3. Liga>

Viele wären schon längst entlassen worden

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Dieser Mann schürt große Träume

Aufsteiger, Drittliga-Meister - und bald auch Pokalsieger? Mitch Kniat ist der Vater des wundersamen Höhenflugs von Arminia Bielefeld.
Bielefeld feiert die Meisterschaft und hat zwei Endspiele vor der Brust. Trainer Mitch Kniat erwartet eine Party mit angezogener Handbremse
Aufsteiger, Drittliga-Meister - und bald auch Pokalsieger? Mitch Kniat ist der Vater des wundersamen Höhenflugs von Arminia Bielefeld.

Die Worte, die Mitch Kniat viel zu oft hören musste, gingen plötzlich runter wie Öl. „Kniat raus, Kniat raus“, brüllten die Fans von Arminia Bielefeld auf der Alm selbstironisch, als der Aufstieg als Drittliga-Meister perfekt war.

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Nach zwei Jahren Achterbahn priesen die Anhänger ihren Erfolgstrainer genau mit den Sprechchören, mit denen sie ihn einst zum Teufel gewünscht hatten.

Mit dem DFB-Pokalfinale am Samstag (ab 20 Uhr im LIVETICKER) gegen den haushohen Favoriten VfB Stuttgart, bei dem Kniat in Berlin den Höhenflug des Außenseiters mit dem ganz großen Tusch enden lassen könnte, schließt sich für den Coach ein Kreis. Sollte es Kniat gelingen, der Arminia mit dem Pokalsieg den größten Erfolg in ihrer 120-jährigen Geschichte zu schenken, würde ihm dies „alles, einfach alles“ bedeuten.

Kniat unscheinbar als Spieler

Seine Spielerkarriere wirkt zunächst unscheinbar. Ein Fußballtalent, das in einem Bundesligaklub sein Handwerk erlernt, jedoch nicht den dauerhaften Sprung in den Profibereich geschafft hat.

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Der in Alsdorf aufgewachsene DSC-Coach verbrachte ein halbes Jahr bei den Profis von Alemannia Aachen, konnte sich jedoch nie dauerhaft durchsetzen. Zwischen 2004 und 2006 sammelte er bei KFC Uerdingen und Kickers Emden einige Dutzend Spiele in der Regionalliga Nord.

Auswärtspartien in Düsseldorf oder beim FC St. Pauli zählen zu den Höhepunkten seiner Laufbahn. In zehn Jahren als Teil der Bundeswehr-Nationalmannschaft wurde er Militär-Europameister.

Bei Arminia Bielefeld zum ersten Mal in Rampenlicht

Mit Bielefeld steht er zum ersten Mal so richtig im Rampenlicht. Da wird selbst ein Mann von 1,91 Metern nervös. „Es wird mir oft geraten, ich solle Berlin doch einfach nur genießen. Das würde ich ja gerne auch“, sagte Kniat der Welt: „Aber das kann ich nur, wenn wir den Pott auch wirklich gewinnen.“ Und dann gäbe es kein Morgen.

Schließlich ist Mitch Kniat auch der Mann, der nach dem Aufstieg mit Sonnenbrille auf dem Zaun mit den Fans sang und auf dem Rasen mit Sportchef Michael Mutzel Bier trank.

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Und trotz aller Euphorie weiß der 39-Jährige um die Besonderheit des Augenblicks. Denn er hat dunklere Zeiten erlebt.

Harter Anfang: „Kniat raus!“

„Ich drehe jetzt nicht durch, genauso wie ich nach den Kniat-raus-Rufen nicht durchgedreht bin“, sagte er im kicker-Interview. Es war ein durchaus beschwerlicher Weg.

Nach einem Jahr beim SC Verl sollte er 2023 die aus der Bundesliga in die Drittklassigkeit abgestürzten Arminen zurück nach oben führen. Was er jedoch vorfand, war ein Trümmerhaufen.

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Aus der Zweitliga-Mannschaft war nur Klubikone Fabian Klos geblieben, in Kniats Debütsaison ging es fast bis zum Ende gegen den fatalen Abstieg in die Regionalliga. Letztlich schaffte er den Klassenerhalt, aber auch in der abgelaufenen Saison sah es lange nicht nach Aufstieg aus.

Im vergangenen Februar stand die Arminia noch auf Platz acht, die Fans skandierten nach einem 1:2 gegen Rot-Weiß Essen, diesmal voller Ernst: „Kniat raus!“

Siegesmaschine Arminia Bielefeld

„Es zeichnet einen guten Trainer aus, wenn er in solchen Phasen ruhig bleibt und Stärke ausstrahlt“, betonte Kniat, der auch im Vertrauen der sportlichen Führung um Mutzel ein Geheimnis des heutigen Erfolges sieht. „Bei 99 Prozent der Vereine hätte man mich wahrscheinlich schon ausgetauscht“, so der Coach.

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Wie aber formte Kniat die Arminia zu einer Siegesmaschine, die im Pokal-Halbfinale Bayer Leverkusen ausschaltete? „Er ist ein offener Typ, bodenständig, selbstbewusst. Der versteckt sich nicht, wenn es Gegenwind gibt“, unterstrich Klubikone Ansgar Brinkmann in der Sport Bild.

Kniat ist die perfekte Mischung aus Autoritätsfigur und Partykönig, der auch nach dem Halbfinale kräftig mitfeierte. „Und danach ist keiner abgehoben, alle waren sofort wieder voll fokussiert. In der Liga gab es nach der Pokalparty fünf Siege in Folge“, berichtete Brinkmann: „Kniat hat den Laden im Griff.“ Das sehen mittlerweile auch die Bielefelder Fans so.

„So etwas kann man oder man kann es nicht“

Seine Spielidee entwickelte Kniat unter anderem in der fünftklassigen Bremen-Liga als Coach des Blumenthaler SV. „In Bremen konntest du noch jede Menge Fehler machen, es wirkte sich kaum aus“, erklärte er. In Bremen arbeitete er sogar neben dem Trainerposten drei Jahre unter anderem als Fensterbauer.

Auf einen Ansatz versteifen will sich Kniat aber nicht. Kern seiner Idee sind dennoch weiterhin Angriffspressing und spielerische Elemente. Als aktiver Spieler wäre er an seiner Trainerphilosophie verzweifelt, verriet Kniat schmunzelnd: „Zweikämpfe, lange Bälle, Kopfballduelle - das war eher mein Talent.“

Dabei sticht der Bielefeld-Trainer vor allem durch seinen geschickten Umgang mit seinen Spielern heraus: „Menschen mitzuziehen, authentisch zu sein, das lässt sich kaum trainieren. So etwas kann man oder man kann es nicht.“

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)