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Schalke 04: Den Albtraum abgeschüttelt - Karius zurück im Rampenlicht

Karius zurück im Rampenlicht

Acht Jahre nach dem Albtraum von Kiew steht Loris Karius wieder im Mittelpunkt. Auf Schalke hat der 32-Jährige nicht nur sein Selbstvertrauen, sondern auch seinen Platz im Fußball zurückgewonnen.
Lloris Karius bleibt dem FC Schalke 04 erhalten und wird in der kommenden Saison als Nummer Eins zwischen den Pfosten stehen.
Acht Jahre nach dem Albtraum von Kiew steht Loris Karius wieder im Mittelpunkt. Auf Schalke hat der 32-Jährige nicht nur sein Selbstvertrauen, sondern auch seinen Platz im Fußball zurückgewonnen.

Er steht wieder im Rampenlicht – und dieses Mal, weil er abliefert. Loris Karius hat beim FC Schalke 04 eine sportliche Wiedergeburt erlebt, wie sie kaum jemand für möglich gehalten hätte.

Nach Jahren der Enttäuschungen, des Spottes und der Vereinslosigkeit ist der 32-Jährige heute einer der Garanten für Schalkes Höhenflug in der 2. Bundesliga.

Neun Spieltage, nur fünf Gegentore. Die Schalker Defensive steht so stabil wie seit der Saison 1971/72 nicht mehr. Und mittendrin: Karius, der die Zweitliga-Tabelle plötzlich wieder aus der Perspektive eines Aufstiegskandidaten erlebt.

„Ich spiele gut und bin zufrieden. Es macht mir unheimlich viel Spaß“, gab Karius jüngst zu Protokoll und zog ein positives Fazit: „Ich bin einfach dankbar, das Woche für Woche erleben zu dürfen. Umso schöner, wie es läuft.“

Seinem Trainer ergeht es ähnlich. „Wir sind sehr, sehr froh, dass wir ihm vor vier Monaten in einer Phase, in der nicht viel Vertrauen da war, dieses ausgesprochen haben“, sagte Miron Muslic. „Er hat es eindrucksvoll zurückgezahlt.“

Vom Champions-League-Finale zur Arbeitslosigkeit

Um zu ergründen, warum diese Entwicklung sehr überraschend kommt, muss man sieben Jahre zurückblicken. Der 26. Mai 2018 wurde für Karius zum bittersten Abend seiner Karriere.

Im Champions-League-Finale zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid unterliefen dem deutschen Torhüter zwei folgenschwere Fehler, die das Spiel entschieden.

Erst nach dem Spiel kam heraus, dass Karius kurz nach einem Zusammenstoß mit Sergio Ramos unter einer Gehirnerschütterung litt.

Ärzte bestätigten später, dass seine Wahrnehmung in entscheidenden Momenten beeinträchtigt gewesen sein könnte.

Doch die Bilder seiner Patzer waren da schon um die Welt gegangen. Karius wurde zum Symbol des Final-Dramas.

Stationen in Istanbul, Berlin und Newcastle endeten in der Folge jeweils mit Enttäuschungen. Im Sommer 2024 stand der gebürtige Schwabe ganz ohne Verein da. Kein Angebot aus Deutschland, nur lose Kontakte ins Ausland.

Manga holte Karius zu Schalke

Dass Karius heute wieder strahlt, hat Schalke einem Mann zu verdanken, der selbst nicht mehr bei den Knappen arbeitet: Ben Manga, der Ex-Kaderplaner, zog den Torwart aus der Fußball-Versenkung.

„Mir war es egal, dass ihn niemand auf dem Zettel hatte. Wir wussten, welche Qualitäten und welche Persönlichkeit er hat. Das war genau das, was die Mannschaft gebraucht hat“, verriet Muslic heute rückblickend auf Nachfrage der Bild.

„Karius gibt der Mannschaft Sicherheit, er hält teilweise unhaltbare Bälle und macht kaum Fehler. Er ist erfahren, das merkt man“, lobte Schalke-Legende Olaf Thon im Interview mit ran.de.

Beim jüngsten 3:0-Sieg in Hannover war Karius erneut der sichere Rückhalt, absolvierte sein viertes Zu-Null-Spiel der Saison und dirigierte die Abwehr mit einer Selbstverständlichkeit, die er jahrelang verloren hatte.

„Ich fahre jeden Tag mit einem Lachen zum Training. Es macht Spaß, mit dieser Mannschaft und diesem Trainerteam zu arbeiten“, zitierte der WDR Karius.

Vom Symbol des Scheiterns zur Leitfigur

Vor sieben Jahren war er das Gesicht einer Niederlage. Heute steht er für Wiederaufbau und Hoffnung.

Ausgerechnet bei Schalke – einem Klub, der selbst durch schwere Zeiten ging. Der Wiederaufstieg scheint plötzlich keine Fantasie mehr zu sein, sondern ein realistisches Ziel.

„Ein Fußballverein braucht einen starken Sportvorstand und einen starken Rückhalt – und den haben wir in Karius gefunden“, so Thon.

Loris Karius hat sein Glück wiedergefunden – ausgerechnet dort, wo Leidenschaft viel wichtiger ist als der Glanz eines Champions-League-Finals: im Schalker Tor.