Wenn ich mir überlege, was ich hier so schreibe, traue ich meinen eigenen Worten kaum. Nach 15 Spieltagen beschäftige ich mich erstmals seit Jahren nicht mit der Dominanz der Bayern, sondern mit dem Deutschen Meistertitel 2019 für Borussia Dortmund.
So holt dieser BVB auch die Schale
Dieser Herbstmeister holt auch den Titel, und daher: Herzlichen Glückwunsch zur deutschen Meisterschaft. Es ist nicht der eine Sieg gegen Werder Bremen, sondern es ist der Mangel an Glutnestern und Sorgen, die für mich keinen anderen Schluss zulassen.
Die Statistik besagt: Noch nie hat ein Herbstmeister mit einem solchen Punktepolster seinen Vorsprung noch verspielt. Die Bilanz der ersten 15 Spiele ist die Grundlage für den neunten Titel der Schwarzgelben.
Je mehr ich nach nach möglichen Problemen suche, die den Klub im nächsten Jahr stoppen könnten, desto mehr bin ich in der Meinung bestärkt: Den BVB wird niemand aufhalten.
Die Mannschaft ist ein Team aus mehr als 20 gesunden Topspielern, die auch komplett durchgemischt - wie unter Woche in Monaco - nicht an Qualität verliert. Selbst Verletzungen von Spielern auf zentralen Positionen sind mit exzellenten und vor allem höchst motivierten Ersatzleuten optimal zu ersetzen.
Bisher macht es aber erst gar nicht den Eindruck, als ob Belastungs- und Trainingssteuerung eine Verletzungsanfälligkeit überhaupt zulassen. Die anhaltende Gesundheit von Marco Reus passt perfekt ins Bild.
Diese Saison ist die des BVB
Die Belastungen in anderen Wettbewerben scheinen den BVB eher zu beflügeln, als dass sie ihn auf dem Weg Richtung Schale hindern würden. Gruppensieg vor Atletico als Antwort auf die peinliche Gruppenphase im vergangenen Jahr mit zyprischen Stolpersteinen. Dortmund ist in dieser Saison nicht wiederzuerkennen und deswegen gelten auch keine Gesetze aus anderen Spielzeiten.
Die Saison 2018/19 ist die des BVB und zwar seit dem sechsten Spieltag bis zum Ende. Bis zum Titel.
Beispielhaft für Dortmunds Erfolg ist auch die Außendarstellung des Klubs, die gerade in diesen Wochen zum Musterbeispiel für Vereinsführung gilt. Auch das ist anders als in den vergangenen Jahren.
Alle in eine Richtung - Richtung Titel
Ein Trainer, der vermeintlich nicht immer alles so richtig versteht, halb-charmant unverfänglich mit großer Souveränität auftritt und in dieser Größe eben auch anderen breiten Raum für Einschätzungen aller Art lässt. Dieses ausgewogene Spiel, auch mit den neuen Kräften Sammer und Kehl, lässt für den weiteren Saisonverlauf kein Potenzial für aufkommendes Chaos erkennen.
Alle in eine Richtung – Richtung Titel.
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Themen, die den BVB in der vergangenen Saison noch belasteten, haben sich erledigt. Der Schatten des Anschlags scheint verzogen, symbolischer als mit einem Sieg in Monaco ging es ja kaum.
Dazu nörgeln keine vermeintlichen Weltstars über ihre Rolle im Team. Frisuren und Autos, Pelzmäntel und Spielerfrauen spielen in dieser Meistersaison ein sehr untergeordnete Rolle. Leistungsträger der letzten Jahre wie Pulisic oder Weigl akzeptieren – zumindest in der Außendarstellung - ihre sicher nicht geliebte Rolle als Reservist.
Und sie werden da sein, wenn im neuen Jahr die Jungstars unweigerlich in ein Leistungsloch fallen werden. Das ist nun einmal so, aber der BVB ist genau für solche Fälle gut aufgestellt.
Und dann macht die Konkurrenz auch noch den Weg frei. Keinem Team ist eine Aufholjagd zuzutrauen, wie sie nötig wäre, um Dortmund noch abzufangen.
Selbst wenn der BVB drei Spiele in Folge Punkte abgeben sollte, würde das nicht automatisch zum Verlust des Titels führen. Alle anderen - auch die Bayern - sind nicht stabil genug, so eine Phase auszunutzen.
Lass sie doch mal verlieren die Dortmunder - ja und? Dann schlingert Gladbach. Und die Bayern spielen zu Hause mal wieder unentschieden.
Selten war der Weg nach 15 Spieltagen so klar gezeichnet - und deswegen traue ich auch meinen eigenen Worten: Glückwunsch zum Herbstmeister und zur Schale, BVB!