Die einen knallen gegen Decken aus Glas, die anderen fahren mit gläsernen Rolltreppen oder Fahrstühlen – nicht etwa in Potsdam oder Rom, sondern in ihrem Job. Wer im Beruf wie gut weiterkommt oder eben gegen Widerstände kämpfen muss, hat auch ganz ohne Quote etwas mit Geschlecht, Behinderung, Herkunft, Sexualität zu tun. In wissenschaftlichen Studien werden unbewusste Mechanismen, die neben tatsächlichen Diskriminierungen wirken, beschrieben.
Juliana Groß: Klischeefrei im Sport l Flutlicht an!
Sie kämpft gegen Klischees im Sport
Dabei spielen unter anderem Stereotype eine Rolle, also Zuschreibungen. Aber die Realität ist komplexer - auch im Fußball. Die Initiative „Klischeefrei im Sport“ setzt sich deswegen mit dem Hashtag #nostereotypes dafür ein, dass Menschen in den unterschiedlichen Bereichen des Sports nicht durch Genderklischees limitiert werden.
Eigene Denkmuster: Erkennen, reflektieren und abbauen
„Dafür stehen wir als Projekt, dass wir Geschlechterstereotype abbauen wollen, in der festen Überzeugung, dass sie alle Menschen begrenzen und wir da ein Bewusstsein schaffen wollen“, bringt Projektleitung Juliana Groß es auf den Punkt. Die Klischees an sich seien dabei erstmal gar nicht das Problem, erklärt Groß, da wir in einer Gesellschaft leben, in der diese uns zahlreich begegnen, wir also von klein auf lernen, die Welt so zu sehen.
Wichtig sei die Bereitschaft, eigene eingefahrene Denkmuster zu erkennen, zu reflektieren und aufzuarbeiten, um sie letztlich abzubauen. Dabei, überhaupt ein Bewusstsein für Stereotype zu schaffen – und dafür, welche Probleme damit einhergehen –, unterstützen Groß und ihr Team Verbände und Vereine, interessierte Medienschaffende und natürlich Aktive im Sport. Für diese Prozesse wurden unterschiedliche niedrigschwellige Materialien entwickelt.
Dazu gehört die sogenannte E-Sporttasche, ein Online-Kurs mit verschiedenen Modulen, die Teilnehmende selbständig bearbeiten können. Neben einer konkreten Sensibilisierung für Geschlechterklischees geht es dabei um Themen wie die Verbindung von Männlichkeit und Sport sowie die Frage, ob heutige Stereotype sich so erklären lassen. Die Mitarbeitenden im Projekt unterstützen auf Wunsch auch Vereine, eigene „Klischeefrei-Prozesse“ anzustoßen.
Positive Entwicklung zu sehen
Damit Sport für Menschen allen Geschlechts ein sicherer Ort sein kann, sind die Verbände mitgefordert. Zur derzeitigen Realität gehört allerdings, dass dort einerseits bestehende Angebote abgebaut und außerdem strenge Regeln zu Geschlechterzulassungen eingezogen werden. „Ich persönlich finde das sehr bedauerlich, weil ich glaube, dass Geschlechtervielfalt, aber auch Diversität, ein Schlüssel ist für viele Herausforderungen, nicht nur im Sport.“
Gleichzeitig beschreibt Groß positive Entwicklungen, wie das Spielrecht des DFB im Jugend und Amateur*innenbereich, das freie Teamwahl ermöglicht, oder die Spielordnung von Quadball mit einem starken Fokus auf Diversität und Inklusion. Zu den Aufgaben ihres Teams gehöre es dann, derartige Beispiele sichtbar zu machen, um Vorbilder zu schaffen.
Im Gespräch mit Groß wird deutlich, wie sehr die Projektleiterin für ihre Themen brennt und dass sie es geschafft hat, sich von Widerständen nicht frustrieren zu lassen. Danach gefragt erklärt sie denn auch lachend, ihr Glas sei definitiv „halb voll“. Weil eine gerechtere Welt, ob im Sport oder anderswo, Gemeinschaftsaufgabe ist, betont Groß außerdem die Einladung, sich mit dem Projekt zu vernetzen, um die Themen gemeinsam weiter zu beackern.