Die einen sehen in ihm einen Macher, der aus schwierigen Situationen das Maximum herausholt. Die anderen fragen sich, warum es trotz sportlicher Erfolge immer wieder zu abrupten Trennungen kommt: Marco Antwerpen ist ein Trainer, der polarisiert!
Er kommt, rettet - und muss gehen
So auch zuletzt beim VfL Osnabrück. Antwerpen übernahm den Klub im Dezember des vergangenen Jahres abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Er rettete den Verein souverän vorzeitig, wurde dann aber völlig überraschend fristlos gefeuert. Inzwischen hat er Klage gegen den VfL eingereicht.
Immer wieder kracht es zwischen Antwerpen und der Vereinsführung, selten verlaufen die Trennungen im Guten. Dabei ist die Liste von Antwerpens Erfolgen lang.
In der Saison 2016/17 trainierte der heute 53-Jährige Viktoria Köln in der Regionalliga West und führte die Mannschaft zur Meisterschaft, erst in der Relegation scheiterte sein Team am FC Carl Zeiss Jena.
2018 gelang ihm mit Preußen Münster der Klassenerhalt in der 3. Liga. 2020 schaffte er mit Eintracht Braunschweig den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Kurz darauf folgte dennoch die Trennung - ein wiederkehrendes Muster. Ist Antwerpen also ein schwieriger Charakter?
„Als Spieler unkompliziert zu führen“
Einer, der ihn seit 1999 kennt, ist Fritz Fuchs. „Ich war damals Trainer bei Rot-Weiss Essen und habe Marco als Mittelstürmer von Preußen Münster geholt. Er war als Spieler unkompliziert zu führen, hatte eine professionelle Einstellung und eine sehr gute Mentalität“, erinnert sich der 81-Jährige im Gespräch mit SPORT1.
Auch beim 1. FC Kaiserslautern spielte Fuchs als Mitglied des Aufsichtsrats und Beirats eine wichtige Rolle – er setzte sich dafür ein, dass Antwerpen am 1. Februar 2021 Cheftrainer wurde. „Seine Einstellung zum Fußball, seine Erfolge als Trainer sowie seine Gradlinigkeit passten perfekt zum FCK. Er war genau der Richtige. Eigentlich standen wir mit einem Bein in der Regionalliga – aber seine Erfolge bei Viktoria Köln, Preußen Münster und Eintracht Braunschweig sprachen für ihn. Das haben wir intern dann auch durchbekommen.“
Erfolge – und doch wieder das Aus
Der Traditionsklub stand damals kurz vor dem Abstieg in die Regionalliga. Unter Antwerpens Führung stabilisierte sich das Team, startete eine bemerkenswerte Serie von 13 Partien ohne Niederlage - und stand plötzlich kurz vor dem Aufstieg. Doch kurz vor den Relegationsspielen gegen Dynamo Dresden wurde Antwerpen freigestellt. Den Aufstieg des FCK erlebte er von der Couch aus.
„Seine Freistellung war der Grund für meinen Rücktritt im Aufsichtsrat und Beirat. Man hätte es seriöser machen müssen – offen, klar und mit Respekt“, sagt Fuchs. „Marco und sein Co-Trainer Frank Döpper haben gute Arbeit abgeliefert. Sie hätten mehr Respekt verdient – und auch den Aufstieg geschafft.“
Unbequem, aber erfolgreich
Antwerpen gilt als direkt, ehrlich, emotional – ein Typ mit Ecken und Kanten. „Aufgrund seiner Art gab es natürlich Reibungspunkte“, so Fuchs. „Er ist kein einfacher Typ. Seine direkte Art führt oft zu Diskussionen – aber er ist nicht beratungsresistent.“
Nach dem Aus beim FCK war Antwerpen rund 20 Monate ohne Job – eine schwierige Zeit. Dann übernahm er ausgerechnet den Erzrivalen Waldhof Mannheim und später den VfL Osnabrück. In beiden Fällen führte er Mannschaften in akuten Krisen zur Rettung – und musste dennoch bald wieder gehen.
Kürzlich wurden beim VfL als Gründe die verpasste Pokalqualifikation sowie Unstimmigkeiten innerhalb des Teams genannt. Die Neue Osnabrücker Zeitung berichtete von „massiven atmosphärischen Störungen“. Wie schon einst beim FCK, wehrt sich Antwerpen nun gerichtlich gegen seine Entlassung.
„Natürlich hat er sich nicht überall Freunde gemacht“
Der Ex-Profi ist ein klarer Kommunikator, fordernd, manchmal unbequem. Er liebt den direkten Draht zur Mannschaft, legt Wert auf Mentalität, Struktur und Disziplin. Sein Spielstil ist mutig, kampfbetont, geradlinig – einer, der anpackt, statt zu lamentieren.
Doch gerade diese kompromisslose Haltung stößt offenbar nicht überall auf Gegenliebe. Die Gründe für seine vielen Trennungen mögen variieren – das Muster bleibt: interne Reibungen, strategische Differenzen, unterschiedliche Vorstellungen.
„Marco eckte oft an – vor allem bei Personen, die mit der Wahrheit nicht gut umgehen können. Manchmal müsste er diplomatischer sein. Das weiß er auch, daran arbeitet er“, sagt Fuchs. „Natürlich hat er sich nicht überall Freunde gemacht. Aber es kann nicht immer nur einer schuld sein.“
„Seine Art gefällt nicht jedem“, betont Fuchs, „aber er ist mit Herz und Seele dabei – und fachlich stark.“
Das Image des „Feuerwehrmanns“ klebt an Antwerpen – nicht ganz zu Unrecht, aber auch nicht fair, findet Fuchs, räumt aber ein: „Er ist daran nicht ganz schuldlos.“ Antwerpen habe aber dazugelernt. „Seine Qualitäten sind unbestritten. Ich würde ihn immer wieder verpflichten.“