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Mit seinem Tod verlor nicht nur der Fußball-Osten eine seiner größten Legenden

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Der legendärste Torjäger der DDR

Joachim Streich war Rekordspieler und -torjäger der DDR - als Gegenspieler gefürchtet, als Mensch geliebt. Heute vor drei Jahren ist er verstorben.
Joachim Streich im WM-Jahr 1974
Joachim Streich im WM-Jahr 1974
© IMAGO / Kicker/Eissner
Joachim Streich war Rekordspieler und -torjäger der DDR - als Gegenspieler gefürchtet, als Mensch geliebt. Heute vor drei Jahren ist er verstorben.

Vom reinen Körpermaß her ist Joachim Streich, nur 1,73 Meter groß, nie so richtig herausgestochen. Doch mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten auf dem Fußballplatz überragte er alle.

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Heute vor drei Jahren starb der größte Torjäger und vielleicht beste Spieler des DDR-Fußballs: Joachim Streich, der Mann, den man liebevoll den „Gerd Müller des Ostens“ nannte.

229 Tore erzielte Streich in 378 Spielen in der DDR-Oberliga für den 1. FC Magdeburg und Hansa Rostock spielte. Mit 102 Länderspielen ist er Rekordnationalspieler, mit 55 Toren Rekordtorschütze der DDR-Auswahl, 2021 wurde er in die Hall of Fame des deutschen Fußballs aufgenommen. SPORT1 blickt zurück auf eine große Karriere.

Streich stellte Rekorde für die Ewigkeit auf

Dass Streich einmal ein ganz Großer werden würde, zeichnete sich früh ab. Am 13. April 1951 in Wismar geboren, seine Mutter arbeitete als Krankenschwester in der Betriebspoliklinik der Werft, sein Vater war Kraftfahrer.

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Joachim Streich begann mit sechs Jahren bei der BSG Aufbau Wismar mit dem Fußball - und er trieb seine Karriere früh ehrgeizig voran. Als 16-Jähriger wechselte er 1967 auf eigene Faust und ohne das sonst übliche Delegierungsverfahren zum FC Hansa Rostock, dem großen Aushängeschild der Region.

Streichs Talent war offensichtlich. 1969 debütierte er in der Junioren-Nationalmannschaft der DDR, auch bei Hansa etablierte er sich auf Top-Niveau. In den Spielzeiten 1971/72 und 1972/73 traf kein Rostocker Spieler öfter als er.

Seine letzte Saison bei Hansa 1974/75 endete bitter: Mit einem verschossenen Elfmeter im letzten Punktspiel der Saison besiegelte er den Abstieg Rostocks aus der Oberliga. Doch das tat Streichs Aufstieg keinen Abbruch.

Nach 141 Einsätzen und 58 Toren wechselte er zum 1. FC Magdeburg - und war dort noch erfolgreicher. An der Elbe schrieb er gar Vereinsgeschichte: 321 Spiele, geschossene 223 Treffer und drei Siege im FDGB-Pokal. Zwischen 1983 und 1985 war Streich nicht zu stoppen, er führte sein Team als Kapitän an und wurde viermal Torschützenkönig der Oberliga. Kein Stürmer war vor dem gegnerischen Gehäuse so eiskalt wie er.

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Ausgerechnet im berühmtesten DDR-Spiel auf der Bank

Sein Spitzname „Strich“, den er neben „Gerd Müller des Ostens“ besaß, kam nicht von ungefähr. Streichs Abschlüsse zischten wie ein Strahl ins Netz, im Ausland war er wegen seiner Schusskraft und Schlitzohrigkeit gefürchtet. Dass ihm zu Hause mancher Journalist oder Funktionär angeblich fehlende Laufmeter vorwarf, lächelte er mit Verweis auf seine Tore jedes Mal locker weg.

Nicht minder erfolgreich war Streich in der Nationalmannschaft: 102 Länderspiele, 55 Tore – herausragende Zahlen, die ihn zum DDR-Rekordhalter machten. Bei den Olympischen Spielen 1972 gewann er die Bronzemedaille, zwei Jahre später erzielte er gegen Australien das erste WM-Tor der DDR-Geschichte.

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Kurios: Ausgerechnet beim legendären 1:0-Sieg gegen die BRD bei der WM 1974 in Westdeutschland saß Streich nur auf der Bank. Trainer Georg Buschner bot aus taktischen Gründen einen Stürmer weniger auf - es traf Streich, der beim vorherigen Gruppenspiel gegen Chile von einer Erkältung geschwächt nicht in Topform war.

Weiterer Wermutstropfen: Den historischen Olympiasieg der DDR 1976 in Montréal verpasste Streich wegen eines Schlüsselbeinbruchs.

Tod unter tragischen Umständen

Streich war im Fußball-Osten nicht nur wegen seiner Tore enorm beliebt: Er war ein bodenständiger Spieler, mit dem sich die Fans identifizieren konnten. Kein Selbstdarsteller, kein Lautsprecher, immer ein normaler Mensch, der sich über seine Taten auf dem Platz definierte. Als er einmal nach einem Spiel gegen England sein Trikot mit einem Gegenspieler tauschte, stellte er es nicht in die Vitrine, er trug es beim Streichen seines Bungalows. Ein Symbolbild.

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Nach seiner Spielerkarriere wechselte Streich 1985 an die Seitenlinie des FCM - mit ebenso großem Erfolg. Er führte die Elbstädter zweimal in den UEFA-Pokal, scheiterte aber 1990 knapp an der letzten DDR-Meisterschaft. Danach ging er zu Eintracht Braunschweig, kehrte aber 1991 als Trainer nach Magdeburg zurück. Doch der Erfolg blieb im Laufe der Zeit aus, neun Monate später war Schluss. Danach engagierte er sich im Verwaltungsrat der Klubs und blieb den Magdeburgern als Fan treu.

Als Streich älter wurde, machte ihm seine Gesundheit zu schaffen. Er litt an einem Myelodysplastischen Syndrom - ein Begriff für eine ganze Reihe von Erkrankungen des Knochenmarks, bei denen im Körper zu wenig funktionstüchtige Blutzellen gebildet werden. Die Diagnose habe er schon lange vor seinem Tod gehabt, verriet Streich einmal der Bild. Aber er versuche „positiv damit umzugehen. Abgesehen davon, dass ich mich oftmals schlapp fühle, gelingt mir das ganz gut“. Vorübergehend wurde Streichs Blut durch Transfusionen in Magdeburg erneuert.

Ein Arzt riet ihm aber dann zu einer Stammzelltransplantation. Das Problem dabei: „Alles war vorbereitet, ich war schon auf Station“, berichtete Streich im März 2022: „Doch dann kam eine Lungenentzündung dazwischen. Ich musste wieder entlassen werden. Das waren sehr schlimme Tage für mich“, sagte er damals und starb wenig später. In Erinnerung bleiben wird Streich für immer.