in die U19 der AC Perugia und erzielte in der Saison 2022/23 vier Treffer und gab drei Vorlagen.
Sein Vertrag verlängerte sich nach einem Jahr automatisch aufgrund einer Regel im italienischen Fußball um fünf Jahre. Allerdings durfte er für die Profis nur einmal spielen, da er nicht fließend Italienisch sprechen konnte. Nach einem Mittelfußbruch wurde sein Arbeitspapier endgültig aufgelöst und Ebnoutalib war erst einmal arbeitslos.
Elversberg-Boss kann sein Glück nicht fassen
Im Sommer 2024 kam dann die Anfrage des Regionalligisten FC Gießen, der ihn unter Vertrag nahm. In der Hinrunde schoss der Stürmer sechs Treffer und gab zwei Assists.
„Wir sind schon bei seinen ersten Spielen für den FC Gießen auf Younes aufmerksam geworden, haben sofort großes Potenzial in ihm gesehen und waren sehr früh angetan“, berichtete zuletzt SVE-Geschäftsführer Ole Book im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau und fügte hinzu: „Mein engster Mitarbeiter David Blacha war dann fast bei jedem Regionalligaspiel der Gießener vor Ort.“
Es sollte sich als der richtige Riecher herausstellen. Book suchte schnell den Kontakt zu Ebnoutalibs Berater und holte den Stürmer bereits im Januar 2025 nach Elversberg. Der SVE-Boss konnte sein Glück gar nicht fassen: „Es ist außergewöhnlich, dass ein junger Spieler mit diesem rohen Talent vorher durch alle Raster gefallen ist.“
Ebnoutalib muss Asllani-Abgang kompensieren
Book erinnerte sich, dass Ebnoutalib nach seiner Ankunft noch „ein paar Feinheiten“ fehlten und er eine gewisse Zeit gebraucht habe, um sich an das Niveau des Zweitligisten zu gewöhnen. Dabei halfen ihm zum einen die Co-Trainer vom damaligen Trainer Horst Steffen sowie ein besonderer Teamkollege, der momentan in der Bundesliga für Furore sorgt: „Younes hat sich auch einiges bei Fisnik Asllani abgeguckt.“
Dieser war von der TSG Hoffenheim ausgeliehen und kehrte im vergangenen Sommer zurück zu seinem Stammverein - mit großem Erfolg. In der aktuellen Bundesliga-Saison traf der 23-Jährige bereits viermal und legte zusätzlich einen Treffer auf.
Seit seinem Abgang ist es die Aufgabe von Ebnoutalib, ihn zu ersetzen - und das gelingt ihm bisher bravourös. Dass es so schnell funktioniert, überraschte auch Book. Schließlich absolvierte der Angreifer in der vergangenen Rückserie nur vier Spiele und kam auf lediglich 44 Einsatzminuten.
Torjäger im Visier von Bundesligisten
„Wir waren vor der Saison alle überzeugt, dass er richtig gut wird, dass er Tore schießt“, erklärte der SVE-Boss, der zugleich gestand: „Aber dass es so schnell geht? Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich das vorausgesehen habe.“
Book beschreibt seinen 1,91 Meter großen Stürmer als eine tolle Mischung: „Er ist groß, schnell, kann viel laufen, kann gut dribbeln und hat einen sehr guten Abschluss.“
Seine Entwicklung ist anderen Klubs ebenfalls aufgefallen, weshalb es schon jetzt heißt, dass einige Bundesligisten Ebnoutalib, der noch einen Vertrag bis 2028 hat, im kommenden Sommer verpflichten wollen. Laut der Bild-Zeitung fordert Elversberg bis zu acht Millionen Euro Ablöse.
Das Kämpfer-Gen als Trumpf für die Karriere
Book wird seinen Torjäger nicht einfach ziehen lassen, denn er weiß ganz genau, was er an ihm hat. Zugleich weiß auch der 22-Jährige es zu schätzen, dass ihm die SVE die Möglichkeit auf Profifußball gegeben hat.
„Er ist ein fleißiger Junge, der dankbar für die Chance ist, die er bekommen hat. Er hat es gelernt, hart zu arbeiten und sich durchzubeißen. Ihm wurde nichts auf dem Silbertablett serviert in seiner bisherigen Karriere“, stellte Book klar.
Ebnoutalib hat in der Vergangenheit unter Beweis gestellt, dass ihm das Kämpfer-Gen von seinem Vater in die Wiege gelegt wurde und dies zeigte er sowohl bereits in der Jugend beim Taekwondo als auch heutzutage beim Fußball. Sein rasanter Weg nach oben scheint definitiv noch nicht beendet zu sein.