Unter Jürgen Klopp erlebte Neven Subotic eines der erfolgreichsten Jahre bei Borussia Dortmund. Er wurde dort zweimal Deutscher Meister, einmal Pokalsieger und Finalist der Champions League. 2022 erklärte der ehemalige serbische Nationalspieler sein Karriereende.
Wie Klopp eine BVB-Legende prägte
Seitdem kümmert sich Subotic vor allem um eines: Menschen in Ostafrika den Zugang zu Trinkwasser und sanitären Anlagen zu ermöglichen. Der Ex-Profi ist Gründer, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer seiner Stiftung Well:fair, die er bereits 2012 gründete.
Im Gespräch mit Business-Coach Mounir Zitouni redet Subotic über die Motivation des Helfens, was die Zeit als Flüchtling mit ihm gemacht hat, er sagt, was ihm bei anderen Stiftungen fehlt, wie er sich persönliche Hilfe sucht, um sich weiterzuentwickeln und wieso Jürgen Klopp so ein besonderer Mensch für ihn ist. Ein Gespräch über Selbsterkenntnis, Gerechtigkeit und Mut.
Subotic: Dem BVB fehlt aktuell die Stabilität
Natürlich erinnert sich Neven Subotic immer noch gerne an die erfolgreiche Zeit in Dortmund zurück. Er liebt Dortmund, auch deshalb hat er die Stadt zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht.
„Die Stabilität in Dortmund hat mir damals wirklich gutgetan. Mit einem Trainer, der mir vertraut, in einem Verein, den ich nicht verlassen hätte für alles auf der Welt. Ich habe mir in der Zeit, als ich bei Dortmund war unter Jürgen Klopp, niemals ein anderes Angebot angehört. Ich habe mir gesagt, es ist mir egal, was es da draußen gibt. Das passt einfach… Das ist dann mit dem Abgang von Klopp hier aufgelöst worden. Es gab Unsicherheiten mit jedem Trainer, der danach kam. Bis heute hat man nicht zur Stabilität gefunden“, so Subotic.
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Subotic wird beinahe überschwänglich, wenn er über das Team mit Robert Lewandowski, Ilkay Gündogan oder Nuri Sahin redet.
„Das war eine Wunschsituation, die sich in Dortmund herauskristallisiert hat, die so besonders war. A wegen des Vertrauensverhältnisses zum Trainer, B wegen der Mannschaft. Die Charaktere, die wir hatten... Das waren nicht Schönfußballer, sondern wir haben alle geackert. Damit kann ich mich total identifizieren… Ein zusätzlicher Reiz war, dass man hier Geschichte schreibt, dass man etwas Besonderes schafft. Ich bin ja gekommen, als der Verein fast abgestiegen war. Und innerhalb von drei, vier Jahren wurden wir Deutscher Meister. Das ist eine Geschichte, die wollte ich nicht beenden, sondern hätte ich am liebsten noch gerne viele Jahre mitgeprägt.“
Subotic erklärt sein Engagement in Ostafrika
2012 gründete Subotic bereits seine Stiftung, die sich in Ostafrika um den Zugang zu Trinkwasser kümmern wollte. „Wasser und Sanitäranlagen, das ist die Lebensgrundlage für jeden Menschen in der Welt. Das ist das, was mich am meisten treibt. Es geht um Verantwortung für die Zukunft. Wie soll die Zukunft aussehen? Welche Rolle spiele ich, meine Mitmenschen? Mit welchem Verständnis gehen wir in die Zukunft? Die Zukunft der Welt soll nicht darauf hinauslaufen, dass es hier immer besser geht oder Sachen günstiger werden auf Kosten von anderen, sondern dass sich das ausgleicht“, sagt Subotic, der mittlerweile schon über 500 Projekte in Afrika abgeschlossen und 15 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angestellt hat.
Wie ist der Blick auf andere Initiativen, gerade von Fußballklubs, die helfen wollen? „Bei Vereinen sehe ich da den Optimierungsbedarf“, sagt Subotic. „Bei Fußballern würde ich mir einfach wünschen, dass sie mehr Geld in die Organisationen stecken, die Professionalisierung voranbringen und auch Zeit investieren. Ich finde es schon in Ordnung, wenn jemand seinen Namen hinter was stellt und sagt, einen Tag in der Woche kümmere ich mich drum. Es geht um die Verbindung mit der Sache.“
Klopp? „Etwas, was mich bis heute auch prägt“
Wie ihm seine Zeit als Fußballer heute hilft? Subotic muss schmunzeln. „Wenn sich jemand an die Grätsche im Champions-League-Finale erinnert, wo Bayern fast das Tor schießt und ich noch den Ball weggrätsche… Das ist so ein Sinnbild. Ich gehe immer noch den Extrameter. Jemand sagt mir, das ist gut, aber dann denke ich, wie man das noch besser machen kann.“
Und Klopp, was ist von dem Kulttrainer hängengeblieben? „Er sagte immer: Die anderen können laufen, aber wir laufen mehr. Es ist egal, was sie machen, wir machen mehr. Wir machen mehr in der Vorbereitung, wir machen mehr im Training. Und wenn dann der Spieltag kommt, dann können die vielleicht einmal, zweimal oder dreimal mitlaufen, aber irgendwann können sie nicht mehr. Das kann ich beeinflussen: meinen Arbeitsethos, wie viel Zeit ich investiere, mit welchem Fokus ich ins Training gehe. Das ist 100 Prozent beeinflussbar. Und das ist etwas, was mich bis heute auch prägt.“
Mounir Zitouni (54) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Führungskräfte und Teams in puncto Leadership, Kommunikation und Teamentwicklung. Der ehemalige Profifußballer (OFC, SV Wehen, FSV Frankfurt, Esperance Tunis) hat die Autobiographie von Dieter Müller geschrieben und im Buch „Teams erfolgreich führen“ (Metropolitan-Verlag, 2024) die Erkenntnisse aus den Gesprächen im Podcast LEADERTALK zum Thema Leadership zusammengefasst.