Es war der 4. Mai, ein sonniger Frühlingstag am legendären Bökelberg in Mönchengladbach.
Zum Tod von BVB-Idol Mill: Der feine Techniker mit dem großen Herzen
Der feine Techniker mit großem Herzen
SPORT1 hatte zum Legendentreffen geladen – Wolfgang Kleff war da, auch Karl-Heinz Pflipsen, Patrick Herrmann, Bernd Krauss, Uwe Kamps. Und Frank Mill.
Alte Weggefährten, viel Fußball, noch mehr Erinnerungen. Mill kam natürlich auch gerne – er war der Erste, der ankam. Wie immer war er charmant, verschmitzt, zugewandt.
Wer ihn an diesem Tag sah, spürte: Die Leidenschaft für den Fußball, die Wärme für seine Mitmenschen – sie waren noch immer in ihm.
Nur wenige Wochen später erreichte mich die unfassbare Nachricht: Der 1990er-Weltmeister Frank Mill ist tot. Er wurde nur 67 Jahre alt – gestorben an den Folgen eines Herzinfarkts.
Der Ex-Nationalspieler (17 Länderspiele) erlitt diesen bereits Ende Mai. Da war er gerade auf dem Flughafen Mailand-Malpensa gelandet. Er war auf dem Weg zu einem Dreh für eine Kino-Dokumentation über die Weltmeister von 1990, als das Schicksal zuschlug.
Ein ganz Großer hat das Spielfeld des Lebens viel zu früh verlassen.
Ich bin sehr traurig – das Treffen mit den Legenden war einer der schönsten Termine in meinem Berufsleben.
Frank Mill - mehr als nur ein Name
Mill war nie einer der großen Worte. Kurz vor dem Treffen schickte ich ihm einen Instagram-Post über den alten Bökelberg, da, wo jetzt eine Siedlung steht. Und er antwortete einfach nur: „Schade!“
Kurz nach dem Legendentreffen gab er sein Feedback zu dem Tag mit den alten Weggefährten. Was schrieb Mill? „Top!“
Er war auch ein gern gesehener Gast in der SPORT1-Sendung Fantalk.
Frank Mill – das war mehr als ein Name. Das war ein Stück Fußballgeschichte.
Ein Kind des Ruhrgebiets, in Essen geboren. Von 1981 bis 1986 spielte er für Borussia Mönchengladbach, von 1986 bis 1994 für Borussia Dortmund. In Essen verstarb er nun.
Ein Stürmer mit außergewöhnlichem Ballgefühl, ein Mitdenker auf dem Platz und ein Mann mit feinem Humor abseits davon. Wenn ich ihm schrieb, antwortete er meist – und wenn nicht, rief er schnell zurück.
Seine Karriere umfasste Stationen bei Rot-Weiss Essen, den beiden Borussias und Fortuna Düsseldorf – er stand für Emotionen. Seine herzensgute Art machte ihn zum Fanliebling.
Seine denkwürdige Zeit im BVB
Unvergessen bleibt sein gemeinsamer Weg mit Norbert Dickel im Sturm des BVB.
Als das „Rocky-Zocky“-Duo führten sie die Schwarz-Gelben 1989 in einem packenden Pokalfinale gegen Werder Bremen zum Titel.
Mill, der Zocker – wie ihn die Bild nannte –, voller Spielwitz und Eleganz. Dickel, der „Rocky“, mit unbändiger Wucht.
Zusammen waren sie die perfekte Symbiose – und schenkten ganz Dortmund einen Moment für die Ewigkeit.
Mill war 1989 beim 4:1-Sieg im Pokalfinale in Berlin gegen Werder Bremen der beste Mann auf dem Platz: Er bereitete die Treffer zum 1:1 und 3:1 vor, das 2:1 erzielte er selbst. In einer heiklen Phase des Spiels verhinderte er zudem auf der Linie ein Gegentor.
Mill war kein gewöhnlicher Spieler
Doch Frank Mill war nie einer, der sich auf Heldentaten reduzieren ließ. Auch mit einer skurrilen Szene schrieb er Geschichte.
Wie jene am 9. August 1986 im Münchner Olympiastadion: Aus kürzester Distanz, das Tor leer, kein Gegenspieler weit und breit – und Mill, der für den BVB auflief, trifft tatsächlich den Pfosten.
Diese Szene wurde ihm oft vorgehalten, doch Mill nahm es mit Humor und Selbstironie. So war er. Und genau das machte ihn aus. Er war nie eitel, nie laut – er war menschlich, nahbar, ehrlich, geradeheraus.
Seine Karriere war nie die eines Superstars, sondern die eines Mannes, der den Fußball gelebt hat – Mill, der Essener Junge, mit all seinen Höhen und Tiefen.
Einer, der Respekt verdiente, weil er nie aufgab. Weil er sich nie verstellte.
Frank Mill bleibt immer in unseren Herzen
Frank Mill hinterlässt Spuren – nicht nur bei mir. Auch in den Stadien und in den Herzen all jener, die ihn kannten, mit ihm lachten, litten, jubelten.
Am Bökelberg, in Dortmund, in Essen, in Düsseldorf – und weit darüber hinaus.
Und ich spüre die herzliche Umarmung vom 4. Mai immer noch.
Mach’s gut, Franky. Du warst ein feiner Kerl.