Am Dienstagmittag mache Schalke 04 offiziell, was einen Tag zuvor laut übereinstimmenden Medienberichten bereits fix war.
Ist Schalke zu groß für Kramer?
Frank Kramer wird der neue Cheftrainer der Knappen und tritt damit das Erbe von Mike Büskens an, der die Schalker im Endspurt in die Bundesliga führte.
Wieso die Wahl auf den Ex-Bielefelder fiel, der nach sieben Spielen ohne Sieg im April entlassen wurde, erklärte Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder auf der Pressekonferenz am Nachmittag: „Frank Kramer ist ein Leader, eine Führungspersönlichkeit. Die Biographie von Frank: Im höchsten Nachwuchs- und Profibereich hat er Erfahrung, er arbeitet hart. Ich kenne ihn schon sehr lange und bin überzeugt, dass er der richtige Mann ist. Frank ist ehrgeizig und empathisch und einfach ein Macher“, erklärte Schröder die Entscheidung.
Schalke-Fans von Kramer nicht begeistert
Bei einem Großteil der Schalker Anhängerschaft stieß die Verpflichtung des neuen Mannes an der Seitenlinie jedoch nicht gerade auf große Begeisterung.
Die Kritikpunkte: Ein zu kleiner Name, bisher quasi nur Erfahrungen bei kleinen Vereinen in Deutschland und dort auch keinen Erfolg über einen längeren Zeitraum.
Dass ein Verein wie Schalke 04, ein Bundesliga-Aufsteiger, nicht die Mittel hat, um einen Trainer im Format von Hansi Flick zu verpflichten, dürfte klar sein.
Dementsprechend müssen natürlich die Anforderungen an den neuen Coach runtergeschraubt werden. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Kramer in Vergangenheit häufig entlassen
Was aber dennoch Tatsache ist: Bei seinen Stationen in Deutschland bei Greuther Fürth, Fortuna Düsseldorf und Arminia Bielefeld wurde Kramer am Ende entlassen. Mit Greuther Fürth stieg er aus der Bundesliga ab (Saison 2012/13) und kam nicht mehr hoch, mit Fortuna Düsseldorf taumelte er Richtung 3. Liga (Saison 2015/16) und bei Arminia Bielefeld wurde er entlassen, weil nicht mehr an die Trendwende unter ihm geglaubt wurde.
Die gelang allerdings auch seinen Nachfolgern Marco Kostmann und Michael Henke nicht, die Bielefelder stiegen am Ende ab. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Was man Kramer jedoch zugutehalten muss. In der Saison 2020/21 verhinderte er mit den Bielefeldern den Abstieg aus der Bundesliga.
Dasselbe Ziel verfolgt der 50-Jährige nun mit den Königsblauen. „Wir haben die vor uns liegende Aufgabe analysiert. die vor allem Klassenerhalt heißt“, teilte Vorstand Peter Knäbel auf der Pressekonferenz mit.
Schalke-Legenden fordern Ruhe
Laut einer Schalke-Legende sei es ohnehin falsch, Kramer jetzt schon zu bewerten.
„Er hat trotz des Abstiegs eine gute Arbeit in Bielefeld gemacht. Man muss abwarten, ob er der richtige Mann ist. Das kann man erst beurteilen, wenn die Saison angefangen hat“, mahnte der Ex-Schalke-Profi Rüdiger Abramczyk am Rande des Abschiedsspieles von Kommentator-Legende Werner Hansch auf SPORT1.
Legende Dietmar Schacht äußerte derweil einen Wunsch: „Die Erwartungshaltung ist sehr hoch, ich hoffe er wird damit fertig. Rouven Schröder hat bisher immer einen sehr guten Job gemacht. Ich hoffe, dass er auch diesmal Händchen beweist.“
Auf die Füße fallen könnte Kramer aber ein ähnliches Schicksal, welches Marco Rose beim BVB ereilte.
Droht Kramer ein BVB-Schicksal?
Der 45-Jährige wurde beim BVB nach einer „intensiven Saisonanalyse“ im Mai überraschend entlassen. Ein Grund dafür dürfte auch gewesen sein, dass die Bosse mit dem Publikumsliebling Edin Terzic bereits einen passenden Nachfolger griffbereit hatten.
In dieselbe missliche Lage könnte eines Tages auch Kramer bei S04 kommen.
Vereinsikone Mike Büskens wird wieder Co-Trainer, bleibt dem Trainerstab also erhalten. Auf Schalke wird Büskens innig geliebt, nach dem Aufstieg im Endspurt nur umso mehr. Sollte S04 einmal eine Schwächephase über längere Zeit ereilen, würde Liebling Büskens womöglich als Alternative bereitstehen.
Diese Konstellation im Trainerstab könnte Kramer früher als gedacht den Job kosten.
Trotz der ungünstigen Vorzeichen zeigte sich Kramer auf der Pressekonferenz voller Tatenkraft: „Ich bin natürlich superglücklich, Schalke ist ein super Verein. Es ist etwas ganz Besonderes. Und ich bin froh, ein Teil davon sein zu dürfen und mit anzupacken.“ (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)