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99 Prozent Marktwert verloren: So tief stürzte einstiges Top-Talent

Ein schmerzhafter Absturz

Jean-Kévin Augustin gilt einst als eines der größten Sturmtalente Frankreichs. Inzwischen hat der frühere RB-Leipzig-Profi auch bei einem Mittelfeld-Klub in Polen sein Glück nicht gefunden.
Jean-Kevin Augustin während seiner Zeit beim FC Basel
Jean-Kevin Augustin während seiner Zeit beim FC Basel
© IMAGO / Pius Koller
Jean-Kévin Augustin gilt einst als eines der größten Sturmtalente Frankreichs. Inzwischen hat der frühere RB-Leipzig-Profi auch bei einem Mittelfeld-Klub in Polen sein Glück nicht gefunden.

Neuanfänge. Im Leben kommen wohl die meisten Menschen einmal oder mehrmals an einen Punkt, an dem sie neu anfangen müssen. Sei es ein neuer Job, ein neuer Wohnort, eine neue Partnerschaft – manchmal auch mehrere Dinge gleichzeitig.

Einer, der sich mit Neuanfängen auskennt, ist Jean-Kévin Augustin. Die Anzahl und Intensität der Neuanfänge, mit denen sich der Franzose auseinandersetzen musste, sind allerdings immens – und alles andere als gewollt. Dabei hatte doch alles so gut angefangen.

Der Stürmer entsprang einst der Jugend von Paris Saint-Germain und konnte dort bereits in jungen Jahren auf sich aufmerksam machen. In der UEFA Youth League glückten ihm zwischen 2013 und 2016 insgesamt zwölf Tore in 20 Spielen, es folgte der Sprung zu den Profis.

Wechsel von PSG zu RB Leipzig

31 Pflichtspiele bestritt er für das Pariser Starensemble, Augustin galt als eine der wohl größten Sturm-Hoffnungen Frankreichs. Für die U19-, U20- und U21-Auswahl der Équipe Tricolore traf er in 28 Spielen 24 Mal.

Bei der U19-EM in Deutschland 2016 schoss er Frankreich mit sechs Toren zum Titel, war Top-Torjäger des Turniers und wurde als bester Spieler der EM ausgezeichnet. Er übertrumpfte damit jeweils auch einen ähnlich hoch gehandelten Teamkollegen, einen gewissen Kylian Mbappé.

Der Weg zum Topstar schien auch für Augustin vorgezeichnet, Zweifel an einer glanzvollen und erfolgreichen Karriere schien niemand zu haben. Und zunächst machte es auch nicht den Anschein.

2017 wechselte der Angreifer von der französischen Hauptstadt in die Bundesliga. RB Leipzig legte für den Youngster 16 Millionen Euro auf den Tisch - und Augustin zahlte zurück. In seinem ersten Jahr gelangen zwölf Tore und sechs Assists in 2.013 Pflichtspielminuten.

Zoff zwischen Leeds United und RB

Doch auf den Glanz legten sich schnell erste Schatten. Bereits in seinem zweiten Jahr durfte er nur noch gut 1.300 Minuten ran, schaffte immerhin noch acht Tore und zwei Assists. Es folgten eine erfolglose Leihe zur AS Monaco und ein noch viel schlimmeres Desaster in England.

Im Winter 2020 schnappte sich Premier-League-Klub Leeds United den Angreifer via Leihe, eine Kaufpflicht für 21 Millionen Euro sollte im darauffolgenden Sommer greifen.

Doch es lief nicht wie gewünscht. Augustin konnte nicht überzeugen, Leeds wollte in der Folge die ausgehandelte Ablöse nicht zahlen und verwies in der Begründung auf die Corona-Pandemie. RB und die Briten zofften vor Gericht, erst 2022 gewann der Bundesligaklub das Verfahren.

Für den Sportler ging es in der Zwischenzeit immer weiter bergab. Ablösefrei ging es nach Nantes, ein Tor bejubeln konnte er in zwei Jahren Ligue 1 allerdings nicht.

Augustin mit unzähligen Neuanfängen

2022 versuchte er einen weiteren Neuanfang beim FC Basel. Acht Tore in 51 Pflichtspielen vermittelten wieder Hoffnung, sein auslaufender Vertrag wurde zwei Jahre und unzählige Verletzungen später dennoch nicht verlängert.

Alles andere als eine gute Ausgangsposition, um auf dem Transfermarkt zu agieren. Und so kam es, dass das einstige Sturm-Juwel knapp acht Monate arbeitslos war, ehe er den nächsten Neuanfang wagte.

Im März 2025 heuerte er beim Tabellen-Achten der polnischen Liga an: Motor Lublin stattete ihn mit einem Kontrakt bis zum Saisonende aus – und setzte große Hoffnungen in den einstigen RB-Profi.

Hoffnung bei Engagement in Polen

„Kevin ist ein Spieler mit viel Potenzial und Erfahrung, die er in den europäischen Spitzenligen gesammelt hat“, erklärte Sportdirektor Pawel Golanski.

„Wir sind uns bewusst, dass er einige Monate vereinslos war, aber er trainiert seit einigen Wochen bei uns und mit jedem Tag konnten wir eine Verbesserung seiner Dynamik und seiner Bewegungen auf dem Platz feststellen.“ So sei man sich sicher, dass „sein sportlicher Ehrgeiz dazu führen werde, dass sein Vertrag nach der Saison verlängert wird“.

Dazu gekommen ist es nicht. Seit dem 1. Juli ist der Franzose wieder vereinslos, seine fußballerische Situation durchaus sorgenvoll.

Großer Marktwert-Verfall

Fünf Klubs in sechs Jahren, dazu ein Marktwert-Verfall, der seinesgleichen sucht. Während seiner Zeit in Leipzig wurde sein Marktwert auf 25 Millionen Euro taxiert, geblieben ist heute ein Restwert von 250.000 Euro. Ein Absturz um 99 Prozent.

Die großen Hoffnungen und Träume sind längst verflogen, auch wenn Augustin mit 28 Jahren eigentlich noch im besten Fußballeralter ist. Aufgegeben hat er dennoch nicht. In den sozialen Medien postete er erst kürzlich Bilder aus dem Fitnessstudio.

Vielleicht ergibt sich nach Schließung der Transferfenster ja doch wieder eine Chance. Die nötige Erfahrung mit Neuanfängen hat er in jedem Fall.