Die Fäuste flogen, die Meute johlte und plötzlich stand Diego Costa triumphierend über seinem geschlagenen Gegner. Der spanische Stürmerstar hatte gerade einen Physiotherapeuten des FC Chelsea niedergestreckt.
Spanien rätselt über ihn
Das Rätsel um Diego Costa
Die wilde Szene aus dem Jahr 2014, die England-Star John Terry einst veröffentlichte, macht wie kaum eine andere deutlich: Costa war vieles, aber kein gewöhnlicher Profi.
Oder sollte man sagen, IST kein gewöhnlicher Profi? Im Alter von 37 Jahren hat der berühmt-berüchtigte Angreifer seine Karriere weiterhin nicht offiziell beendet.
„Das Rätsel um Diego Costa“ titelte die spanische Zeitung Marca anlässlich seines Geburtstags am 7. Oktober daher, für die Mundo Deportivo lautet beim „großen Rätsel” die Frage: „Was ist aus Diego Costa geworden?“
Costa kehrt zu Chelsea zurück
Seit dem 1. Januar ist Costa ohne Verein, nachdem er für rund ein Jahr in seinem Geburtsland Brasilien für Gremio gespielt hatte. Dem in Madrid wohnhaften Kicker sollen immer noch Angebote vorliegen. Doch es ist ruhig geworden um den bulligen Torjäger, der einst selbst absolute Topverteidigern das Fürchten lehrte.
Öffentliche Auftritte sind eher selten - sie deuten aber darauf hin, dass der Abschied vom Fußball bereits erfolgt ist. So entschied sich Costa für eine Teilnahme am kommenden Legendenduell zwischen den Blues und dem FC Liverpool. Eine Veranstaltung für ehemalige Spieler.
Sein letzter Post auf Instagram ist rund vier Monate alt. Zu sehen ist er dort bei einem Straßenkick - und mit kleinem Bäuchlein. Nicht falsch verstehen, er verschlang seine Gegenspieler mit der ihm ganz eigenen Mischung aus Technik und Zweikampf-Dominanz noch immer. Aber austrainiert wie einst ist er nicht mehr.
„Ich dachte, ich müsste sie töten“
In seinen besten Tagen war Diego Costa eine Naturgewalt. Von den eigenen Fans verehrt, von vielen anderen gehasst. Weil er die Grenzen des Erlaubten stets bis aufs Äußerste auszureizen wusste.
Wer an Costa denkt, denkt zuerst an einen Kämpfer, der auf dem Platz keiner Konfrontation aus dem Weg ging. Seine schon 2015 erschienene Biografie hat den Titel: „Diego Costa: Die Kunst des Krieges“.
Darin ließ er wissen, dass er für seine Kontrahenten schon als Straßenkicker keine Sympathien übrig hatte. Im Gegenteil! „Ich habe alle beleidigt. Ich hatte keinen Respekt vor den Gegnern. Ich dachte, ich müsste sie töten.“
Costa war jedoch auch ein wahrer Goalgetter. In 562 Spielen erzielte er 199 Tore, 74 Assists packte er noch obendrauf. Der FC Chelsea präsentierte anlässlich seines Geburtstags seine besten Tore auf der Vereinswebsite.
Mit seiner unbändigen Spielweise passte er perfekt zu Atlético Madrid, einem anderen Ex-Verein, dem er mit mehreren Unterbrechungen erst sieben und später noch weitere drei Jahre angehörte. Gegen Costa und die auf bedingungslose Defensive spezialisierten Rojiblancos wollte niemand gerne spielen. Denn man wusste: Es wird schmerzhaft.
Costa wurde in Spanien - für das er auch im Nationaltrikot auflief - in England und in Brasilien Meister. Was auch immer man von ihm halten mag, er war ein Unikat. Nein, er ist es.