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Die Klublegende, die sie "Magic" nannten

Der Mann, den sie „Magic“ nannten

Gunther Metz machte als Lauterer Eigengewächs ausgerechnet beim großen Rivalen Karlsruher SC Karriere. Vor dem Derby am Wochenende blickt die Klublegende bei SPORT1 auf emotionale Duelle und Enttäuschungen zurück.
Gunther Metz spricht über seine Vergangenheit beim Karlsruher SC und beim FC Kaiserslautern. Er blickt auf seine Karriere zurück und freut sich auf das kommende Südwest-Derby.
Gunther Metz machte als Lauterer Eigengewächs ausgerechnet beim großen Rivalen Karlsruher SC Karriere. Vor dem Derby am Wochenende blickt die Klublegende bei SPORT1 auf emotionale Duelle und Enttäuschungen zurück.

Lautes Hundegebell, als die Klingel ertönt. Dann öffnet sich die schwere Holztür, und Gunther Metz steht da - die Hände leicht verschränkt, ein verschmitztes Lächeln im Gesicht.

Der frühere Bundesliga-Profi, heute Winzer aus Leidenschaft, empfängt SPORT1 auf seinem Weingut vor den Toren Kaiserslauterns - wenige Tage vor dem großen Derby am Samstag zwischen dem Karlsruher SC und dem 1. FC Kaiserslautern (ab 13 Uhr im LIVETICKER). Zwei Vereine, die sein Leben geprägt haben wie kaum etwas anderes.

Beim FCK schafft er den Sprung zu den Profis

Im Büro liegen alte Bilder aus seiner Karlsruher Zeit, ein Trikot der Roten Teufel und eines vom KSC. Im Schrank steht ein alter Bierkrug mit dem FCK-Logo.

Metz, geboren im rheinhessischen Alzey nahe Kaiserslautern, war einst ein Lauterer Bub – und ist heute Rekordspieler des KSC. Am Betzenberg erfüllte er sich seinen Traum vom Profifußball.

Unter Trainer Hannes Bongartz schaffte er in der Saison 1986/87 den Sprung zu den Profis. Doch es blieb bei diesem einen Jahr in der Pfalz – der Verein trennte sich von ihm, weil die Leistungen nicht ganz passten, wie Metz rückblickend erzählt. „Ich wäre nie von Lautern weggegangen, wenn sie mich nicht weggeschickt hätten“, sagt er mit einem milden Lächeln: „Ich bin Rheinhesse, obwohl ich an der Grenze zur Pfalz wohne.“

Ein Spitzname mit Geschichte

Sein Weg führte ihn 1987 nach Karlsruhe - und dort begann eine lange, erfolgreiche Ära. Das Interesse von Fortuna Düsseldorf ließ ihn damals kalt: „Ich war schon immer bodenständig und wollte in der Heimat bleiben.“

Zwölf Jahre lang trug der Defensivspezialist das Trikot des KSC, war 1994 zusammen mit Oliver Kahn, Jens Nowotny und Dirk Schuster Teil der Mannschaft, die sensationell ins Halbfinale des UEFA-Pokals vorstieß.

„Ich habe in Karlsruhe eine zweite Heimat gefunden“, sagt er. „Da war alles dabei - Europapokal, Pokalfinale, viele großartige Spiele.“ Damals spielte Metz mit Thomas Hengen zusammen, dem heutigen FCK-Boss.

Unvergessen bleibt auch sein Spitzname: „Magic Metz“. Woher der kam? „Ich habe mal ein Tor gegen Werder Bremen in Karlsruhe erzielt - und weil ich sonst kaum getroffen habe, stand plötzlich Magic auf der Anzeigetafel“, erinnert er sich und lacht: „Seitdem begleitet mich der Name.“

Metz: „Das war bitter, aber…“

Wenn Metz heute an das Derby zwischen dem KSC und dem FCK denkt, zieht es ihn gedanklich zurück nach Berlin, ins Pokalfinale 1996: „Am Ende wurde Lautern leider Pokalsieger. Das war bitter, aber dennoch ein großartiges Erlebnis.“

Noch stärker im Gedächtnis geblieben ist ihm jedoch die Atmosphäre im Fritz-Walter-Stadion: „Die Westkurve, das war für mich immer Gänsehaut pur. Schon, wenn wir mit dem Mannschaftsbus hochgefahren sind, kribbelte es. Ich kannte viele Leute dort, bin ja aus der Region. Wenn du als KSC-Spieler da reingelaufen bist, war das schon besonders.“

