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"Das ist keine Bedrohung": Bald eine echte Fußball-Macht?

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„Das ist keine Bedrohung“

Die Saudi Pro League ist nicht nur eine Wohlfühloase für alternde Stars, sondern inzwischen auch ein Ziel ambitionierter Fußballer im besten Alter. Das Gastgeberland der WM 2034 muss sich jedoch auch Vorwürfen stellen.
Cristiano Ronaldo spricht im Interview über die Entscheidung, seinen Vertrag in Saudi-Arabien bei Al-Nassr zu verlängern.
Die Saudi Pro League ist nicht nur eine Wohlfühloase für alternde Stars, sondern inzwischen auch ein Ziel ambitionierter Fußballer im besten Alter. Das Gastgeberland der WM 2034 muss sich jedoch auch Vorwürfen stellen.

Die Entwicklung des saudi-arabischen Fußballs schreitet mit rasantem Tempo voran. Was noch vor wenigen Jahren als exotisches Ziel für alternde Stars galt, ist inzwischen zu einer ernstzunehmenden Option für Spieler aller Altersklassen geworden.

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Neben Cristiano Ronaldo (Al-Nassr) oder Roberto Firmino (von 2023 bis 2025 Al-Ahli in Saudi Arabien, seit Sommer All Sadd Sports Club in Katar) zieht es mittlerweile auch jüngere Spieler wie Joao Félix (Al-Nassr) oder Enzo Millot (Al-Ahli) in die Saudi Pro League. Hinzu kommt Kingsley Coman, der nach zehn Jahren beim FC Bayern zu Al-Nassr wechselt und künftig mit CR7 zusammenspielt.

Spielerberater Roger Wittmann, der unter anderem Julian Draxler (Al-Ahli), Firmino, Willi Orban (RB Leipzig), Marius Wolf (FC Augsburg) und Marcel Sabitzer (Borussia Dortmund) betreut, sieht den saudischen Markt im exklusiven Gespräch mit SPORT1 langfristig als attraktive Option, betont aber, dass jede Karriereentscheidung individuell getroffen werden müsse.

Saudi-Arabien: Warum sollte ich nicht hingehen?"

„Jede Karriereplanung hängt auch von den persönlichen Voraussetzungen einer Familie ab. Man fragt sich: Wie will ich mein Leben gestalten? Wie will ich vorankommen? Wenn man als junger Spieler ein großes Angebot bekommt, denkt man: Dort spielen 50 der besten Spieler der Welt - warum sollte ich nicht hingehen?“, erklärt Wittmann.

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Auch Saudi-Arabien-Kenner Michael Hefele verweist bei SPORT1 auf eine klare Strategie. „Die Vision ist da, das Potenzial riesig – und die Umsetzung wirkt nicht nur ambitioniert, sondern auch konsequent", berichtet der Ex-Profi, der bis zum Sommer Co-Trainer bei Al-Riyadh SC in der Saudi Pro League war und jetzt in gleicher Funktion bei Zweitligist Al-Diriyah FC arbeitet.

Spätestens seit dem starken Auftritt von Al-Hilal bei der Klub-WM (die Saudis besiegten Manchester City im Achtelfinale mit 4:3 nach Verlängerung) – meint Hefele – sollten Skeptiker ihre Meinung überdenken: „Viele haben anfangs gelächelt oder gezweifelt, doch spätestens jetzt merkt man, dass dort systematisch gearbeitet wird nicht nur mit Geld, sondern mit Struktur und Ziel.“

Zwischen sportlicher Aufwertung und Sportswashing

Trotz der massiven Investitionen bleibt die sportliche Qualität der Liga umstritten. Kritiker verweisen darauf, dass das Niveau weiterhin unter den europäischen Top-5-Ligen liege. Wittmann hält dagegen: „Millot ist jetzt der erste Spieler aus der Bundesliga, der dorthin gewechselt ist – einer von 600. Das ist keine Bedrohung, zumal die Vereine hohe Ablösesummen erhalten. Das ist sogar eine Art Gesundung für die Vereine.“

Andere Fachleute warnen jedoch, dass die Saudi Pro League langfristig nicht nur Stars am Karriereende, sondern auch Leistungsträger im besten Alter abwerben könnte.

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Zudem besteht die Gefahr, dass die extrem hohen Gehälter den Transfermarkt weltweit verzerren. Menschenrechtsorganisationen werfen Saudi-Arabien außerdem Sportswashing vor – also den Versuch, durch sportliche Großprojekte ein positives Image zu erzeugen, während innenpolitische Probleme ungelöst bleiben.

Klare Strategie bis zur WM 2034

Saudi-Arabien hat den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft 2034 erhalten. Bis dahin soll die Liga auf höchstem Niveau etabliert werden. Wittmann beschreibt den Ansatz so: „Zuerst holte man Stars mit vielen Titeln, so kam Glanz in die Hütte. Danach wurde die Strategie angepasst – jetzt investiert man gezielt in junge Talente. Das ist ein klarer Plan.“

Auch die Zuschauerzahlen sind ein Thema. Während die Liga von regelmäßig 50.000 Fans spricht, kommen unabhängige Erhebungen teilweise auf deutlich niedrigere Werte. Dennoch gilt das Land mit seinen knapp 40 Millionen Einwohnern als fußballbegeistert, und der Verkauf internationaler TV-Rechte zeigt das wachsende Interesse.

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Ein Beispiel für die sportliche Aufwertung ist Wittmann-Spieler Firmino, der mit Al-Ahli die AFC Champions League gewann. „Das ist doch etwas“, betont Wittmann.

Parallel dazu werden auch Wechsel in andere Golfstaaten – wie jener des früheren Ersatztorwarts von Hertha BSC, Robert Kwasigroch, nach Doha – als Teil dieser Entwicklung gesehen.

„Ich bin für viele junge Spieler eine Art Vormund, und sie fragen oft nach den Märkten weltweit. Das ist für sie extrem interessant. Sie sagen zu mir: Wäre das auch etwas für mich?“, erzählt Wittmann.

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„Kwasigroch ging zwar nicht nach Saudi-Arabien, aber es ist Teil derselben Entwicklung. Solche Jungs verlassen ihren Heimatverein und machen dann einen großen Schritt nach vorne.“

Ambitioniert und umstritten

Die Saudi Pro League bewegt sich zwischen ambitioniertem Zukunftsprojekt und politisch umstrittener Machtdemonstration. Befürworter verweisen auf klare Strukturen, attraktive Perspektiven für Spieler und eine einmalige Chance, den Fußball im Nahen Osten nachhaltig zu professionalisieren.

Kritiker warnen dagegen vor Übermacht, Wettbewerbsverzerrung und dem Missbrauch des Sports für politische Zwecke. Fest steht: Mit Blick auf die WM 2034 wird Saudi-Arabien den internationalen Fußball weiter prägen – sportlich wie politisch.