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Werner Lorant: Am Ende leider allein

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Werner Lorant: Am Ende leider allein

Werner Lorant war eine der prägendsten Figuren im deutschen Fußball. SPORT1-Reporter Reinhard Franke erinnert sich an besondere Begegnungen mit dem Charakterkopf, der sich bis zum Ende treu geblieben ist.
Werner Lorant etabliert 1860 München einst in der Bundesliga und führt die Löwen bis in den UEFA-Cup. Er gilt als streitbarer, aber charismatischer Typ, der seine Spuren im deutschen Fußball hinterlassen hat.
Werner Lorant war eine der prägendsten Figuren im deutschen Fußball. SPORT1-Reporter Reinhard Franke erinnert sich an besondere Begegnungen mit dem Charakterkopf, der sich bis zum Ende treu geblieben ist.

Der deutsche Fußball trauert um Werner Lorant, der am Sonntag in Wasserburg am Inn im Alter von 76 Jahren gestorben ist. Auch ich musste erst einmal schlucken, als ich die Nachricht erfuhr.

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Mit dem Tod des einstigen Trainers von 1860 München verliert der deutsche Fußball eine seiner prägendsten, eigenwilligsten und aufrichtigsten Persönlichkeiten – und viele Menschen, die ihm begegnen durften, verlieren mehr als nur einen Trainer: Sie verlieren einen Menschen mit Haltung, Humor und Tiefgang.

Für mich persönlich ist diese Nachricht besonders bewegend. Ich hatte das seltene Glück, Lorant zweimal ganz privat zu treffen – nicht im Stadion, nicht im Rampenlicht, sondern in Waging am See, auf dem Campingplatz, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte.

Lorants Spuren im Fußball sind unvergessen

Dort war er nicht der „Feuerkopf“ an der Seitenlinie, nicht der kompromisslose Schleifer, wie ihn viele aus den Medien kannten – sondern ein ruhiger, aufgeschlossener Mann mit wachem Blick, einem leisen Lächeln und einem feinen Gespür für das Leben und seine leisen Töne.

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In diesen Momenten zeigte sich ein anderer Werner Lorant: Ein Mensch, der viel erlebt, viel gewonnen, aber in den vergangenen Jahren auch einiges verloren hatte und sehr einsam war – doch damit auf seine ganz eigene Weise Frieden geschlossen hatte. Seine Spuren im deutschen Fußball sind unvergessen.

Der gelernte Maler und Anstreicher, ältestes von sieben Kindern eines Maurers, gewann mit Eintracht Frankfurt zu Anfang der 1980er-Jahre den UEFA-Cup und den DFB-Pokal. Mit 1860 München prägte „Werner-Beinhart“, wie er aufgrund seiner Kompromisslosigkeit genannt wurde, zwischen 1992 und 2002 eine Ära.

Lorant führt 1860 München nach Europa

Er führte den Verein innerhalb zweier Jahren von der damals drittklassigen Bayern-Liga in die Bundesliga - und von dort auf den 7. Platz, was zur Qualifikation für den UEFA-Cup reichte.

In der Saison 2000/01 spielten die Sechziger unter Lorant sogar in der Champions-League-Qualifikation, unterlagen dort aber Leeds United.

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Nach seiner Entlassung bei den Löwen, bei denen er zur Kultfigur wurde, einen festen Platz im Löwenstüberl sowie einen eigenen Parkplatz hatte, begann für Lorant eine Odyssee durch Europa: Fenerbahce Istanbul, LR Ahlen, Incheon United, APOEL Nikosia, Sivasspor – um nur einige Klubs zu nennen.

Lorant stand für Disziplin und Ehrgeiz

Als er 2007 Cheftrainer bei der Spielvereinigung Unterhaching wurde, wurde er an einem Samstagmorgen bei seinem ersten Training wie ein Messias gefeiert. Nur von März bis Oktober trainierte er den Münchner Vorstadtklub. Kurz darauf kehrte er in die Türkei zurück - zu Kasimpasa Spor Kulübü. Doch an seine Erfolge bei 1860 konnte Lorant nicht mehr anknüpfen.

Lorant stand für Disziplin, Ehrgeiz und eine klare Vorstellung davon, wie Fußball gespielt und gelebt werden sollte. Er forderte viel – von seinen Spielern, von seinem Umfeld, von sich selbst.

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Und genau das machte ihn für viele zum Vorbild. Unvergessen zwei Szenen: Einmal geriet er beim Stadtderby der Löwen gegen den FC Bayern mit Mario Basler aneinander. Ein anderes Mal warf er kurzerhand einen Metallkoffer von seiner Trainerbank durch die Gegend.

Lorant war Lorant. Ich mochte seine schroffe, aber sympathische Art. Als ich ihn das erste Mal besuchte, begrüßte er mich mit den Worten: „Das nächste Mal bist du pünktlich, sonst zahlst du mein Weißbier.“ Und lächelte verschmitzt.

Wie das Gebrüll eines Löwen

Lorant war nie der stromlinienförmige Fußballlehrer – nie angepasst, nie aalglatt. Ein Wutausbruch von ihm war vergleichbar mit dem Gebrüll eines Löwen. Von daher passte er perfekt zu Sechzig. Lorant eckte an, stellte sich quer, sagte, was er dachte – selbst wenn es unbequem war. Und genau dafür wurde er geliebt und respektiert.

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Auch nach seiner aktiven Trainerzeit blieb er sich treu: Er nahm sich zurück, ließ den Rummel hinter sich – aber war nie verbittert. In Waging fand er Ruhe, vielleicht sogar so etwas wie Heimat.

Sein Tod reißt eine Lücke – nicht nur in der Löwen-Familie, sondern auch in den Herzen derer, die ihn kannten, die ihn schätzten, die ihm begegnet sind. So wie ich.

Und ich bin dankbar für diese Begegnungen. Du warst ein Kämpfer, ein Charakterkopf – und am Ende einfach ein Mensch, den man einfach gern hatte.

Deine Geschichten bleiben. Dein Vermächtnis sowieso. Ich denke gerne an unsere Spaziergänge am Waginger See zurück und hätte gerne noch einmal mit dir ein Weißbier getrunken.

Mach‘s gut, Werner.