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Der rätselhaft tiefe Fall eines früheren BVB-Juwels

Ein rätselhaft tiefer Fall

Emre Mor erlebt derzeit den Tiefpunkt seiner Karriere. Bei Fenerbahce Istanbul wurde der 28-Jährige in dieser Saison noch nicht einmal für Pflichtspiele gemeldet. Über die Gründe schweigt der türkische Klub.
Emre Mor steht am Scheideweg
Emre Mor steht am Scheideweg
© IMAGO/Middle East Images
Emre Mor erlebt derzeit den Tiefpunkt seiner Karriere. Bei Fenerbahce Istanbul wurde der 28-Jährige in dieser Saison noch nicht einmal für Pflichtspiele gemeldet. Über die Gründe schweigt der türkische Klub.

Einst galt Emre Mor als das größte Talent, das der türkische Fußball je hervorgebracht hatte.

Fans und Medien nannten ihn sogar den „türkischen Messi“, als Mor 2016 zu Borussia Dortmund wechselte – gemeinsam mit Ousmane Dembélé, der zur selben Zeit als französisches Supertalent gefeiert wurde.

Acht Jahre später könnten ihre Karrieren kaum unterschiedlicher verlaufen sein.

Während Dembélé aktuell in Paris spielt und in diesem Jahr den Ballon d‘Or erhielt, kämpft Mor bei Fenerbahce Istanbul um seine sportliche Existenz.

Führten gesundheitliche Probleme zum Absturz?

Der 28-Jährige steht beim türkischen Topklub zwar noch bis 2026 unter Vertrag – spielt dort aber keine Rolle. Fenerbahce hat ihn zu Saisonbeginn gar nicht erst für den Spielbetrieb gemeldet.

Offiziell blieb der Verein eine Erklärung schuldig, doch laut Journalist Aydin Cingöz ist ein medizinisches Problem dafür verantwortlich. „Emre Mor soll ein Magenproblem gehabt haben“, sagte Cingöz in einem YouTube-Format.

Damit ließe sich auch erklären, wieso Mor in diesem Sommer keinen neuen Klub fand. Fenerbahce wollte ihn abgeben – unter anderem war ein Wechsel zu Trabzonspor für angeblich 800.000 Euro im Gespräch.

Auch Genclerbirligi Ankara zeigte starkes Interesse und soll sich laut türkischen Medien bereits mit dem Offensivspieler einig gewesen sein.

Doch der Wechsel platzte, bevor Mor zum Medizincheck in die türkische Hauptstadt reisen konnte.

Emre Mor: Vom BVB zum Problemfall

Mors Karriere ist geprägt von schillernden Auftritten und tiefen Abstürzen.

Der gebürtige Däne mit türkischen Wurzeln galt früh als Ausnahmetalent – technisch versiert, blitzschnell, mit einer Ballführung, die an den jungen Lionel Messi erinnerte.

Bei Borussia Dortmund sollte er zur Sensation werden, doch nach nur einem Jahr war das Kapitel beendet. Fehlende Disziplin, taktische Defizite und interne Konflikte ließen den Höhenflug abrupt enden.

Nach Stationen bei Celta Vigo, Galatasaray Istanbul und Karagümrük schien er im vergangenen Jahr endlich die Kurve zu kriegen.

Als Leihspieler beim damaligen türkischen Aufsteiger Eyüpspor drehte er in der Rückrunde der Saison 2024/2025 auf, sammelte fünf Scorerpunkte in sieben Spielen und führte den Klub sensationell zum sechsten Platz in der Süper Lig.

„Emre Mor ist wie Messi“

Seine Leistungen überzeugten Nationaltrainer Vincenzo Montella, der ihn im März 2024 erstmals seit siebeneinhalb Jahren wieder in die türkische Nationalmannschaft berief.

„Emre Mor ist wie Messi – das habe ich auch Montella gesagt!“, schwärmte sein früherer Trainer Schota Arweladse damals: „Wenn du Emre Mor magst, dann holst du ihn dir. Egal, ob er in Form ist oder nicht.“

Doch auf den kurzen Aufschwung folgte der nächste Rückschlag. Verletzungen und gesundheitliche Probleme stoppten Mor, bevor er richtig durchstarten konnte. Aber dies sind nicht die einzigen Gründe dafür, dass Mor nie sein Potenzial voll entfaltete.

Mor erneut am Scheideweg

„Ein guter Emre Mor ist immer eine Bereicherung“, sagte Tolunay Kafkas, sein späterer Trainer bei Karagümrük: „Aber er hat seine Schwierigkeiten und Probleme. Wir können ihm nicht helfen. Er muss sie selbst überwinden.“

Mit 28 Jahren steht der einstige Wunderknabe erneut am Scheideweg. Die Zukunft bei Fenerbahce ist ungewiss, eine Rückkehr auf den Platz für Anfang 2026 angepeilt.

Die Hoffnung, dass Emre Mor sein enormes Potenzial noch einmal ausschöpft, lebt weiter. Doch anders als früher spricht inzwischen kaum jemand mehr vom „türkischen Messi“.