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Die skurrile Karriere eines Ex-Weltfußballers

Skurrile Karriere eines Ex-Weltfußballers

20 Jahre nach seinem WM-Titel mit Italien wird Fabio Cannavaro wieder bei einer Weltmeisterschaft an der Seitenlinie stehen - diesmal als Trainer eines absoluten Underdogs.
Wie gut war eigentlich Fabio Cannavaro? Er gewann als einziger Verteidiger den Ballon Dor, führte Italien 2006 als Kapitän zum Gewinn der Weltmeisterschaft und gilt als einer der besten Innenverteidiger aller Zeiten. Er spielte unter anderem bei Top-Klubs wie Real Madrid, Inter Mailand oder Juventus Turin.
20 Jahre nach seinem WM-Titel mit Italien wird Fabio Cannavaro wieder bei einer Weltmeisterschaft an der Seitenlinie stehen - diesmal als Trainer eines absoluten Underdogs.

Als Spieler wurde Fabio Cannavaro 2006 mit Italien Weltmeister und als bislang einziger Verteidiger zum Weltfußballer gekürt. Er spielte für legendäre Klubs wie Inter Mailand, Juventus Turin oder Real Madrid - seine Trainer-Karriere verläuft gänzlich anders.

Nach Stationen in China, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien beginnt für den 52-Jährigen nun das nächste Abenteuer: Cannavaro ist seit Kurzem Trainer der Nationalmannschaft von Usbekistan, die sich - erstmals - für die kommende Weltmeisterschaft qualifiziert hat.

Gennaro Gattuso, sein Weltmeister-Kollege von 2006, zeigte sich überrascht und ein bisschen neidisch.

„Ich habe Cannavaro angerufen und ihm gesagt, wie viel Glück er hat. Er sprüht sich etwas Parfüm auf, macht Gel in sein Haar und schon ist er bei der Weltmeisterschaft dabei - während ich hier in den Schützengräben bin“, scherzte der italienische Nationaltrainer, der mit seiner Mannschaft noch in der WM-Qualifikation gefordert ist.

Ein kurioses Projekt nach dem anderen

Cannavaro legt also den nächsten eher skurrilen Stopp ein. Und der passt zu seiner bisherigen Trainerlaufbahn.

Nachdem Cannavaro sich von 1992 bis 2012 als knochenharter Abwehrspieler einen Namen gemacht hatte, begann er gleich im Anschluss mit der Zweitkarriere - und die hat es in sich. Denn abgesehen davon, dass er in knapp zwölf Jahren zehn quer über den Globus verteilte Mannschaften betreute, sind auch die zahlreichen Geschichten hinter manchen Vereinen durchaus bizarr.

Bereits der Grund, warum der Italiener seine Karriere als Spieler beendet hatte, ist recht unüblich. 2012 wechselte Cannavaro, der seine aktive Laufbahn beim saudi-arabischen Klub Al-Ahli ausklingen ließ, zum indischen Projekt „Premier League Soccer“.

Dieses sollte durch eine Mischung aus Entertainment und Sport das Fußballinteresse in Indien steigern. In je sechs Vereinen wurde ein „Ikonen-Spieler“ verpflichtet; Cannavaro war Teil der Bengal Tuskers. Die Saison, die sich über sechs Wochen spannen sollte, kam jedoch aus finanziellen Gründen nie zustande und die Vereine lösten sich auf.

Und so entschied sich der einstige Weltmeister für einen Richtungswechsel.

Da er bereits seit 2011 als strategischer Berater und Klubrepräsentant seines ehemaligen Klubs Al-Ahli fungierte, war dieser der nächste logische Schritt. Er begann bei dem in Dubai beheimateten Klub für eine Saison als Co-Trainer, bevor er für die Saison 2014/15 in die erste chinesische Liga wechselte.

Erfolgreiche Jahre in China

Dort betreute er erstmals als Cheftrainer den FC Guangzhou für 22 Spiele. Der inzwischen aufgrund von Schulden aufgelöste Verein galt damals als erfolgreichster chinesischer Fußballklub überhaupt, Cannavaro blieb jedoch nicht allzu lange.

Nachdem er in der darauffolgenden Saison einen Zwischenstopp bei Al-Nassr (14 Spiele) gemacht hatte, trieb es ihn 2016 Spiele wieder nach China. Dieses Mal zum damaligen Zweitliga-Klub TJ Quanijan, der mittlerweile - ebenfalls wegen Geldproblemen - auch nicht mehr existiert.

Obwohl Cannavaro 2016 Zweitligameister wurde und in der Folgesaison mit Quanijan über seinen ehemaligen Klub siegte, entschied er sich nur wenige Tage danach für ein Comeback bei ebenjenem FC Guangzhou.

Es sollte seine längste Trainer-Station werden. Bis 2021 blieb Cannavaro diesmal, 2019 feierte er zudem seine erste Meisterschaft als Trainer. Zwischenzeitlich war der Ex-Kicker auch interimsweise als chinesischer Nationaltrainer tätig, allerdings lediglich für zwei Spiele - die er beide verlor.

Über das heimatliche Europa zurück nach Asien

Danach wagte der Italiener die Rückkehr in die Heimat, die allerdings im Sand verlief. 2022 heuerte er beim italienischen Zweitligist Benevento an, nur vier Monate später war er seinen wieder Job wieder los.

Mehr als ein Jahr lang blieb der frühere Weltklasse-Verteidiger ohne Job, danach unterschrieb er bei Udinese Calcio in der Serie A. Wieder mal blieb Cannavaro nur kurz, lediglich sechs Spiele (neun Punkte) waren ihm vergönnt.

Sechs Monate später zog es ihn nach Kroatien zu Dinamo Zagreb, doch auch dort konnte sich der Italiener nicht lange halten. Seit seinem Aus im April war er vereinslos.

Immerhin: Der Auftakt mit Usbekistan ist auf jeden Fall schonmal geglückt. Im Testspiel gegen Kuwait (2:0) feierte Cannavaro ein gelungenes Debüt-

Kurioserweise soll einigen Medienberichten zufolge übrigens auch Joachim Löw ein Kandidat des usbekischen Verbandes gewesen sein.

Dass der Trainer-Posten der Mannschaft überhaupt frei wurde, lag am Rücktritt des Slowenen Srecko Katanec. Der 62-Jährige aus Slowenien hatte mit der Mannschaft die Qualifikation für die WM geschafft, sich daraufhin aber aufgrund von gesundheitlichen Problemen zurückgezogen.

Bei der Weltmeisterschaft kann Cannavaro dann vielleicht endlich die Trendwende in seiner bislang so turbulenten Trainer-Karriere einläuten.

Eins ist schon jetzt klar: Mit den „weißen Wölfen“, wie die Mannschaft bezeichnet wird, wird Cannavaro bei der ersten WM des Landes Geschichte schreiben.