Ein Tor, das unvergessen bleibt

Die Duelle zwischen dem KSC und dem FCK waren stets hochemotional – auf dem Platz wie daneben. „In den ersten 15 Minuten hat’s meistens gleich geknallt“, sagt Metz. „Da ging’s rein - körperlich, intensiv, aber immer fair.“ Auch abseits des Rasens ging es nicht immer ruhig zu. „Wenn die Sonderzüge ankamen, war’s schon mal brenzlig. Aber im Stadion - das war pure Emotion. Diese Farben, diese Lautstärke – das bleibt.“

An ein Spiel – am 3. Mai 1991 – erinnert er sich besonders lebhaft: „Heimspiel am Betzenberg, es war die 99. Minute, Stefan Kuntz köpft das 3:2 – Wahnsinn! Solche Momente vergisst du nicht.“ Auch wenn Gunther Metz damals als KSC-Profi auf der anderen Seite war – und gar nicht selbst auf dem Platz stand – ist ihm dieses Spiel bis heute in Erinnerung geblieben. Und natürlich auch sein eigenes Tor im KSC-Trikot gegen den FCK: „Das war etwas ganz Besonderes, als Ex-Lauterer gegen Lautern zu treffen.“

Trauriges Ende als Profi am Betzenberg

Das Ende in Kaiserslautern war weniger schön. „Der damalige FCK-Boss Jürgen Friedrich sagte mir einfach, dass ich keinen neuen Vertrag bekomme. Das hat schon wehgetan“, erzählt Metz.

„Ich hatte keinen Spielerberater, wusste gar nicht, wie’s weitergeht. Aber ich hatte Glück - über Dietrich Weise und Winnie Schäfer kam ich damals zum KSC. Das war Schicksal.“

Nach der aktiven Karriere blieb Metz dem Fußball treu. Er kehrte 2001 nach Kaiserslautern zurück, arbeitete zunächst als Co-Trainer der U21 und war anschließend bis 2017 Jugendtrainer der U19.

Metz: „Mehr als ein Spiel“

Heute verfolgt er das Geschehen aus einer gewissen Distanz – aber immer noch mit Leidenschaft. „Das Derby ist mehr als ein Spiel. Da geht’s um Heimat, Identität und Stolz. Das spürt man in jeder Faser.“

2017 unterschrieb er einen Vertrag als Co-Trainer beim Deutschen Fußball-Bund, da er keine A-Lizenz besitzt. Nachdem er bei der U18, U19 und U20 tätig war, arbeitet Metz seit 2021 wieder als Co-Trainer der deutschen U18.

Ein Rückkehr als Trainer denkbar

Ob er sich noch einmal eine Rückkehr auf die Trainerbank vorstellen könnte? Metz zögert kurz, dann schmunzelt er: „Als Fußballer hatte ich die schönste Zeit meines Lebens. Ich würde nie sagen, dass das Thema für mich durch ist.“

Und wer in dieser Saison die Nase vorn haben wird? Metz bleibt diplomatisch. „Beide haben gute Chancen. Der KSC ist eingespielter, Lautern hat sich gut verstärkt. Mein Traum wäre, dass beide nächstes Jahr in der 1. Liga spielen.“

Respekt für „Magic Metz“

Welche Botschaft hätte „Magic-Metz“ an die Fans oder die Mannschaft vor dem Spiel? „Für mich war es immer etwas Besonderes, wenn die Menschen respektiert haben, dass ich bis zum Schluss alles gegeben habe.“

Und weiter: „Sowohl in Kaiserslautern als auch beim KSC habe ich diese Akzeptanz gespürt und kann mich da immer blicken lassen - die Fans haben mich gefeiert, geklatscht, und das waren Momente, die ich nie vergesse. Als Trainer oder Co-Trainer würde ich genau dasselbe erwarten: Einsatz, Respekt und Hingabe.“

Metz ist glücklich mit seinem Leben, das spürt man. Sein Blick wendet sich wieder über die Weinreben seiner Pfälzer Heimat. Zwei Vereine, ein Leben dazwischen - und ein Mann, der nie vergessen hat, woher er kommt: „Magic“ Metz, der Winzer mit den zwei Klubs im Herzen.