„Auch eine gute Leistung gebracht, keine Punkte“, fasste Darmstadt-Coach Torsten Lieberknecht auf der Pressekonferenz das Spiel am Samstag gegen Bayer Leverkusen zusammen. Schlusslicht SV Darmstadt 98 startete gegen den Bundesliga-Tabellenführer gut ins Spiel, verlor jedoch mit 0:2.
Plötzlich ein Hauch Sandro Wagner
Nicht nur, dass der Relegationsplatz derzeit nur vier Punkte und der 15. Tabellenplatz nur sechs Punkte entfernt sind, kann den Lilien noch Hoffnung machen. Auch die Winter-Neuzugänge Sebastian Polter, Gerrit Holtmann und Julian Justvan sind ein Lichtblick für die drittschwächste Offensive der Liga.
Mit Holtmann und Polter, die sich aus gemeinsamen Bochumer Zeiten kennen, holten die Südhessen gleich zwei Spieler mit Bundesliga-Erfahrung. Holtmann bezeichnet sich selbst als schnellen Spieler, der 2021 den Geschwindigkeitsrekord der zwei höchsten deutschen Spielklassen seit Beginn der Datenerfassung 2011/12 gebrochen hat. Mit neun Bundesliga-Toren ist er allerdings bisher nicht wirklich torgefährlich.
Dies könnte jedoch Polter in der Rückrunde für die Darmstädter übernehmen, auch wenn der großgewachsene Stürmer bisher in seiner Karriere erst 21 Mal in der Bundesliga einnetzen konnte. Denn in Darmstadt gelang es Neuzugängen schon häufiger, ihre Bilanz deutlich aufzupolieren.
Vom aussortierten Stürmer zum Nationalspieler
Im Sommer 2015 wechselte Sandro Wagner ablösefrei von Hauptstadtklub Hertha BSC zu den Lilien. Anders als Polter erzielte der heute 36-Jährige bis zu seinem Wechsel allerdings nur sieben Tore und absolvierte in der Saison 2014/15 nur 16 Spiele für die Berliner.
In seinem Jahr in Darmstadt blühte der gebürtige Münchner jedoch auf und schoss 15 Tore in 34 Spielen. Zudem hatte er mit seinen Toren, wie beim 2:1-Sieg am 33. Spieltag gegen seinen Ex-Klub Hertha BSC, einen großen Anteil am Klassenerhalt der Südhessen.
Anschließend wechselte der Stürmer zur TSG Hoffenheim und erweckte mit 18 Toren und acht Vorlagen die Aufmerksamkeit des FC Bayern München und gab 2017 im Alter von 29 Jahren sogar noch sein Nationalmannschafts-Debüt.
Neuauflage eines erfolgreichen Duos?
Zur selben Zeit spielte auch Marcel Heller in Darmstadt, der, wie Holtmann auch, als sehr schneller Außenbahnspieler galt. Der 37-Jährige wechselte 2013 ablösefrei von Alemannia Aachen zu den Lilien und hatte mit seinen Leistungen großen Anteil am Durchmarsch von der dritten Liga ins Fußball-Oberhaus.
Zusammen mit Wagner bildete der gebürtige Frechener damals ein Duo aus schnellem Außenbahnspieler und wuchtigem Mittelstürmer. Mit Holtmann und Polter könnte es nun zu einer Neuauflage dieses Duos kommen.
Fabian Holland tat sich nach dem Spiel gegen Leverkusen jedoch schwer damit, Heller und Wagner mit den beiden Neuzugängen zu vergleichen: „Ich finde es immer schwierig, die Spielertypen zu vergleichen. Ich glaube, dass wir uns schon gut verstärkt haben.“
„Es ist natürlich immer schwer Neuzugänge zu finden, die uns dann auch weiterhelfen, aber ich glaube, das ist uns gut gelungen. Deswegen stimmt uns das in der Hinsicht auch nochmal positiv für die nächsten Spiele“, ergänzte der 33 Jahre alte Kapitän.
„Polter wird kein Heilsbringer sein“
Auch Lieberknecht dämpfte auf der Pressekonferenz die Erwartungen einiger Fans. Auf die Frage, ob Polter ein Kandidat für die Startelf sei, sagte der 50-Jährige: „Weniger, das muss man eindeutig sagen. Das weiß er aber auch. Das war bei unserem Gespräch auch Thema, dass er Spielminuten braucht, aber er um seine Rolle weiß, dass er dann, wenn es noch 30 Minuten sind, dass er dann kommt und gebraucht wird und dafür war er auch Feuer und Flamme.“
„Er wird kein Heilsbringer sein, weil keiner von uns das von ihm erwartet, sondern er ist ein Unterstützer für die Mannschaft“, fuhr der Ex-Braunschweiger fort.
Weiter Hoffnung auf den Klassenerhalt
Und trotzdem gibt es immer noch Hoffnung auf den Klassenerhalt. Im Interview sagte Innenverteidiger Christoph Zimmermann: „Den Kopf muss man immer oben halten und den werden wir immer oben halten, weil es für uns doch keine Überraschung ist, uns an dem Platz in der Tabelle wiederzufinden, wo wir gerade sind.“
Und auch Holland zeigte sich zuversichtlich: „Hier hat keiner schon irgendwas aufgegeben. Die Spieler nicht, die Fans nicht und der ganze Verein nicht. Wir sehen das an der Tabelle, dass wir in Schlagdistanz sind und auch in den Spielen, dass wir immer da sind. Jetzt wollen wir diese knappen Spiele dann auch gewinnen.“
Am kommenden Samstag wartet nun Borussia Mönchengladbach auf die Lilien. Im Hinspiel führte D98 zur Halbzeit mit 3:0, jedoch reichte es am Ende nur für ein 3:3. Diesmal will sich das Team von Torsten Lieberknecht allerdings besser anstellen und drei Punkte mit nach Darmstadt nehmen.