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Hitzfeld gibt erschütternde Einblicke: "Ich konnte nicht mehr"

Hitzfeld gibt erschütternde Einblicke

Ottmar Hitzfeld berichtet offen über die Gründe für seine Absage als Bundestrainer 2004. Burn-out, Depressionen und körperliche Warnsignale brachten ihn damals an den Rand des Zusammenbruchs. In einem neuen Buch erzählt er von den schwersten Momenten seiner Karriere.
Franz Beckenbauer ist am Sonntag im Alter von 78 Jahren im Kreise seiner Familie verstorben. Für den früheren Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld war der „Kaiser“ einer der besten Fußballspieler aller Zeiten.
Ottmar Hitzfeld berichtet offen über die Gründe für seine Absage als Bundestrainer 2004. Burn-out, Depressionen und körperliche Warnsignale brachten ihn damals an den Rand des Zusammenbruchs. In einem neuen Buch erzählt er von den schwersten Momenten seiner Karriere.

Erschütternde Aussagen von Ottmar Hitzfeld: Die Trainer-Legende der Bundesliga hat im noch unveröffentlichten Buch „Mensch Fußballstar“, aus dem die Bild vorab zitiert, detailliert geschildert, warum er 2004 das Amt des Bundestrainers ablehnte. Burn-out, Depressionen und Panikattacken hätten ihn damals zu einem Rückzug gezwungen.

„Auf der einen Seite ist das Angebot als deutscher Nationaltrainer verlockend. Auf der anderen Seite weiß ich, dass ich keine Kraft habe“, erinnert sich Hitzfeld: „Ich hätte am liebsten nur die Decke über den Kopf gezogen und weitergeschlafen.“

Drei Tage lang habe er fast nur im Bett gelegen, geplagt von Rückenschmerzen, Schlafproblemen und dem Gefühl völliger Erschöpfung.

Hitzfeld erinnert sich: „Ich brauche einen Psychiater“

Ein besonders einschneidendes Erlebnis beschreibt der frühere Bayern- und BVB-Trainer im Auto: „Ich habe plötzlich ganz schlimme Platzangst. Ich bekomme Atemnot, alles wird eng, ein furchtbares Gefühl. Erst durch das Runterkurbeln der Scheiben wird es besser. Da realisiere ich: Ich brauche Hilfe. Ich brauche einen Psychiater.“ Dieser habe ihm Antidepressiva verschrieben, die ihn wieder etwas stabilisierten.

Hitzfeld macht deutlich, wie schwer es für ihn war, als Trainer Probleme einzugestehen: „In der Öffentlichkeit kannst und willst du keine Schwäche zeigen. Du frisst vieles in dich hinein. Gleichzeitig sendet dir dein Körper Signale, dass du so nicht weitermachen kannst – und du ignorierst sie.“

Schon beim BVB Warnsignale ignoriert

Bereits in den 1990er-Jahren hatte Hitzfeld körperliche Warnsignale erlebt. Während seiner Zeit bei Borussia Dortmund erlitt er einen Hexenschuss, erhielt zu viel Kortison, was zu einer schweren Darm-Entzündung führte. „Ich schwebte in Lebensgefahr und man musste mir den Bauch aufschneiden. (…) Es ist ein erstes Signal meines Körpers.“

Trotz solcher Erfahrungen sei er im „Hamsterrad“ gefangen gewesen. „Als Trainer musst du immer der starke Mann sein, darfst nie Schwäche zeigen. Damals, vor dem Jahr 2004, verlor ich langsam und kontinuierlich die Kraft.“

Hitzfeld noch einmal zurück zum FC Bayern

Für Hitzfeld bedeutete das: Rückzug statt Karrierehöhepunkt: „Zu jenem Zeitpunkt wollte ich nie mehr Trainer sein.“ Erst Jahre später, nach einer langen Erholungsphase, kehrte er ins Fußballgeschäft zurück. 2007 übernahm er noch einmal den FC Bayern – vor allem aus Verbundenheit zu Uli Hoeneß.

Das Buch „Mensch Fußballstar“ des Schweizer Sportjournalisten Andreas Böni erscheint am 18. August und widmet sich Themen wie Depressionen, Burn-out, Tod und Homosexualität im Profifußball. Neben Hitzfeld berichten unter anderem Babak Rafati, Marcel Reif, Gianni Infantino und Lothar Matthäus von persönlichen Erfahrungen und Schicksalen.