Social Media gehört längst zum Alltag vieler Profifußballer. Ob Trainingseinblicke, Kabinenhumor oder persönliche Momente: Instagram und Co. sind zum festen Bestandteil des Jobs geworden.
Ein Fußballer im Instagram-Takt: "Ich will vieles teilen, aber nicht alles"
Ein Fußballer im Instagram-Takt
Einer, der diesen Weg besonders konsequent geht, ist Timmy Thiele. Der 34 Jahre alte Stürmer von Energie Cottbus erklärt im Gespräch mit SPORT1, welche Bedeutung die Plattform für ihn hat – und wo er klare Grenzen zieht.
Wenn Thiele morgens um fünf Uhr auf sein Fahrrad steigt, schaltet er nicht nur das Licht an, sondern auch die Kamera. Er wohnt in Brandenburg-Wandlitz und pendelt fast täglich nach Cottbus – und tausende Follower sind live dabei.
Content von Thieledachs als Routine
Für viele ist der erste Clip des „Thieledachs“ längst Ritual: ein verschlafener Bahnhof, ein strahlendes Lächeln, ein lockerer Spruch.
„Die morgendliche Radtour ist für mich wie für andere der Gang ins Büro – nur eben mit Handy in der Hand. Instagram gehört mittlerweile genauso zu meinem Alltag wie das Training“, erzählt Thiele.
Seinen Account nennt er augenzwinkernd „Thieledachs“. „In meiner Kindheit haben wir oft Räuber und Gendarm gespielt und wir haben dann immer gesagt: ‚Du bist Corny und ich bin Dachs‘. Irgendwann war ich der Thieledachs – und das kam unglaublich gut an.“
Was anfangs spontane Clips waren, ist längst fester Bestandteil seines Tagesablaufs. „Ich poste morgens immer mit guter Laune – und sofort kamen Reaktionen. Mittlerweile warten die Leute regelrecht darauf. Das motiviert auch mich.“
Zwischen Nähe und Grenzen
Für Thiele ist Instagram mehr als Unterhaltung: „Es ist meine Möglichkeit, nahbar zu bleiben, Motivation zu geben und zu zeigen, dass auch ein Fußballer morgens früh aufstehen muss.“
Die große Sichtbarkeit hat aber auch Schattenseiten. Deshalb setzt der Angreifer klare Linien: „Die Privatsphäre meiner Kinder ist mir extrem wichtig, deshalb bleiben sie komplett raus. Ich will vieles teilen, aber nicht alles.“
Seine Familie unterstützt diesen Kurs. „Für meine Frau, meinen Vater und meine Schwester ist das selbstverständlich“, unterstreicht er.
Fußball durch die Instagram-Brille
Auf dem Platz bringt Thiele Erfahrung mit, bei Energie Cottbus ist er der älteste Spieler im Kader. Auch hier mischt er Social Media mit Humor – beim Media Day posierte er mit Krone und Gewand und kommentierte: „Papa ist zurück im Tempel.“
Dies sei natürlich „Satire, aber es passt eben auch zu meiner Rolle: Ich bin der Papa der Truppe“, erklärt er. Für die Jüngeren ist er nicht nur Mitspieler, sondern durch seine Onlinepräsenz auch ein ständiges Vorbild. „Ich zeige mich so, wie ich bin – direkt, offen, auch mal verletzlich. Und genau das macht die Nähe aus.“
Thieles Vertrag läuft im nächsten Sommer aus. Ob er verlängert wird? „Ich hätte nichts dagegen, aber es gab bisher noch keine Gespräche.“
Timmy Thiele nutzt Social Media als Verstärker
Nach einer Verletzungspause ist Thiele pünktlich zum Saisonstart zurück – und lässt die Fans daran teilhaben. Von Reha-Videos bis Trainingsclips: Sein Account spiegelt seinen Fußballalltag fast in Echtzeit wider.
„Instagram beeinflusst mich als Vater oder Ehemann nicht. Aber als Fußballer hilft es mir, Dinge zu teilen, die sonst niemand sehen würde – auch die Regentage. Wer das nicht mag, muss es sich nicht anschauen. Ich zwinge niemanden, diesen Weg mitzugehen.“
So entsteht das Bild eines Profis, der Instagram nicht als Pflicht versteht, sondern als festen Teil seiner Identität. Timmy Thiele ist Stürmer, Familienmensch und Motivator – aber eben auch Content-Creator im eigenen Fußball-Kosmos.