Hat der Impfstatus Folgen für das Portemonnaie der Bayern-Stars?
Bayern dürfen 740.000 Euro Gehalt einbehalten
Bis kürzlich galt, dass Ungeimpfte in Quarantäne weiterhin vom Arbeitgeber bezahlt werden. Diese Regelung ist am 1. November jedoch weggefallen. Mit anderen Worten: Wer seinem Job nicht nachgehen kann, weil der Piks fehlt, bekommt für die Dauer seines Ausfalls keine Kohle mehr, sofern es der Arbeitgeber so entscheidet. Geregelt wird das im Bundesinfektionsschutzgesetz (§56). Kritiker nennen es Impfzwang.
Kein Geld für Ungeimpfte: Trifft das nun auf Joshua Kimmich zu?
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Corona: Nicht nur Kimmich beim FC Bayern ungeimpft?
Der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler des FC Bayern ist bislang der einzige Profi der Münchner, der öffentlich erklärt hat, ungeimpft zu sein.
Dass mit ihm auch Serge Gnabry und Jamal Musiala am Dienstag als unmittelbare Kontaktpersonen die Heimreise von der Nationalmannschaft antreten mussten, weil sich Niklas Süle trotz einer doppelten Impfung mit Corona infiziert hat, legt die Vermutung nahe, dass auch sie ungeimpft sind.
Ebenso Eric Maxim Choupo-Moting, der sich nun in häuslicher Isolation befindet. Der DFB und die Bayern geben dazu keine Auskunft.
Die Aussagen von Nationalmannschafts-Arzt Dr. Tim Meyer vom Dienstag geben jedoch einen Hinweis darauf, warum nicht nur Kimmich abreisen musste: „Die Impfung ist eines der Kriterien, aber nicht das einzige.“ Manuel Neuer hingegen (vollständig geimpft) durfte bei der Mannschaft bleiben, obwohl er zuvor auch mit Süle im Flieger gesessen hatte.
Wie reagiert der FC Bayern?
Noch keine Entscheidung beim FC Bayern
Nach SPORT1-Informationen liegt das Thema der Lohnfortzahlung an der Säbener Straße auf dem Tisch. Allerdings ist vereinsintern noch keine Entscheidung darüber gefallen, ob die ungeimpften Bayern-Spieler für die Dauer ihre Ausfalls bezahlt werden oder nicht.
Klar ist: Die Bayern, durch die Corona-Krise finanziell angeschlagen, sind seit Monaten auf Sparkurs. Allen ungeimpften Spielern im Verein legt man eine Impfung weiterhin nahe. Doch kann man sich wirklich erlauben, Top-Stars wie Kimmich mit ausbleibenden Gehälter zu erzürnen?
Legt man das geschätzte Jahresgehalt von Kimmich (17,5 Millionen Euro), Gnabry (10), Musiala (5) und Choupo-Moting (3) zu Grunde, ergibt sich für diese vier Spieler in Summe ein wöchentliches Salär in Höhe von rund 740.000 Euro, das die Bayern-Bosse gemäß der Rechtsgrundlage einbehalten könnten.
Zumal die vier betroffenen Spieler sich wohl frühestens nach sieben Tagen freitesten lassen können. Eine genaue Entscheidung des Gesundheitsamtes steht noch aus. Auch die betroffenen Spieler wissen nach SPORT1-Informationen noch nicht, wie lange sie nun zu Hause bleiben müssen.
Bayern könnten das Gehalt einziehen
Können die Bayern tatsächlich das Gehalt einziehen? „Ja!“, sagt Dr. Joachim Rain, einer der führenden Rechtsexperten auf diesem Gebiet: „Ein juristisches Vorgehen dagegen hätte nur Erfolg, wenn die zugrundeliegenden Rechtsgrundlagen vom Gericht für unwirksam erachtet würden, etwa weil sie einen indirekten Impfzwang begründen. Dass ein Gericht dies so sieht, ist eher unwahrscheinlich.“
Ferner sagt Rain: „Grundsätzlich führen Umstände, die eine Erbringung der Arbeitsleistung verhindern und aus der Sphäre des Arbeitnehmers rühren (wie etwa Familienfeiern oder Umzüge) zum Wegfall des Lohnanspruches – außer bei Krankheit.“ Eine Quarantäne eines Ungeimpften als Kontaktperson, sei daher ein „Risiko“, welche „dem Arbeitnehmer zuzuweisen“ sei.
Soll heißen: Kimmich & Co. tragen durch ihren Verzicht auf das Impfen die Verantwortung für ihren Dienstausfall!
Kimmich-Klage hätte geringe Erfolgsaussicht
Könnte Kimmich dagegen klagen? „Theoretisch ja“, sagt Rain, wenngleich er ihm in diesem Fall nur geringe Erfolgschancen in Aussicht stellt.
Rein sportlich betrachtet ist die aktuelle Situation für die Bayern noch hinnehmbar. Das nächste Pflichtspiel steigt am 19. November beim FC Augsburg. Möglich ist, dass die Spieler, die sich aktuell mit Training in den eigenen vier Wänden fit halten, bis dahin wieder einsatzfähig sind. Es sei denn, sie müssen für 14 Tage in Quarantäne.
Rain glaubt indes, dass sich ein Lohnfortzahlungs-Stopp für Fußball-Spieler in der Praxis „durchsetzen wird“, weshalb „der Versicherungsmarkt darauf sicherlich reagieren“ werde, um Lösungen für Ungeimpfte anzubieten.
„Ob zu vernünftigen Konditionen, ist natürlich eine andere Frage, ebenso ob das breitflächig von Ungeimpften angenommen wird, denn der Schaden einer Quarantäne von beispielsweise einer Woche und entsprechendem Lohnausfall ist bei einem ‚Normalverdiener‘ überschaubar“, sagt Rain.
Normalverdiener sind die Bayern-Stars aber eben nicht.